„Go East“: Mercedes will mehr Autos in Ungarn produzieren

„Go East“: Mercedes will mehr Autos in Ungarn produzieren
Sparkurs, Stellenabbau und 37 neue Modelle sollen nach Gewinneinbruch Autobauer aus der Krise führen.

Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz stemmt sich mit einer Modelloffensive und milliardenschweren Kosteneinsparungen gegen die Absatzkrise. Mit einem Bündel an Maßnahmen sollen drohende Werkschließungen verhindert werden. Etwas überraschend für Aktionäre und Marktbeobachter kündigte Konzernchef Ola Källenius am Donnerstag „die größte Produktoffensive seit Jahrzehnten“ an. Allerdings erst ab 2026. Dann sollen gleich 37 neue Pkw-Modelle auf den Markt kommen, fast die Hälfte davon Elektroautos.

Kapazitäten werden zunächst reduziert

Zukunftsmusik, denn zuvor wird eisern gespart und Fertigungskapazitäten werden herausgenommen bzw. verlagert. Finanzchef Harald Wilhelm versprach, kein Werk in Deutschland zu schließen, aber die Kapazitäten um 100.000 Fahrzeuge zu reduzieren. Dafür wird weiter Personal abgebaut, was jedoch über Fluktuation und ein Abfertigungsprogramm erfolgen soll. Die jährliche Produktionskapazität in allen Mercedes-Fabriken weltweit werde von aktuell 2,5 Millionen auf zwei bis 2,2 Millionen Einheiten gekappt.

Nach der Devise „Go East“ soll der Produktionsanteil in Ländern mit niedriger Lohnstruktur von heute 15 auf 30 Prozent bis 2027 verdoppelt werden. Konkret nannte der Manager die Mercedes-Fabrik im zentralungarischen Kecskemét, wo die Kosten um 70 Prozent niedriger als in Deutschland seien. Wilhelm kündigte an, ein „zusätzliches Modell“ künftig in Ungarn bauen zu wollen. Spekuliert wird, dass in Kecskemét neben Modellen des kleinen Kompaktsegments auch die Mittelklasselimousine C-Klasse vom Band laufen könnte.

Insgesamt hat Mercedes in Ungarn seit 2021 bereits zwei Millionen Fahrzeuge produziert.

„In China für China“

Ein Absatzproblem hatte Mercedes wie alle deutschen Autobauer zuletzt auch in China, wo im Vorjahr um acht Prozent weniger Autos verkauft wurden. Der Wettbewerb sei hier intensiver wie nirgendwo sonst, sagte Källenius. Mercedes müsse daher auch dort die Kosten drücken und die Erwartungen der technikaffinen Kunden noch besser erfüllen. Mehr Modelle sollen daher „in China für China“ produziert werden.

Unter dem Strich verdiente das Stuttgarter Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 10,4 Milliarden Euro 28 Prozent weniger als ein Jahr davor. Die Dividende soll daher um einen Euro auf 4,30 Euro gesenkt werden. Der Umsatz ging um 4,5 auf 145,6 Milliarden Euro zurück, der Pkw-Absatz schrumpfte um drei Prozent auf 1,98 Millionen Fahrzeuge.

Die Aussichten für das laufende Jahr sind abermals düster. Absatz und Umsatz sollen leicht unter dem Vorjahr liegen, auch weil Kapazitäten reduziert werden. An ihrer E-Auto-Strategie halten die Schwaben fest, obwohl sich ihre Luxuslimousine EQS schlecht verkauft. Die Lehre daraus ist, wie Källenius erläuterte, das Design der E-Autos wieder mit dem aus der Verbrennerwelt gewohnten in Einklang zu bringen.

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