Lockdown kostet viel Geld und noch mehr Zuversicht
Heute präsentieren die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS ihre neuen Konjunkturprognosen für 2021. Und wenn Österreich nach Weihnachten in einen dritten Lockdown muss, sind ihre Annahmen und Analysen in der Sekunde Makulatur.
Koste es, was es wolle, hieß es von Anfang an – übrigens quer durch Europa. Die überall selbe Logik lautet: Aus der Gesundheitskrise darf keine Finanz- und Eurokrise werden. Das gelang bisher. Eine Wirtschafts- und Arbeitsmarktkrise von gewaltigem Ausmaß ließ sich nicht verhindern.
50 Mrd. Euro wurden seitens der türkis-grünen Bundesregierung zur Bewältigung der Corona-Krise für heuer und 2021 veranschlagt. Doch mit Stand Dienstag (aktuellste Daten aus dem Finanzministerium) machen die ausbezahlten oder verbindlich zugesagten Hilfen bereits 29,1 Mrd. Euro aus. Und wo hier das Ende der Fahnenstange ist, wagt kein Experte zu sagen.
Klar ist: die Pandemie verschlingt nicht nur zig Milliarden und schickt Hunderttausende in die Kurzarbeit sowie Arbeitslosigkeit.
Auch raubt Corona die Zuversicht auf eine rasche wirtschaftliche Erholung angesichts weiterhin hoher Infektions- und Todeszahlen.
Geringe Nachfrage
Daher sparen Konsumenten, investieren die Betriebe zu wenig, ist – bis auf die Börsen – die Nachfrage zu gering. Ökonomen sagen, frühestens ab Sommer und abhängig von einer ausreichend hohen Durchimpfungsrate könnte es wieder aufwärts gehen.
Nun: Was die beiden Lockdowns im Einzelnen gekostet haben, lässt sich abseits von Branchenschätzungen – etwa das im Handel erwartete Minus im Weihnachtsgeschäft – am ehesten an den staatlichen Hilfen ablesen. Allein beim Umsatzersatz haben rund 95.000 Unternehmen ein Volumen von 1,4 Milliarden Euro bekoimmen, weitere 600 Millioinen sind schon beantragt.
Und die Verlängerung des Umsatzersatzes bis Jahresende für die weiterhin geschlossene Gastronomie und Hotellerie (nur noch 50 Prozent) kostet eine weitere Milliarde Euro. Da sind etwaige (noch ausstehende) Hilfen für die ebenso am Boden liegenden Zulieferbetriebe noch gar nicht mit eingerechnet.
Kommt ein 3. Lockdown, ist die Frage seiner Ausgestaltung entscheidend. Weil im 2. Lockdown (November bis 6. Dezember) die Industrie nicht betroffen war, kam er volkswirtschaftlich günstiger als der 1. Lockdown im Frühjahr. An der Explosion der Schulden auf den Rekord von 340 Mrd. Euro ändert das alles nichts. Einziges Glück sind die niedrigen Zinsen: Noch nie war es für Österreich so günstig, sich zu verschulden. M. Bachner
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