Mastercard-Experte: KI wird "unglaubliche Innovationen" bringen
Nima Sepasy spürt für Mastercard Trends auf und arbeitet im Innovationslabor des Kreditkartenunternehmens Foundry in New York an Lösungen für den Zahlungsverkehr der Zukunft. Vergangene Woche war er bei einer Veranstaltung des Unternehmens in Wien zu Gast.
Der KURIER hat mit Sepasy über die Zusammenarbeit mit Start-ups, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bei Mastercard und den Zahlungsverkehr der Zukunft gesprochen.
KURIER: Wann haben Sie zum letzten Mal bar bezahlt?
Nima Sepasy: Das ist schon ein paar Jahre her. Ich war in Deutschland und habe versucht, mir einen Kaffee zu kaufen. Es war nicht anders möglich. Ich greife sehr selten zu Bargeld.
In Österreich werden noch mehr als 60 Prozent der Transaktionen im Handel bar bezahlt. Warum?
Bargeld ist im Alltag tief verwurzelt, vor allem bei kleinen Einkäufen und Trinkgeldern.
Sie sind bei Mastercard für Innovationen zuständig. Was haben Sie in der Pipeline?
Unsere Abteilung Foundry, konzentriert sich auf die Entwicklung der nächsten Generation von Produkten und Dienstleistungen, die Lösungen für Zahlungen, Sicherheit, digitale Identität, Nachhaltigkeit und mehr umfassen. Man kann uns als ein internes Start-up betrachten.
Welchen Stellenwert nimmt Künstliche Intelligenz bei Ihren Lösungen ein?
KI ist eine der einflussreichsten Technologien unserer Generation, die das Potenzial hat, Wirtschaft und Gesellschaft zu verändern. Wir nutzen KI bereits seit zwei Jahrzehnten, um die Sicherheit des Zahlungssystems zu verbessern.
Welche Möglichkeiten sehen Sie für Sprachmodelle und generative KI, wie sie etwa bei ChatGPT zum Einsatz kommen?
Generative KI ist unglaublich vielversprechend, braucht aber Leitplanken. Wir haben einen KI- und Datenrat, der alle KI-Initiativen überwacht und ethische Nutzung sicherstellt. Wir legen Wert auf einen „Human-in-the-Loop“-Ansatz, um die Entscheidungsfindung fundiert und sicher zu gestalten. Vollständig autonome Systeme liegen noch in weiter Ferne. Die nächsten Jahre werden aber unglaubliche Innovationen bringen.
Sie experimentieren auch mit Kryptowährungen. Warum?
Wir möchten sicherstellen, dass unsere Partner und Kunden die Wahl haben, wie sie Zahlungen vornehmen. Wir helfen etwa dabei, die Umwandlung in auszahlbare Fiat-Währungen zu optimieren. Die den Kryptowährungen zugrundeliegende Blockchain und die Tokenisierung, also die digitale Repräsentation von unterschiedlichen Dingen, hilft uns aber auch in anderen Bereichen, etwa bei der Abwicklung von grenzüberschreitenden Zahlungen oder bei der Sicherheit von Transaktionen.
Wie bereiten Sie sich auf den digitalen Euro vor, dermit ihrem Geschäft konkurriert?
Digitale Währungen von Notenbanken können eine wichtige Rolle spielen und zur finanziellen Inklusion beitragen. Sie befinden sich aber noch in einer experimentellen Phase.
Mastercard hat auch Lösungen für das Metaverse, also virutelle Welten, entwickelt. Sie werden aber kaum genutzt. Warum?
Diese Technologien brauchen Zeit. Wir sehen bei jüngeren Generationen das Bedürfnis, sich auf eine immersivere Art zu verbinden als über das Telefon. Sie sind in einem digitalen Gaming-Umfeld aufgewachsen und es gewohnt virtuell zu agieren.
Ist die Akzeptanz eine Generationenfrage?
Wir sehen Signale, dass es in Zukunft ein vielversprechender Markt sein könnte. Heute muss man sich große VR-Brillen aufsetzen. Je besser die Geräte werden, desto mehr wird auch die Akzeptanz steigen.
Sie arbeiten viel mit Start-ups zusammen. Sind Sie auch in Österreich fündig geworden?
Ja, wir arbeiten auch in Österreich mit Fintechs zusammen. Vipaso, das Teil unseres Start Path-Programms ist, hat Offline-Zahlungen über das Mobiltelefon innoviert - eine vielversprechende Lösung etwa für Märkte wie Afrika südlich der Sahara.
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