Metaller-KV: Abbruch in der dritten Runde

Metaller-KV: Abbruch in der dritten Runde
Die Gewerkschaft wollte am Montag endlich übers Geld reden. Die Arbeitgeber nicht.

Bei den Metallern sollte es am Montag ans Eingemachte gehen: In der dritten Verhandlungsrunde für 120.000 Beschäftigte der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) drängten die Gewerkschaften Proge und GPA auf einen Abschluss. Für den Fall, dass dieser ausbleibt, hatten sie vorsorglich bereits gewerkschaftliche Maßnahmen angekündigt.


Warten auf Angebot

Der Abschluss blieb aus, die Verhandlungen wurden kurz vor Mitternacht abgebrochen. Der Grund: Die Arbeitgeber hatten sich geweigert, den Gewerkschaften ein Angebot zu machen. Vorher müssten die Arbeitnehmervertreter ihre Forderung nach drei Prozent Lohnerhöhung reduzieren. Diese seien realitätsfern und keine Basis für Lohnverhandlungen.
Proge-Chef Rainer Wimmer und GPA-Chefverhandler Rudi Wagner: „Wir glauben, dass uns die Arbeitgeber nicht ernst nehmen wollen. Wir haben es nicht geschafft, ein Angebot zu bekommen.“
Die Gewerkschaften wollen jetzt den Druck erhöhen. Noch diese Woche sollen Betriebsrätekonferenzen erste Kampfmaßnahmen wie Betriebsversammlungen beschließen. Als letzter Verhandlungstermin war vor der Montag-Runde der 3. November vereinbart worden.


Insider hatten erwartet, dass die Arbeitgeberseite zumindest ein Angebot in Höhe der Inflationsrate von 0,8 bis 0,9 Prozent machen würden. Damit wäre es freilich weit von der Gewerkschaftsforderung und von den heurigen Lohnerhöhungen entfernt. Diese lagen zwischen 1,25 (Brauereien) und 1,4 Prozent (Elektroindustrie).


Freizeitoption

Ein Knackpunkt ist auch die Freizeitoption. Diese ermöglicht den Tausch der Lohnerhöhung gegen Freizeit. 2015 wurde diese Option erstmals vereinbart, heuer legten sich die Arbeitgeber gegen eine Neuauflage quer.
Das Modell ist recht beliebt. GPA-Verhandler Wagner: „Nach unseren Umfragen gibt es das Modell bereits in 22 Prozent der Unternehmen. Im Durchschnitt nehmen es 43 Prozent der Beschäftigten in Anspruch.“ Das Interesse ist laut Wagner größer und geht quer durch die ganze Belegschaft, die Mitarbeiter haben allerdings keinen Rechtsanspruch darauf. Die Lohnerhöhung von 1,5 Prozent im Vorjahr bedeutet eine knappe Woche mehr Urlaub.

Am Montagnachmittag ist die dritte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für die knapp 120.000 Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie gestartet. Arbeitgebervertreter Christian Knill wiederum hofft auf einen "gewaltigen Schritt Richtung Realität", eine dreiprozentige Lohnerhöhung sei "völlig realitätsfremd" und ein "Jobkiller", warnte er im Gespräch mit der APA.

Die Teuerungsrate liege aktuell bei 0,9 Prozent und der Produktivitätszuwachs bei 1 Prozent, also schon rein rechnerisch würden sich daraus nicht 3 Prozent ausgehen, spielte Knill auf die sogenannten "Benya-Formel" (benannt nach dem ehemaligen Spitzengewerkschafter Anton Benya) an, wonach sich der Lohnzuwachs aus Inflation plus Produktivitätssteigerung ergibt.

Drei Prozent für steigende Gewinne

Hier geht allerdings die Rechnung der Arbeitnehmervertreter anders. Rainer Wimmer, Chefverhandler von der Produktionsgewerkschaft Pro-GE und Industriesprecher der SPÖ, verwies zu Verhandlungsbeginn auf "steigende Gewinne, steigende Produktivität und steigende Gewinnausschüttungen". Die 3-Prozent Lohnerhöhung habe man schließlich nicht ins Blaue hinein gefordert, man habe sich die Zahlen der Branche genau angesehen.

Daran hat wiederum Knill, Obmann des Fachverbandes der Maschinen- und Metallwarenindustrie und steirischer Industrieller, Zweifel. Die Arbeitnehmer würden nur die Zahlen der besten zehn Prozent der Betriebe herannehmen, verhandelt werde aber der Kollektivvertrag (KV) für 1.200 Betriebe, von denen es einem Drittel alles andere als gut gehe.

Wenig Freude hat Knill weiterhin mit der Forderung der Arbeitnehmer nach einer Freizeitoption - also mehr Freizeit bei Verzicht auf die KV-Erhöhung. Dies werde nur von fünf Prozent der Betriebe genutzt. Aber im Vergleich zu der 3-Prozent-Forderung sei die Freizeitoption eine überschaubare Hürde bei den Kollektivvertragsverhandlungen. GPA-Chefverhandler Rudi Wagner sagte hingegen, die Option würde in 22 Prozent der Unternehmen genützt.

Marathon im Vorjahr

Im Vorjahr erfolgte die KV-Einigung in der dritten Runde nach einem 24-stündigen Verhandlungsmarathon. Damals gab es um 1,5 Prozent KV- und IST-Lohnerhöhung und eine Freizeitoption. Die Inflationsrate war damals mit 0,9 Prozent nahezu ident mit der Teuerungsrate heuer. Die heurigen KV-Abschlüsse lagen bisher meist im Bereich von 1,3 bis 1,5 Prozent. Der Mindestlohn in der Metallindustrie beträgt 1.750 Euro brutto. Ein Angestellter verdient laut Knill im Schnitt 4.285 Euro brutto im Monat, bei einem Arbeiter seien es 2.973 Euro.

Im Handel, der am vergangenen Mittwoch die KV-Verhandlungen gestartet hat, liegt der Mindestlohn für die rund 500.000 Beschäftigten bei 1.500 Euro brutto. Neben den Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie verhandeln derzeit auch die gut 60.000 Beschäftigten der fünf anderen Metallindustrie-Verbände sowie die 200.000 Arbeiter und Angestellte des Metallgewerbes.

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