Metaller: Aufrüsten für die Lohnrunde

Die Unternehmer wünschen sich eine nur minimkale Lohnerhöhung
Die Unternehmen klagen über fehlende Aufträge, die Gewerkschaft will eine kräftige Erhöhung.

Alle Jahre wieder: Vor der Herbstlohnrunde kommt das Jammern über schlechte Zeiten, die nur einen "moderaten und fairen KV-Abschluss" zulassen.

Die heimische Maschinen-, Metallwaren- und Gießereiindustrie hat vor dem Hintergrund der Sanktionen gegen Russland, dem bevorstehenden Brexit und der Schwäche wichtiger Märkte wie Brasilien tatsächlich mit etlichen Problemen zu kämpfen. "Die Branche stagniert seit mehreren Jahren", skizziert Christian Knill, Obmann des Fachverbandes FMMGI, die Lage. "Und die Unternehmen rechnen auch in den kommenden Monaten mit einer Seitwärtsbewegung." Im Gesamtjahr dürfte die Branche mit 125.000 Mitarbeitern und knapp 35 Milliarden Euro Produktionswert neuerlich stagnieren.

Auftragsschwäche

Metaller: Aufrüsten für die Lohnrunde
Die ersten Anzeichen für ein weiteres mageres Jahr gibt es bereits. Zwar stieg die Produktion in den ersten fünf Monaten 2016 real noch um 4,3 Prozent. Der Auftragseingang blieb aber mit 12,7 Milliarden Euro leicht hinter der Vorjahresperiode zurück. Die Inlandsnachfrage ist rückläufig. Im Export – die Exportquote der Branche beträgt im Durchschnitt 80 Prozent – wirken sich vor allem Russland und Brasilien negativ aus. Das Geschäft mit Russland, das sich bereits im Vorjahr auf 640 Millionen Euro halbiert hat, ist im ersten Halbjahr neuerlich um 40 Prozent eingebrochen, der Rückgang setzt sich auch in der zweiten Jahreshälfte fort.Die Unsicherheiten über die Auswirkungen des Austritts Großbritanniens aus der EU führten zur Zurückhaltung bei Investitionen und Aufträgen.

"Abschlüsse zu teuer"

Ein weiteres Problem ist für Knill, dass in den vergangenen zehn Jahren "die KV-Abschlüsse regelmäßig zu teuer" gewesen seien. Zwischen 2005 und 2015 sei die Produktivität um 6,7 Prozent gestiegen, die Inflation um 21,4 Prozent, die Metaller-Löhne aber um 31,9 Prozent. Die Metallbranchen zahlten ohnehin die höchsten Löhne in der Industrie. Ein Arbeiter verdiene im Durchschnitt 2800 Euro brutto im Monat, ein Angestellter 4100 Euro. Und die Mindestlöhne seien mit 1750 Euro ebenfalls die höchsten.

Auf der Arbeitgeber-Wunschliste steht auch eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit, obwohl das jüngste Paket erst in diesem Sommer abgeschlossen wurde. Die Einführung von Zeitkonten sei, begründet Knill die neuerliche Forderung, längst überfällig gewesen und reiche noch nicht aus. Im Mittelpunkt der Lohnrunde werde das Thema aber heuer nicht stehen.

Gewerkschaft will mehr

Die Gewerkschaft Proge, die gemeinsam mit der Angestelltengewerkschaft GPA verhandelt, hält nichts von moderaten Lohnabschlüssen. Proge-Chef Rainer Wimmer und GPA-Chefverhandler Rudolf Wagner orten einen "soliden Aufwärtstrend" bei den Unternehmen. Wimmer: "Es gibt keinen Grund für vornehme Zurückhaltung." Angesichts des Produktivitätszuwachses von 1,9 Prozent und einer Inflationsrate von 0,8 Prozent seit dem Abschluss im Vorjahr dürften sie einen höheren Abschluss anstreben als 2015. Im vorigen Herbst hatte es bei 0,9 Prozent Inflation 1,5 Prozent mehr Lohn gegeben.

Apropos Zurückhaltung: Darin werden sich die Gewerkschaften heuer bei der Übergabe ihres Forderungspakets am 26. September wohl nicht üben. Sie werden erstmals zu Verhandlungsbeginn einen konkreten Prozentsatz fordern. Bisher wurde die konkrete Forderung erst in der zweiten oder dritten Runde genannt.

Ebenfalls auf der Tagesordnung steht bei Proge und GPA Arbeitszeitverkürzung. Nach der Premiere im Vorjahr soll es auch heuer eine Freizeit-Option – mehr Urlaub statt Lohnerhöhung – geben. Knill lehnt das ab, Arbeitszeitverkürzung sei das falsche Signal.

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