Fünf Milliarden Euro einsparen: So will Mercedes aus der Krise fahren

Fünf Milliarden Euro einsparen: So will Mercedes aus der Krise fahren
Der Absatz schwächelt, Gewinne brechen ein. Der deutsche Autobauer will bis 2027 insgesamt fünf Milliarden Euro einsparen.

Zusammenfassung

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  • Mercedes plant ein umfangreiches Sparprogramm mit einem Stellenabbau und schließt betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland bis 2035 aus.
  • Um die Profitabilität zu steigern, wird die Produktion weltweit reduziert und Materialkosten sowie Fixkosten sollen um zehn Prozent gesenkt werden.
  • In China und Argentinien sind ebenfalls Stellenabbauten geplant, während in Deutschland auf Tariferhöhungen verzichtet wird.

Der Motor spotzt, vor allem in China: Die teuren Modelle mit dem Stern laufen dort nicht mehr so gut wie früher. Die hochpreisigen Nobelkarossen sind aber das Kernelement der Strategie von Konzernchef Ola Källenius. Sie haben dem Konzern in den vergangenen Jahre Rekorde eingefahren. Mit der Wirtschaftsflaute in der Volksrepublik sind die wohlhabenden Mercedes-Kunden aber unerwartet sparsam geworden. Außerdem wächst die Konkurrenz.

Wegen des schlecht laufenden Geschäfts im Reich der Mitte hat Mercedes im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinneinbruch erlitten. Das Konzernergebnis fiel im Jahresvergleich um gut 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Der Umsatz ging um 4,5 Prozent auf 145,6 Milliarden Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern rutschte um fast ein Drittel auf 13,6 Milliarden Euro ab.

Um wieder profitabler und wettbewerbsfähiger zu werden, verfolgt der Stuttgarter Autobauer mehrere Ansätze - bei Mercedes selbst spricht man von einem Programm zur Leistungssteigerung: Next Level Performance heißt es da. Was soll den Autobauer nun retten? 

Einerseits will man mit der größten Modelloffensive der Geschichte ab 2026 wieder attraktiver für Käufer werden. Entsprechend sollen bis bis Ende 2027 insgesamt 37 neue bzw. überarbeitete Pkw-Modelle auf den Markt gebracht werden, davon fast die Hälfte E-Autos. Der Anteil an Top-End-Fahrzeugen wie der S-Klasse oder AMG oder Maybach wird weiter ausgebaut. Für die Luxuslimousine S-Klasse etwa wird es noch heuer ein umfangreiches Upgrade geben.

Sparprogramm: Einigung erzielt

Auf der anderen Seite hat der Autobauer ein umfangreiches Sparprogramm angekündigt. Fünf Milliarden Euro sollen bis 2027 eingespart werden. Werk in Deutschland wolle man keines schließen, aber die Produktionskapazität verringern und auch Stellen abbauen, ließ Finanzchef Harald Wilhelm vor ein paar Wochen durchklingen. Weltweit wolle man die Produktionskapazität in den nächsten Jahren von 2,5 auf 2 bis 2,2 Millionen Einheiten senken. Die Fertigung in Deutschland werde um 100.000 Einheiten, also 10 Prozent, reduziert.

Konkrete Zahlen zum Stellenabbau nannte Wilhelm nicht. Dass 20.000 Stellen gefährdet seien, wie es das Management Magazin Ende vorigen Jahres berichtet hatte, wies ein Sprecher zurück und verwies auf die Beschäftigungsversicherung. Ein Unternehmen habe ja auch die Möglichkeit, freiwerdende Stellen nicht wieder zu besetzen, betonte Mercedes-Chef Ola Källenius in der Süddeutschen Zeitung.

Nun hat man sich für Deutschland mit dem Betriebsrat auf Einsparungen und einen Stellenabbau geeinigt. "Die Spar- und Flexibilisierungsmaßnahmen reichen von Einsparungen bei Vergütungsbestandteilen bis hin zu einer Erhöhung der Personalflexibilität mit mehr Zeitarbeit in der Produktion“, teilte eine Sprecherin mit.

Fünf Milliarden Euro einsparen: So will Mercedes aus der Krise fahren

Harald Wilhelm, Finanzchef von Mercedes

Verzicht auf Tariferhöhungen, höhere Abfindungen

Intern steigt man auf die Kostenbremse und will bis 2027 die Produktionskosten um zehn Prozent im Vergleich zu heute senken. Zudem sollen Materialkosten optimiert werden, und auch die Fixkosten sollen um weitere zehn Prozent gedrückt werden.

Einen Teils des Sparpaket müssen die rund 91.000 Beschäftigten in Deutschland schultern: Sie verzichten auf rund die Hälfte der geplanten Tariferhöhungen. Im Gegenzug hat sich Mercedes verpflichtet auf betriebsbedingte Kündigungen - intern wird das Programm "Zusi" genannt - bis ins Jahr 2035 zu verzichten. Das hatte Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali schon länger gefordert. Bislang hätte "Zusi" nur bis Ende 2029 laufen sollen.

Wer freiwillig aus dem Unternehmen scheiden will, dem wird das künftig durch höhere Abfindungen schmackhaft gemacht, wobei hier das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit gilt: Will ein Mitarbeiter ausscheiden, muss Mercedes zustimmen.

Sparen bei den Prämien

Auch bekommen die Arbeiter bei Mercedes eine geringere Prämie als in den beiden Vorjahren. Sie erhalten voraussichtlich eine Ergebnisbeteiligung in Höhe von bis zu 5.220 Euro, wie eine Sprecherin mitteilte. Die Auszahlung erfolgt mit dem April-Entgelt. 2023 und 2024 hatte die Prämie noch bei einer Rekordhöhe von bis zu 7.300 Euro gelegen.

Der Gürtel soll zudem bei Vorstand, leitenden Führungskräften und Teamleitern, die nicht unter den Tarifvertrag fallen, enger geschnallt werden: Die Basisvergütung für das Jahr 2025 wird nicht erhöht.

Jobabbau in China

In China wollen die Stuttgarter Stellen abbauen und so Personalkosten bis 2027 um 25 Prozent senken. In den Abteilungen Vertrieb und Autofinanzierung sollen einem Insider zufolge 10 bis 15 Prozent der Arbeitsplätze wegfallen. Ähnliches sei auch bei IT-Diensten und in der Rechtsabteilung geplant, berichtet Reuters. Die Aussagen beziehen sich auf die eigenen Beschäftigten von Mercedes-Benz in China, nicht aber auf das Produktions-Joint-Venture mit dem chinesischen Autobauer BAIC, BBAC.

Mercedes hat rund 5.000 Mitarbeitende in China, davon etwa 2.000 in Forschung und Entwicklung, die nicht betroffen sind.

Von den rund 166.000 Beschäftigten weltweit, wird es auch einige in Argentinien treffen. Dort wird ein Transporterwerk verkauft und wenn notwendig, sollen weitere Kapazität reduziert werden.

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