Wie Lufthansa und Regierung ums Überleben der AUA pokern
Es war ein erstes Gespräch, zu dem sich am Dienstag AUA-Chef Alexis von Hoensbroech und Magnus Brunner, für die Luftfahrt zuständiger Staatssekretär im Verkehrsministerium, trafen. Die konkreten Verhandlungen über Staatshilfe für die AUA, kolportiert wird eine Größenordnung von mindestens 500 Millionen Euro, starten demnächst.
Um bis zu einem Neustart liquide zu bleiben, könnte die Airlines aber auch mehr Mittel benötigen, die Rede ist von bis zu 800 Millionen Euro.
Es wird ein beinharter Poker. Die Lufthansa macht bereits Druck, ist zu hören, um für ihre Österreich-Tochter möglichst viel Staatshilfe herauszuschlagen. In Deutschland dagegen sieht es derzeit nicht danach aus, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr mit seiner Forderung nach staatlicher Unterstützung Erfolg hat.
Die garantierten Kredite aus dem Corona-Hilfsfonds Cofag sind zwar mit 120 Millionen Euro limitiert, aber im Fall der AUA mit knapp 7.000 Mitarbeitern dürften weder der Aufsichtsrat noch der politisch besetzte Beirat eine Erweiterung des Kreditrahmens blockieren.
Dafür sollen von der Lufthansa jedoch ganz konkrete Garantien eingefordert werden, wissen Insider. Etwa für die wertvollen Slots (Start und Landerechte) der AUA ebenso wie für die Arbeitsplätze. In Diskussion ist auch eine Standort-Garantie auf zehn Jahre.
Beim „Verkauf“ der damals konkursreifen Staatsfluglinie AUA 2008/2009 an die Lufthansa gab es vom Staat einen Zuschuss von (ebenfalls) 500 Millionen Euro, allerdings keine konkreten Zusagen der neuen deutschen Eigentümer. Diese erklärten sich lediglich bereit, „die österreichische Luftverkehrsinfrastruktur unter Berücksichtigung des Standorts Wien im heutigen Umfang nach Möglichkeit beizubehalten“. Eine Standortgarantie sieht anders aus.
Stattdessen versuchte die Lufthansa seit damals immer wieder, auf die heimische Politik Druck auszuüben, um Kostenreduzierungen zu erreichen. Zuletzt ging es um die Senkung der Ticketsteuer, dafür winkte Spohr mit zusätzlichen Langstrecken-Zielen.
AUA benötigt Staatshilfe
Worst-Case-Szenario
Sollte die Lufthansa die Bedingungen Österreichs nicht akzeptieren – was nicht so unwahrscheinlich ist – oder zu hoch pokern, gäbe es eine Alternative. Eine Insolvenz würde nicht das Ende der AUA bedeuten. Aus Frankfurt hört man übrigens, dass Teile des Lufthansa-Managements schon seit längerem dafür plädieren, die AUA notfalls in die Pleite zu schicken. Um sich der ungeliebten Österreich-Tochter kostengünstig zu entledigen. Zur Erinnerung: Der damalige Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, ein gebürtiger Oberösterreicher, musste die Übernahme der AUA gegen heftige konzerninterne Kritik durchboxen.
Tritt das Worst-Case-Szenario tatsächlich ein, wäre die AUA freilich kein Problem der Lufthansa mehr, abgesehen vom enormen Imageschaden für Europas größten Luftfahrtkonzern, sondern der österreichischen Regierung. Angesichts der desaströsen Prognosen für die weltweite Luftfahrt ist eine Reverstaatlichung kein Thema. Nicht für die ÖVP und für die Grünen vermutlich auch nicht.
Vielmehr könnte die Regierung mit einem Deal locken. Wer die AUA aus der Konkursmasse heraus kauft und den Standort Wien aufrecht erhält, bekommt nicht nur garantierte Kredite und/oder Zuschüsse, sondern auch andere Erleichterungen wie etwa Flugrechte.
Interessenten
Konkurrenten der Lufthansa sollen durchaus Interesse haben. Kolportiert werden staatliche Golf-Airlines wie Qatar Airways und Emirates ebenso wie Air France/KLM. Die Franzosen hatten bereits 2008 um die AUA verhandelt und sind in Osteuropa kaum präsent.
Noch kein Sanierungsfall
Im Gegensatz zu früher ist die AUA heute kein Sanierungsfall – noch. Bei der Übernahme durch die Lufthansa am Rande des Konkurses, fliegt der ehemalige Staats-Carrier seit 2013 schwarze Zahlen ein. Das beste Jahr war 2018 mit einem operativen Gewinn von 100 Millionen, selbst im Vorjahr schaffte die AUA trotz der mörderischen Billig-Konkurrenz 19 Millionen.
Die Personalkosten sind nach etlichen Sparpaketen die niedrigsten im Konzern. Die Flugzeuge sind alt, aber im Eigentum der Airline, weshalb kein teures Leasing anfällt. Zudem hat die AUA kaum Kredite. Die AUA ist aber mit vier Prozent Rendite keine Ertragsperle im Konzern.
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