Lockdowns als Bedrohung für heimische Schuhhändler

Humanic ist wie auch andere Schuhhändler weiterhin von den Folgen der Pandemie betroffen.
Der Schuhhandel spürt die Folgen der Pandemie immer noch. Weitere Schließungen würden viele Geschäfte nicht überleben.

Freitagmorgen vermeldete die Humanic-Mutterfirma Leder & Schuh einen Umsatzrückgang von fast 23 Prozent. Das Ergebnis ist ein Jahresverlust von 35 Millionen Euro für 2020. Im Vergleich zum Nettogewinn von 1,6 Millionen Euro im Jahr 2019 ist das ein deutlicher Absturz. Nur die staatlichen Hilfsleistungen halfen dem Unternehmen diese Phase der Pandemie zu überleben. Insgesamt 10,6 Millionen Euro an Beihilfen wurden im Unternehmen erfasst.

Aktionsverkäufe und Onlinehandel

Die Verzweiflung der Schuhhändler war schon im vergangenen Jahr sichtbar. Kurz vor dem zweiten Lockdown im November lockten viele Geschäfte mit großen Rabatten und Aktionen. Die Folge waren lange Schlangen vor den Filialen und heftige Kritik. Humanic-Chef Michael Rumerstorfer sagte damals zum KURIER: „Die Realität ist folgende: Die Winterware ist bestellt, unsere Lager voll, die Geschäfte ab morgen zu. Wenn wir jetzt Minus-50-Prozent-Aktionen machen, geht es nicht ums Geld verdienen. Es geht um die Schaffung von Liquidität.“

Laut dem WKÖ-Vorstand für Schuhhandel, Friedrich Ammaschell, konnten große Unternehmen in der Pandemie zwar von Onlineshops profitieren, die Umsatzverluste konnten die Verkäufe über das Internet allerdings nicht ausgleichen. Auch kleinere Geschäfte hatten Vorteile durch eigene Onlineshops, wenn auch nicht im selben Ausmaß wie Großunternehmen. Ammaschell rät Unternehmen im KURIER-Gespräch zur Digitalisierung: „Es wird immer wichtiger, dass man sich im Netz zeigt.“

Kritische Situation in der Branche

Branchenweit sind die Umsätze 2020 durchschnittlich um ein Fünftel eingebrochen. „Humanic ist ein hierbei nicht nur ein Spiegelbild für die Schuhbranche, sondern für den gesamten Handel“, so Ammaschell. Das Ausmaß der Krise zeigt auch der Rückzug der Firma CCC aus dem heimischen Markt. Der polnische Schuhhändler hatte im Juni verkündet, seine Geschäfte in Österreich nicht weiterzuführen. Die ebenfalls aus Polen stammende Billig-Kette Pepco wird 29 der insgesamt 46 Filialen übernehmen. Auch viele der 430 ehemaligen CCC-Mitarbeiter sollen mitübernommen werden.

Düstere Aussichten bei neuerlichen Schließungen

Aktuell sieht es in der Branche aber schon wieder etwas entspannter aus. Laut Ammaschell fallen die Bilanzen in den Monaten Mai und Juni sehr zufriedenstellend aus. Bei Leder und Schuh rechnet man jedenfalls erst 2022 wieder mit „normalen Zahlen“. Aktuell ist der Fortbestand des Unternehmens gesichert. Aber die Situation bleibt aber unklar. Weitere Lockdowns könnten die Situation für den Schuhhandel wieder verschärfen. Laut Ammaschell können sich die Geschäfte bei laufendem Betrieb wieder erholen, ein Minus würde bei Jahresende trotzdem bleiben. Muss wieder zugesperrt werden, „sieht es dramatisch aus“, so der WKÖ-Experte.

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