Kehrtwende: Warum Porsche wieder aufs Gas steigt

Zusammenfassung
- Porsche ändert seine E-Auto-Strategie und setzt wieder stärker auf Verbrenner und Hybrid.
- Absatzprobleme in China, Verzögerungen beim Macan und Managementfehler belasten den Konzern.
- Die Kehrtwende wird als Reaktion auf politische Unsicherheiten und Marktanforderungen gesehen.
Steuert Porsche zurück in die Vergangenheit oder zurück in die Zukunft? Diese Frage stellten sich viele, als am Freitag bekannt wurde, dass ausgerechnet jener deutsche Autobauer mit der ehrgeizigsten Elektroauto-Strategie das Steuer herumreißt. Künftig sollen wieder mehr Autos mit Verbrennungs- und Plug-in-Hybridmotoren ausgestattet und mehr Luxus- und Sonderanfertigungen gebaut werden. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt.
Bisher plante Porsche, bis 2030 mehr als 80 Prozent der Neufahrzeuge mit rein elektrischem Antrieb auszuliefern. Fast alle Modelle, mit Ausnahme des Elfer, sollten nach und nach elektrisch werden. Der E-Motor sei dem Verbrenner langfristig überlegen, betonte Porsche-Chef Oliver Blume stets. Dass der Sportwagenbauer jetzt seine Ambitionen zurückfährt, um aus der Krise zu kommen, hat aber nicht nur mit dem Antrieb zu tun. Es haben sich gleich mehrere, zum Teil hausgemachte Probleme angehäuft. Ein Überblick:
China-Delle
Wie alle deutschen Autobauer leidet auch die Sportautomarke unter der Absatzflaute in China, wo nach drei Quartalen 2024 knapp 30 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft wurden. Die Volksrepublik ist mit 43.280 verkauften Porsche-Modellen nur noch der drittgrößte Einzelmarkt nach Nordamerika und Europa. Tendenz weiter fallend. Die deutschen E-SUV sind den Chinesen einfach zu teuer, der Konzern selbst macht die schwierige Wirtschaftslage in der Region dafür verantwortlich. Der China-Chef von Porsche musste inzwischen seinen Hut nehmen.
Ladenhüter
Der vollelektrische Taycan, der seit 2019 im Stammwerk in Stuttgart produziert wird und im Vorjahr modernisiert wurde, entwickelt sich zum Ladenhüter. Die Produktion wurde Ende des Jahres gedrosselt. Im Vorjahr wurden gerade einmal 20.080 Stück verkauft. Damit hat sich die Zahl gegenüber dem Vorjahr fast halbiert.
Modellpolitik
Der Autobauer hat nach Ansicht vieler Marktbeobachter einfach viel zu viele Modelle in kurzer Zeit auf den Markt gebracht. Dadurch kam es laut eigenen Angaben auch zu langen Wartezeiten durch eine „begrenzte Produktverfügbarkeit“ der Fahrzeuge. Mit dem Panamera, Macan, Taycan und 911 wurde in vier von sechs Modellreihen Änderungen vorgenommen. Die Übergänge zwischen den Modellreihen seien komplex und führen zu Angebotslücken.

Macan-Problem
Der neue, vollelektrische Kompakt-SUV Macan kam im Vorjahr erst mit langen Verzögerungen auf den Markt. Ausgerechnet zu einer Zeit, als die E-Auto-Verkaufszahlen in Deutschland einbrachen. Weil Porsche es verabsäumt hat, die Cybersicherheit zu modernisieren, darf der Macan mit Verbrennungsmotor laut Handelsblatt derzeit in der EU nicht mehr verkauft werden. In den ersten neun Monaten ging der Absatz des SUV um 20 Prozent auf knapp 55.000 Fahrzeuge zurück.
Managementfehler
Letztlich sind die aktuellen Probleme auch auf Fehleinschätzungen im Management zurückzuführen, die den Markt offenbar falsch analysiert haben. Ob der schwachen Performance gibt es daher auch personelle Konsequenzen im Vorstand. Der Finanzchef muss gehen und der Vertriebschef steht vor der Ablöse. Auch Konzernchef Blume bekam in den vergangenen Wochen sein Fett ab. Ihm wird vorgeworfen, dass er in Personalunion auch dem Volkswagen-Konzern vorsteht und daher überfordert sein könnte. Doch der 56-Jährige kann auf den Rückhalt der Eigentümerfamilie Porsche-Piëch zählen, die seine Doppelrolle voll unterstützt. Erwartet wird, dass Blume den eingeschlagenen Sparkurs noch verschärft.
Autoexperte Dudenhöffer: "Logischer Schritt"
Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist die Kehrtwende von Porsche ein logischer Schritt auf den Zickzack-Kurs der Politik. „Porsche hat sich wie Mercedes oder VW auf die Worte und Zusagen der Politiker aus Brüssel und Berlin verlassen. Und sie waren damit verlassen.“ Seit den Debatten um eine mögliche Abkehr vom Verbrenner-Aus bleibe den Autobauern gar nichts anderes übrig, als in die Entwicklung der Verbrennermotoren weiter zu investieren.
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