Faserhersteller Lenzing tiefrot, aber zuversichtlich

Faserhersteller Lenzing tiefrot, aber zuversichtlich
Die hohen Energiepreise machen dem oberösterreichischem Konzern weiter zu schaffen.

Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing leidet weiter unter den Energie- und Rohstoffkosten und einem schwierigen Marktumfeld, sieht sich aber auf deutlichem Erholungskurs. "Der Trend zeigt in die richtige Richtung", sagte Vorstandschef Stephan Sielaff bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse am Mittwoch. Zum Halbjahr schrieb Lenzing tiefrote Zahlen und verbuchte einen Verlust von 65,8 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 72,3 Millionen Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) betrug 136,5 Millionen Euro nach 188,9 Millionen im Vorjahr. Der Umsatz ging im ersten Halbjahr um 3,4 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro zurück.  Es geht aber wieder aufwärts. Nach knapp 30 Millionen EBIDTA im ersten Quartal konnte man sich  mit 107 Millionen im zweiten Quartal bereits deutlich verbessern, sagte Lenzing-Finanzchef Nico Reiner.

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"Toxische Mischung"

Sorgen bereiten dem Faserhersteller weiterhin die hohen Energie- und Rohstoffkosten. Die seien zwar weiter gesunken, aber im Vergleich zur Zeit vor dem Krieg in der Ukraine noch immer auf deutlich erhöhtem Niveau, sagte Sielaff.

Anzeichen, dass bei den Energiepreisen das Vorkriegs-Preisniveau wieder erreicht werde, gebe es keine. Wirtschaftsforscher würden davon ausgehen, dass sie zwischen drei- und fünfmal so hoch bleiben würden wie in den USA. Kombiniert mit einer langsamen und komplexen Bürokratie in Österreich sei dies eine "toxische Mischung" für die Industrie, warnte Sielaff: "Wenn nicht gehandelt wird, werden wir einen Standortnachteil haben."

Sparprogramm

Im Werk in Heiligenkreuz hat sich der Konzern durch den Erwerb einer Biomasseanlage bei der Energieversorgung zuletzt besser aufgestellt. Sielaff spricht von einer "deutlich besseren Kostenbasis und auch Versorgungssicherheit."

Mit einem Sparprogramm, dem im Konzern 400 Stellen zum Opfer fielen, 100 davon in Österreich, und einer Kapitalerhöhung von 400 Millionen Euro sieht sich Lenzing für die Zukunft gut gerüstet. Zusätzlichen Spielraum soll eine Verlängerung von Kreditlaufzeiten bringen.

"Deutliche Anzeichen der Erholung"

Bei der Fasernachfrage sieht Sielaff "deutliche Anzeichen der Erholung". Die Preise würden aber weiter unter Druck bleiben, sagte der Lenzing-Chef. Erleichterung könnte eine Aufhellung der Stimmung am Textilmarkt bringen, die sich erstmals sei eineinhalb Jahren abzeichne.

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In China und Indonesien wurden Werke modernisiert und Kapazitäten für umweltverträgliche Spezialfasern geschaffen. Im Modal-Werk in China ist die Produktion bereits angelaufen. In Indonesien soll es bald soweit sein. Mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sieht sich der Hersteller im Trend. Mit der Ausweitung der Vertriebsaktivitäten sollen auch in Österreich neue Stellen geschaffen werden.

Mit einem weiteren Rückgang der Rohstoffpreise und dem Anhalten der Markterholung, geht Sielaff im Gesamtjahr weiterhin von einer deutlichen Ergebnisverbesserung in einer Bandbreite von 320 bis 420 Millionen Euro aus. Im Vorjahr war das EBIDTA um ein Drittel auf 241,9 Millionen Euro eingebrochen. An der Wiener Börse verloren die Lenzing-Papiere bis Mittag rund 1,3 Prozent auf 44,90 Euro.

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