KURIER-Enthüllungen: Hendl-Gigant fühlt sich unfair behandelt

KURIER-Enthüllungen: Hendl-Gigant fühlt sich unfair behandelt
Der Vorstand des ukrainischen Geflügel-Konzerns MHP über EU-Exporte und KURIER-Enthüllungen

Die Eingangshalle von „MHP“ erinnert eher an ein Hotel als an eine Firmenzentrale. Weiße Säulen stützen die Decke. Die Tische und Steckdosen sind goldfarben. Die Stehlampen tragen das Windmühlen-Logo des Konzerns. MHP ist der sechstgrößte Geflügelproduzent in ganz Europa und der größte in der Ukraine.

„Leider werden wir in der EU als eine Art Bedrohung wahrgenommen“, sagt Vorstandsvorsitzender John Rich, und hängt an: „Die Berichterstattung über unser Unternehmen ist unfair.“

KURIER-Enthüllungen: Hendl-Gigant fühlt sich unfair behandelt

Ganz legal in die EU exportiert: MHP-Vorsitzender Rich

 

Rich beginnt Sätze mit: „Ich, als Tiermediziner“ und „Ich, als Banker“. Weder in der einen noch in der anderen Funktion kann er die Aufregung über MHP nachvollziehen, vor allem in Österreich, wo der KURIER Anfang April Tricks des Konzerns enthüllte.

Denn MHP umgeht die EU-Importbeschränkungen für Hühnerbrüste. Weil das Fleisch erst nach der Einfuhr in die EU vom Knochen getrennt wird, wird es erst gar nicht als „Hühnerbrust“ klassifiziert. Dadurch hat MHP im Jahr 2018 rund 55.000 Tonnen zusätzliche Hühnerbrüste aus der Ukraine in die EU eingeführt.

„Legal exportiert“

Auf diese Praxis seien Zerlege-Betriebe von MHP in der Slowakei und in den Niederlanden gekommen, sagt Rich. Niemand habe sich groß darüber Gedanken gemacht: „Wir haben Produkte, die keine Hühnerbrüste sind, legal exportiert. Wir haben eine Export-Kategorie genutzt, die Teil des Freihandelsabkommens war.“

Weil die EU-Kommission das Abkommen mit der Ukraine umschreiben und die Importquote von Hühnerbrüsten anheben möchte, sei das Problem nun ohnehin gelöst. Rich sitzt an einem schwarzen Konferenztisch in Hufeisenform. Der gebürtige Australier hat Veterinärmedizin studiert und war für internationale Unternehmen in Asien, China und Australien tätig.

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EBRD hat den Konzern über Jahre unterstützt. Genau diese Unterstützung ermöglichte es MHP, zum Quasi-Monopolisten zu werden. Nach den KURIER-Enthüllungen hat die EBRD den Förderhahn vorerst zugedreht: 100 Millionen für die Übernahme des slowenischen Geflügel-Konzerns „Perutnina“ wurden vorerst nicht genehmigt. Rich macht sich für das Projekt stark: „Hier geht es um die Finanzierung einer langfristigen Expansion in Kroatien und Serbien. Ein klassisches Projekt für eine Entwicklungsinstitution. Ihre Aufgabe ist es, Osteuropa zu entwickeln. Das kommt der gesamten Wirtschaftsgemeinschaft zugute.“

Wunsch der Investoren

Dass MHP seinen – steuerschonenden – Firmensitz auf Zypern hat, habe einen simplen Grund, sagt Rich. Die Besteuerung bei der Dividendenausschüttung sei geringer als in Luxemburg. „Es war der einfache Wunsch unserer Investoren.“

In Österreich wurde zuletzt auch die Einhaltung von europäischen Tierschutzbestimmungen angezweifelt. Laut der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ soll das Fleisch in der Ukraine unter „grausamen Bedingungen“ hergestellt werden. Rich sagt: „Tierschutz ist eines der wichtigsten Dinge in diesem Unternehmen.“ Der Konzern stehe unter der Kontrolle europäischer Behörden. „Sie testen die Produkte und alles, was mit Tierschutz zu tun hat, um sicherzustellen, dass wir die Tierschutzstandards einhalten.“

Die Besatzdichte liege bei 37 bis 39 kg pro Quadratmeter und damit sogar unter den EU-Richtlinien. Außerdem sei man das einzige Unternehmen seiner Art, das auf Gentechnik verzichte.

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