Lebendtiertransporte: Ruf nach völligem EU-Exportverbot wird lauter

Von einem mit 14.600 Schafen beladenem Containerschiff gerettetes Schaf. Das Schiff sank vor der rumänischen Küste
Eingepfercht in Schiffsbäuchen, knöcheltief im eigenen Mist: Die qualvollen Lebendtiertransporte an Drittstaaten sollen gestoppt werden

Hühner, die gegen die Wand getreten oder gar als Fetzen missbraucht werden. Horrorbilder, wie sie jüngst der Verein gegen Tierfabriken (VGT) von einem steirischen Schlachthof zeigte, dürfte es nicht geben – würden die geltenden Tierschutzgesetze eingehalten.

Ebenso verhält es sich bei einigen Tiertransporten, und das in der gesamten EU. In Österreich geborene Kälber, die nach wochenlangem Seetransport in ihrem eigenen, knöcheltiefem Mist stehen, ausgehungert, manchmal schon an Bord verenden.

Schafe, die unter qualvollsten Bedingungen in engen Schiffsbäuchen von Kroatien, Rumänien oder Spanien bis in den Nahen Osten exportiert werden.

Grausames Ende

1,5 Milliarden Tiere hat die EU im Vorjahr ausgeführt: Viele der Hühner, Schweine, Schafe, Ziegen und Rinder hätten ein weniger grausames Ende gefunden, wenn die EU den Export von Lebendtieren aus der Europäischen Union glatt weg verbieten würde.

Lebendtiertransporte: Ruf nach völligem EU-Exportverbot wird lauter

Dies zumindest forderten alle Tierschutzorganisationen, die sich vergangene Woche zu einem Austausch im EU-Parlament zusammenfanden.

Lebendtiertransporte: Ruf nach völligem EU-Exportverbot wird lauter

Frankreich: Von Tierschützern gestoppter Transport von Puten

Im Herbst wird die EU-Kommission eine Neufassung des in die Jahre gekommenen EU-Tierschutzgesetzes vorlegen – da wollte der steirische Grüne EU-Abgeordnete und Co-Vorsitzende der Europäischen Grünen, Thomas Waitz, noch einmal alle Interessengruppen, versammeln: Vertreter von Bauern, Schlacht- und Transportbetrieben, Kommission, Tierschützer und EU-Politiker.

Auf dem Papier klingt alles gut: EU-Recht sieht schon jetzt vor, dass Nutztiere höchstens acht Stunden und in dafür geeigneten Fahrzeugen transportiert werden müssen.

„Aber es gibt unzählige Verstöße, zu wenige Kontrollen und zu wenige Sanktionen“, ärgert sich die luxemburgische EU-Abgeordnete Tilly Metz, „und reicht es nicht, wenn die existierenden Regeln durchgesetzt werden, man braucht auch neue.“

Export von Zuchttieren

Doch ein völliges Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten dürfte sich auf europäischer Ebene kaum durchsetzen lassen. Auch die österreichische Landwirtschaft kann da nicht mit. Ohnehin gelte in Österreich seit September „eines der strengsten Tiertransportgesetze der EU“, meint Ulrich Herzog, Leiter des Bereichs Veterinärwesen im Gesundheitsministerium.

„Der Export von Mast- und Schlachttieren in Drittländer ist seither verboten.“ In Österreich betraf dies bisher jährlich rund 7.000 Rinder.Deutschland ging mittlerweile noch weiter: Ab Juli dürfen auch keine lebenden Rinder, Schafe und Ziegen mehr für die Zucht in Drittländer exportiert werden.

Lebendtiertransporte: Ruf nach völligem EU-Exportverbot wird lauter

Wochenlanger, qualvoller Transport von Schafen auf Schiffen. Australien, das Zielland jenes Schiffes, auf dem das Bild aufgenomen wurde, hat den Transport von lebenden Tieren auf den Kontinent mittlerweile verboten.

Wie aber landen trotz aller Verbote in Österreich geborene Jungbullen in Schlachthöfen im Libanon oder in der Türkei? Sie werden über Zwischenhändler nach Italien, Ungarn oder Spanien transportiert. Dort werden sie kurze Zeit gemästet, ehe sie zur Schlachtung weiter an Länder außerhalb der EU verkauft werden. Spätestens ab dem Moment, wo die Rinder ihre Klauen auf die Schiffsplanken setzen, hat die EU keine Kontrolle mehr.

Einem Totalverbot des Exports von Lebendtieren außerhalb der EU setzen die EU-Abgeordneten einen anderen, abgemilderten Vorschlag entgegen: Es brauche ein Exportverbot in Drittstaaten, in denen EU-Tierschutzstandards nicht eingehalten werden.

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