AUA beantragt 767 Millionen Euro Staatshilfe in Österreich

AUA beantragt 767 Millionen Euro Staatshilfe in Österreich
Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist am Mittwoch bei Kanzler Kurz. Drohung mit Insolvenz, Regierung prüft alle Alternativen.

Das Desaster der AUA ist groß. Die Lufthansa-Tochter braucht nicht nur Liquiditätshilfe in Form von staatlich garantierten Krediten, die auf fünf Jahre vergeben werden.  Die Airline benötigt zusätzlich mindestens 300 Millionen Euro an Eigenkapital.

Falls diese Summe überhaupt ausreicht. Der Kapitalbedarf könnte noch deutlich höher sein, befürchten Bankenkreise.

120 Millionen Euro beispielsweise wären sofort weg für Pensionsrückstellungen für rund 160 „alte“ Führungskräfte. In welcher Form das Eigenkapital zugeführt wird, ist noch offen.

Lufthansa-Boss beim Bundeskanzler

AUA-Sprecher Peter Thier dementierte zunächst alle Zahlenspekulationen. Wie aus Luftfahrtkreisen zu hören ist, trifft Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr am Mittwoch in Wien Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Kurz und Kogler über die AUA/Lufthansa

Am Vorabend des Gesprächs bestätigte Thier dann aber, dass die AUA 767 Millionen Euro an Staatshilfe beantragt habe.

Davon sollen sich rund 400 Millionen Euro auf staatlich garantierte Kredite beziehen. Der Rest ist der Bedarf an Eigenkapital, der noch zu verhandeln sei.

The spread of the coronavirus disease (COVID-19) in Munich

Carsten Spohr

Staatsbeteiligung an Lufthansa

Klar ist jedoch, dass für die Regierung als Absicherung der horrenden Staatshilfe nur noch eine Beteiligung der Republik Österreich am Mutterkonzern Lufthansa in Frage kommt.  Ein Einstieg bei der AUA ist  kein Thema mehr.

Das Vorgehen der Lufthansa- und AUA-Vorstände hat das Gesprächsklima mit der Regierung zusehends verschlechtert. Die Lufthansa droht nicht nur Deutschland, sondern auch Österreich mit Insolvenz (der AUA).

Poker mit Insolvenz-Drohung

Das kann und will sich die Regierung nicht bieten lassen, schon gar nicht von einem Konzern, der für sein Überleben staatliche Milliardenhilfen braucht. „Wir werden uns nicht unter Druck setzen lassen. Es werden alle Alternativen vorbereitet“, hört man aus Regierungskreisen.

Eine Insolvenz, so wird argumentiert, „wäre für die Mutter Lufthansa sicher ein größeres Problem als für Österreich“. Eine Pleite der AUA würde für Österreich die Chance  eröffnen, einen neuen National Carrier mit einem anderen Partner aufzubauen, „der den Hub Wien ernst nimmt und weiter ausbaut“.

Als Partner-Alternativen werden die One World von British Airways und den Golf-Airlines ebenso genannt wie Air France/KLM und etliche asiatische Airlines.

Hub-Garantien

Die Regierung besteht auch auf Wachstumsgarantien für den Flughafen Wien als Drehkreuz innerhalb des Konzerns. Angesichts der Höhe der Zuschüsse müsse nicht nur eine Beteiligung an der Lufthansa gesichert sein, sondern „auch eine Beteiligung des Standortes Österreich am Wachstum aller anderen Hubs“, heißt es.

Damit ist  der Ausbau der (profitablen) Langstrecke gemeint sowie eine bessere Einbeziehung der AUA in die Star Alliance, die von der Lufthansa angeführte weltweit größte Airline-Allianz.

Konzernchef Spohr gegen Staatseinfluss

Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr wehrt sich noch vehement gegen staatliche Beteiligungen. Wenn Deutschland zu großen Einfluss nehmen wollte, könnten das Österreich, die Schweiz, Belgien, Bayern oder Hessen (mit den Hubs München und Frankfurt) auch fordern, sagte er der Wochenzeitung Die Zeit.

In Deutschland geht es um neun Milliarden Euro Staatshilfe. Sechs Milliarden davon als Liquidität, der Rest als Eigenkapital. In der Schweiz wird über 1,4 Milliarden Euro an garantierten Krediten für die Tochter Swiss diskutiert.

Die deutsche Bundesregierung ist noch nicht einig. CDU/CSU wollen eine stille Beteiligung an der Lufthansa, die SPD will ein Aktienpaket mit Sitz im Aufsichtsrat.

EU: Konzern ist deutsches Unternehmen

Die EU-Kommission dürfte jedoch nur eine Beteiligung aller Länder direkt an der Lufthansa genehmigen, meinen Wettbewerbsexperten. Der Konzern werde als ein deutsches Unternehmen gesehen.

In Deutschland und in der Schweiz wird noch verhandelt. Auch in Österreich wird eine Entscheidung dauern. Die AUA hatte den offiziellen Antrag auf Staatshilfe erst am Dienstagabend fertiggestellt.

„Es gibt nur technische Gespräche, aber noch keine Verhandlungen, da es noch keinen Antrag der AUA gibt“, sagte ein Sprecher der Cofag, der Corona-Finanzierungsagentur des Bundes.

Information über Sparpaket

Am Dienstag informierte der AUA-Vorstand auch die Belegschaft wieder per digitaler Versammlung (Red Hour) über das Sparpaket.

Die Gewerkschaft vida sehe das „Race to the Bottom“ in Österreich eröffnet, meinen die Betriebsräte. Nicht nur bei der AUA, auch bei Laudamotion. Das AUA-Sparpaket bedeute einen Reallohnverlust von 30 Prozent, womit jährlich Einsparungen von 100 Millionen  gehoben würden.

Der Vorstand will nicht nur bei Gehältern, Sonderzahlungen und  Zulagen kräftig streichen, sondern auch die Beiträge zur Pensionskasse halbieren. Diese sind seit Februar bereits  ausgesetzt.

Die Ryanair-Tochter Laudamotion  droht laut Austrian-Aviationnet den 560 Bord-Mitarbeitern in Wien mit der Kündigung, sollte der neue, billigere Kollektivvertrag nicht akzeptiert werden. 

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