Er habe kein Problem damit, wenn die Exekutive stärker kontrollieren und schwarze Schafe aus dem Verkehr ziehen würde. Man müsse ja nicht in der Nacht Autoalarmanlagen zum Heulen bringen oder mit der Sportmaschine hochtourig durch enge Gassen glühen. „Das muss aufhören. Aber deshalb kann man nicht Hunderttausenden Menschen das Hobby abdrehen“, sagt Fischer.
Flächenbrand befürchtet
Die Branche fürchtet jetzt eine Ausweitung der Fahrverbote. Nach Außerfern gibt es ähnliche Überlegungen im Gesäuse. Würden die Streckensperrungen und sogar ein Wochenend- und Feiertagsverbot – wie es in Tirol ursprünglich für alle Motorräder angedacht war – kommen, wäre die Zweiradbranche tot, meint Fischer. „Es kämpfen jetzt schon viele Händler mit den wirtschaftlichen Folgen von Covid. Wenn das auch noch dazu kommt, würde es viele Pleiten geben.“
Derzeit laufen zwei Petitionen mit zahlreichen Unterschriften gegen das Verbot. Auch laufen Gespräche auf Länder- und Bundesebene, um einen „Flächenbrand“ zu verhindern. Sollte das keinen Erfolg bringen, könnte es im Frühling Kundgebungen in allen Landeshauptstädten geben. „Das wäre das erste Mal in der Zweiten Republik. Die Motorradfahrer sind noch nie auf die Straße gegangen“, sagt Fischer.
Für Ursula Muigg, Leiterin der Rechtsabteilung des ÖAMTC in Tirol, ist es rechtlich bedenklich, dass die Verordnung keine Ausnahmen für Anrainer vorsieht. „Diese müssten dann theoretisch ihr Motorrad auf einen Anhänger aufladen und aus dem betroffenen Gebiet hinausfahren, um dann mit ihrem Motorrad fahren zu können.“
Eine bessere Lösung wäre, mit Geschwindigkeitskontrollen zu arbeiten. Allerdings könne man auch mit geringer Geschwindigkeit laut fahren. Sie hofft, dass es zu keiner Ausweitung der Sperrungen kommt. Es sei derzeit nichts spruchreif, es gebe aber Befürchtungen. Die Verordnung wurde zunächst nur für dieses Jahr erlassen und läuft am 31.10. aus. Von einer automatischen Verlängerung sei darin nicht die Rede, eine erneute kurzfristige Erlassung im kommenden Jahr sei aber möglich, meint Muigg.
Das Tiroler Fahrverbot gilt vom 10. Juni bis 31. Oktober. 5,6 Prozent des Tiroler Straßennetzes sind davon betroffen.
Entlastung
„Seit Jahren gibt es zahlreiche Rückmeldungen aus der Bevölkerung in Außerfern, dass sie am starken Verkehrsaufkommen insbesondere an den beliebten Motorradstrecken leidet“, heißt es vonseiten des Landes Tirol. Da an gewissen Tagen bis zu 3.500 Motorräder gezählt werden, sei diese Maßnahme ein Schritt, um eine Lärmentlastung für die Anrainer zu erreichen. Verfassungsrechtliche Probleme sieht das Land Tirol keine.
Den verkehrsbeschränkenden Maßnahmen liege ein lärmtechnisches sowie ein lärmmedizinisches Gutachten zugrunde. Darüber hinaus gelte es für alle Motorradlenker, gleichgültig, wo das Motorrad zugelassen sei. Daher liege auch keine Ungleichbehandlung vor. Derzeit würden nur 6,7 Prozent der zugelassenen Motorräder unter dieses Fahrverbot fallen.
Mit der Motorradbranche sei man vonseiten des Landes ebenso im Austausch wie mit Interessensvertretungen. Das Motorradfahrverbot wird im Laufe des Herbstes evaluiert, anschließend soll über die weitere Vorgangsweise entschieden werden.
Fräsmaschine
Die Wertschöpfung der Branche liegt jährlich bei 2,9 Mrd. Euro, 41.000 Menschen werden beschäftigt. In Österreich haben 830.000 Menschen ein Zweirad. Für 300.000 ist es ein Alltagsfahrzeug.
Das Standgeräusch ist nicht mit dem viel leiseren Standgas zu verwechseln. Das Standgeräusch wird bei 5.000 Umdrehungen pro Minute aus einem halben Meter Abstand gemessen. 95 Dezibel (dB) entsprechen der Lautstärke, mit der Musik im Kopfhörer gehört werden kann, oder dem Lärm einer Holzfräsmaschine.
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