Seit 1.11. gibt es China-Strafzölle auf E-Autos: Was die EU-Maßnahme bewirkt

Seit 1.11. gibt es China-Strafzölle auf E-Autos: Was die EU-Maßnahme bewirkt
Trotz Widerstand auch aus Deutschland sind die Sonderzölle der EU auf chinesische Elektroautos nun in Kraft. Gefürchtet werden jetzt nicht nur die Gegenmaßnahmen Pekings.

Seit 1. November sind die Sonderzölle gültig: Die EU sieht es nach einer langwierigen Antisubventions-Untersuchung als erwiesen an, dass einige Autobauer in China von der dortigen Regierung mit unzulässig hohen Subventionen unterstützt werden. Deshalb würden diese Unternehmen ihre Produkte in Europa zu günstigeren Preisen anbieten können als die europäischen Unternehmen, die nicht entsprechend gefördert wurden.

Die EU-Kommission hält daher Ausgleichszölle für notwendig, um die Zukunft der Autoindustrie in der EU langfristig zu sichern. Die Sonderzölle treffen die Hersteller aus Fernost unterschiedlich, je nach der von Brüssel festgestellten Wettbewerbsverzerrung. Zusätzlich zu dem ohnehin geltenden Einfuhrzoll von zehn Prozent werden für E-Autos von
- BYD ab November zusätzlich 17,0 Prozent fällig, also insgesamt 27 Prozent in Summe. BYD ist in Österreich mit bereits sieben Automodellen vertreten.
- Geely (unter anderem Volvo, Polestar, Lotus, Smart) zahlt in der finalen Fassung 18,8 bzw. 28,8 Prozent. Der Höchstsatz im Falle von
- SAIC (importiert noch nicht nach Österreich) beträgt 35,3 Prozent Sonder- und somit 45,3 Prozent Gesamtzoll. SAIC ist die Dachmarke von MG Motors und Maxus. Eine Sonderregelung gibt es aktuell noch für
- Tesla: Der US-Autobauer betreibt die Giga Shanghai selbst und nicht in Form eines Joint Ventures mit einem chinesischen Hersteller. Daher hat Tesla auch weniger Förderungen in China erhalten und hat somit aus Sicht der EU-Kommission einen geringeren Wettbewerbsvorteil. Daher wurden hier 7,8 Prozent Sonderzoll und 17,8 Prozent in Summe festgelegt.
Alle anderen Hersteller müssen 21,3 Prozent Sonderzoll zahlen, wenn sie chinesische E-Autos importieren. Dieser Satz gilt, wenn die Hersteller mit der EU kooperiert haben. Haben sie das nicht, wie im Fall von SAIC, gelten die 35,3 Prozent.

„Die Einführung der Ausgleichszölle ist ein Rückschritt für den freien globalen Handel und somit für den Wohlstand“ 

von Hildegard Müller vom Verband der dt. Automobilindustrie

Automarkt China
Im Vorjahr wurden am chinesischen Markt, dem inzwischen größten der Welt, 25,8 Millionen Pkw verkauft, rund 9 Millionen davon sind E-Autos. Wurden 2020 noch 94 Prozent aller Neuwagen  mit konventionellen Kraftstoffen wie Benzin oder Diesel angetrieben, waren es im ersten Halbjahr 2024 nur noch 59 Prozent, was die Europäer schmerzt  

Automarkt Europa
Am europäischen Markt (samt EFTA und UK) wurden etwa 12,8 Millionen Pkw verkauft, etwa zwei Millionen Einheiten im Markt für batterieelektrische Pkw  

China wird reagieren

China ist in einer ersten Reaktion mit den Zusatzzöllen „weder einverstanden noch akzeptiert es sie“. Man werde „alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die legitimen Rechte und Interessen der chinesischen Unternehmen entschieden zu schützen“, erklärte ein Sprecher des Pekinger Handelsministeriums, zudem wurde eine Beschwerde im Rahmen des Streitbeilegungsmechanismus der Welthandelsorganisation (WTO) eingereicht.

Kunden zahlen drauf

Die Rechnung zahlen, zumindest zum Teil, die Kunden: „Was soll schlecht daran sein, dass der chinesische Steuerzahler mein E-Auto subventioniert“, stellen sich viele die Frage. Erst recht, wenn die europäische Autoindustrie bisher vor allem große und teure Elektro-Fahrzeuge produzierte. Und andererseits bereits CO2-Steuern oder -Bepreisungen in Kraft sind und mit dem ETS-II ab 2027 ein EU-weiter CO2-Bepreisungsmechanismus beschlossen ist, der die Spritpreise stetig ansteigen lässt.

Die Österreich-Vertretungen von BYD und Polestar haben zwar im KURIER angekündigt, vorerst die Strafzölle nicht weiterzugeben – aber auf Dauer wird das kaum ein Hersteller schaffen. Zu knapp sind die viel geringeren Kosten der chinesischen Pkw bereits kalkuliert.

Die Strafzölle sind also der Versuch der EU, den Automarkt und die Autoproduktion zu schützen. Die Situation ist aber, angesichts der aktuellen, immensen Probleme (Werksschließungen) von Volkswagen, viel dramatischer: Die europäischen Marken leiden darunter, dass in China der Verkauf der edlen Verbrenner stark eingebrochen ist. Die Gründe sind vielschichtig, aber einer davon ist, dass für Chinesen die chinesischen Elektroautos mittlerweile als moderner und fortschrittlicher gelten. Dass es chinesische Hersteller ernst mit Europa meinen, zeigen BYD und Xpeng. BYD baut eine Elektroauto-Fabrik in Ungarn. Xpeng sucht seit Sommer nach einem Produktionsstandort.

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