Lebensmittel: Warum von 16 Prozent Exportplus wenig übrig bleibt
Österreichs hat 2022 laut Hochrechnungen der Agrarmarkt Austria (AMA) agrarische Produkte und Lebensmittel im Wert von rund 16 Milliarden Euro ins Ausland verkauft. Und damit um knapp 16 Prozent mehr eingenommen als 2021. Klingt nach großem Exporterfolg, ist es nur bedingt.
Im Wesentlichen ist das Umsatzplus auf gestiegene Kosten entlang der Wertschöpfungskette und damit auf inflationsbedingte Preissteigerungen zurückzuführen. Die Exportmenge ist nur um 1,1 Prozent gestiegen.
Die größten Abnehmer von Lebensmitteln „Made in Austria“ sind traditionell die Deutschen. Sie haben vor allem für Milchprodukte und Rindfleisch aus Österreich deutlich mehr ausgegeben (+23 bzw. +52 Prozent).
Zweitgrößter Exportmarkt ist Italien mit einem wertmäßigen Zuwachs von knapp 30 Prozent – stark gestiegenen Getreideimporten sei Dank.
Nummer drei bleibt die USA, allerdings mit einem wertmäßigen Minus von 16 Prozent. Der Grund dafür steht in Arizona. In Form eines neuen Abfüllwerks für Red Bull. Der Energydrink wird neuerdings also in den USA abgefüllt statt importiert. Die Erfolgsgeschichte der heimischen Getränkeindustrie sei damit aber nicht beendet, sagt Josef Domschitz, Geschäftsführer des Fachverbands der Lebensmittelindustrie: „Weltweit wurde unterm Strich zuletzt mehr verkauft.“
Start-ups am Start
Die Konkurrenz schläft aber nicht. Das führt diese Woche auch ein Besuch der AMA Marketing beim Edeka Food Lab Campus in Berlin vor Augen. Dabei handelt es sich um Anlaufstelle für Start-ups aus dem Lebensmittelsektor. Von neuen Getränken bis hin zu Kameras für Supermarktregale, die scannen, ob die Regale gegenüber schon wieder leer sind. Müssen Mitarbeiter nicht mehr durch das Geschäft laufen, um die Warenverfügbarkeit zu checken, spart das Zeit. Und Geld.
Kollege Roboter
„Automatisierung ist in Zeiten des Mitarbeitermangels ein großes Thema“, sagt Jan Lingenbrinck, am Campus für den Bereich „Techstarter“ verantwortlich. Datenschutzprobleme gäbe es mit diesen Kameras keine. Sie würden nämlich ausschließlich Bilder auswerten, auf denen keine Personen zu sehen sind.
Ebenfalls gefragt sind Putzroboter oder Innovationen, die eine Senkung der Energiekosten versprechen. So wie ein System, das über Sensoren die Raumtemperatur misst und die Klimasteuerung übernimmt – und zwar möglichst kostenschonend.
Rund 1.500 Neuheiten von Start-ups sind derzeit im Testlauf. Und zwar bei Kaufleuten des Lebensmittelriesens Edeka. „Für viele Gründer die erste Möglichkeit, ihre Innovationen den Händlern vorzustellen“, weiß Lingenbrinck. Die Produktvorstellungen finden seit der Pandemie übrigens vor allem online statt. Das Interesse der Kaufleute sei dadurch sogar gestiegen. Schließlich ist Zeit Geld – auch für Händler.
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