Lufthansa hat sich NIKI-Flotte geholt

Lauda: "Jetzt wird der brutale Plan der Lufthansa offensichtlich"
Die insolvente NIKI hat nur noch zwei oder drei Maschinen. Lauda kämpft nun um die Rückgabe der Flugzeuge, sonst ist die Airline endgültig ruiniert. Ohne Flotte sind die wertvollen Slots weg.

Bei einem Telefonat am Freitagabend mit dem Insolvenzverwalter der NIKI-Mutter Air Berlin fiel Niki Lauda sprichwörtlich beinahe aus allen Wolken: "Wir wollten wissen, wie viele Flugzeuge NIKI genau hat. Da erklärte uns der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus, dass beinahe alle Flugzeuge bei der Lufthansa gelandet sind." NIKI habe nur noch zwei bis drei Flugzeuge.

"Die Lufthansa hat sich heimlich fast die gesamte Flotte geholt", erklärt Lauda gegenüber dem KURIER. Während die Maschinen bis zur Einreichung des Insolvenzantrages vergangene Woche noch für NIKI im Einsatz waren, verhandelte die Lufthansa im Hintergrund mit den Leasing-Unternehmen. NIKI hatte zuletzt 21 Airbus-Maschinen sowie sieben Flugzeuge der TUI-Tochter TUIfly. Einen Teil der NIKI-Flotte hat die AUA-Mutter inzwischen gekauft, für den Rest wurden mit den Leasing-Gebern neue Mietverträge ausverhandelt.

Die Assets von NIKI aber sind die Flugzeuge und die Slots (Start- und Landerechte). Es ist derzeit nicht möglich, am Markt in kurzer Zeit Ersatz-Flugzeuge zu bekommen. "Wenn die Flugzeuge weg sind, müssen die Slots zurückgegeben werden", sagt Lauda. Dann laufen nämlich die AOCs aus, die Air Operator Certificates (Flugbetriebsgenehmigungen).

Lauda, der neuerlich ein Angebot für die von ihm gegründete NIKI legen will, macht Druck auf den Insolvenzverwalter. "Bis Montag früh muss er uns sagen, ob er die Flugzeuge zurückgeholt hat". Kebekus sei dafür verantwortlich, NIKI zu einem möglichst hohen Preis zu verkaufen.

Ohne Flotte und Slots ist NIKI wertlos. Das würde das endgültige Aus für die Airline bedeuten, die das attraktivste Asset der kaputten Air Berlin war. Während die Mutter jährlich Millionenverluste einflog, erwirtschaftete die Österreich-Tochter bis zum Vorjahr wie berichtet Gewinne. Die Gewerkschaft, die um die 1000 Jobs zittert, ist bereits alarmiert.

Lufthansa-Plan

Jetzt werde der "ganz brutale Plan der Lufthansa" offensichtlich, empört sich Lauda. Die AUA-Mutter habe die Zerschlagung von NIKI geplant, sollte die EU-Wettbewerbskommission die Übernahme verbieten – was wegen der hohen Marktanteile zu erwarten war.

Dass NIKI ausgerechnet knapp vor Weihnachten in die Insolvenz geschickt wurde und Tausende Passagiere im Ausland festsitzen, beschädige das Image der Airline schwer. Lauda: "Die Lufthansa bekommt NIKI nicht, hat sich aber die Flugzeuge gesichert, sucht um die Slots an und bekommt diese auch. NIKI aber ist zerstört", ärgert sich Lauda.

Er hofft, dass die EU-Wettbewerbskommission der Lufthansa jetzt die Übernahme der Air-Berlin-Tochter LGW verbietet. Denn eine Auflage der Kommission ist, dass die Lufthansa die NIKI-Flugzeuge zurückgeben muss, falls sie die Airline nicht übernimmt.

Die Lufthansa allerdings hat laut Brancheninsidern ein Gutachten erstellen lassen, dass sie die NIKI-Maschinen nicht rückstellen muss. Europas größter Airline-Konzern braucht die Flugzeuge, die Slots und etliche der NIKI-Mitarbeiter dringend, um die eigene Billig-Tochter Eurowings rasch in die Höhe zu ziehen.

Lufthansa verteidigt sich mit Kommissionsentscheidung

In Reaktion auf die KURIER-Recherchen verweist die Lufthansa gegenüber der APA darauf, dass sie ohnehin diese Maschinen zu Marktkonditionen an einen allfälligen künftigen Käufer von Niki abtreten müsse. Das gehe auch aus der veröffentlichten Kommissionsentscheidung hervor.

Hintergrund der Entscheidung von Lufthansa, die Niki-Maschinen oder ihre Leasing-Verträge zu übernehmen, war, dass nach der Insolvenz der Air Berlin die Leasinggeber begonnen hatten, ihre Flugzeuge abzuziehen. Um den weiteren Flugbetrieb von Niki zu sichern, habe Lufthansa die Flugzeuge übernehmen dürfen - noch bevor der Kauf von Niki genehmigt war.

Sobald aber ein (anderer) Käufer für Niki gefunden wird, muss Lufthansa die Flugzeuge "zu Marktbedingungen" weitergeben.

Die entsprechende Kommissionsentscheidung: http://ec.europa.eu/competition/mergers/cases/decisions/m8633_1376_4 .pdf

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