Wifo: Lockdown im Tourismus kostet 14 Milliarden Euro Umsatz

Ski alpin, Freerider in Schladming
Wifo geht diesen Winter von einem Nächtigungsminus von 85 Prozent aus

Ob man heuer zu Ostern überhaupt auf Urlaub fahren kann und wenn ja, welche Hotels dann geöffnet haben, steht noch in den Sternen. Die zuständigen Experten und Politiker werden den Fahrplan zur Wiedereröffnung der Hotellerie und Gastronomie alle zwei Wochen neu evaluieren. Aufgrund der hohen Infektionszahlen ist eine Öffnung aus heutiger Sicht frühestens im März realistisch. „Alles andere wäre ein Wahnsinnssignal“, findet Oliver Fritz, Tourismusexperte vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo).

Image-Frage

Gerade jetzt, wo auch in den Nachbarländern die Corona-Maßnahmen verschärft werden, könne sich Österreich „nach Ischgl“ keine Fehler erlauben. „Die Bilder von vollen Skiliften haben zuletzt nicht gerade als Imageverbesserer gewirkt. Genauso wenig wie Schlagzeilen von infizierten Skilehrern aus Großbritannien in Tirol oder von Vermietern, die trotz Lockdowns und Betretungsverbots Gästezimmer an Touristen vermieten“, sagt Fritz. „Da kann sich der Eindruck verfestigen, dass sich die Touristiker nur um sich selbst kümmern und keine Rücksicht auf die Corona-Regeln nehmen.“

Kurzfristig macht Corona den Hoteliers jedenfalls einen dicken Strich durch die Rechnung. Laut aktuellen Schätzungen des Wifo werden die Gästenächtigungen diesen Winter um 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr einbrechen. „Unter der Annahme, dass im März zumindest die Inländer auf die Piste und in die Therme fahren können“, erläutert Fritz. Mit offenen Grenzen und einem Ende der Reisewarnungen könne diese Saison ohnehin niemand mehr ernsthaft rechnen.

Warteschleife

Laut Wifo werden die Tourismuseinnahmen diese Saison um 14 Milliarden Euro einbrechen, wobei das mit einem Anteil von insgesamt acht Milliarden Euro vor allem die Hotellerie und Gastronomie trifft. Aber auch all jene, die am Tourismus dran hängen – vom Skiverleih über das Taxiunternehmen bis zum gesamten Veranstaltungssektor. Im Dezember war Fritz noch von einem Umsatzrückgang von 12,7 Milliarden Euro ausgegangen. Selbst wenn die Saison mehr oder weniger gelaufen ist, bleiben viele Hoteliers im Standby-Modus, meint der Experte. Sie wollen aufsperren, schon allein, um ein Signal an ihre Stammgäste zu senden (und zu verhindern, dass diese künftig wo anders einchecken).

Nachholeffekte

Die Hoffnung auf eine halbwegs passable Saison ist längst in den Sommer verlegt worden. „Der Optimismus ist sicher nicht unbegründet“, findet Fritz. Schließlich würden viele, deren geplante Urlaube im Herbst, Winter oder Frühjahr vereitelt wurden, spätestens im Sommer ein paar Tage wegfahren wollen. Dennoch: Unter dem Strich gilt ein Minus in der Nächtigungsbilanz schon jetzt als ausgemacht. Denn gerade in den Städten werden Gäste aus Übersee weiterhin ausbleiben, allen voran in Wien. Hier rechnen Experten frühestens 2022 wieder mit vollen Hotelbetten.

Prognose revidiert
Das Wifo rechnet nach der Verschärfung des Lockdowns mit einem Minus bei den Gästenächtigungen von 85 Prozent. Die Einnahmeausfälle beziffern die Wirtschaftsforscher mit 14 Milliarden Euro

Semesterferien
Normalerweise haben im Winter 11.200 Beherbergungsbetriebe geöffnet. Der Februar ist traditionell  mit rund 17 Millionen Gästenächtigungen  der wichtigste Monat der Wintersaison

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