Keine EU-Millionen mehr für Hendl-Giganten aus der Ukraine

Per Trick wird Hühnerfleisch aus der Ukraine in EU geschleust. Nach KURIER-Bericht wird Finanzierung gestoppt.

Der MHP-Konzern, sechstgrößter Geflügelproduzent Europas, viertgrößter Landbesitzer in der Ukraine, fährt seit Jahren eine rasante Strategie der Expansion. Inzwischen produziert die Firma alleine vier Mal so viel Hühnerfleisch wie ganz Österreich.

Keine EU-Millionen mehr für Hendl-Giganten aus der Ukraine

Die wichtigsten Zahlen zum Hendl-Import

 

Dem KURIER aber ist es vor wenigen Wochen gelungen, die Export-Tricks von MHP aufzudecken – mit beachtlichen politischen Folgen. Großkredite aus EU-Staaten, die die weitere Expansion des Hendl-Giganten finanzieren sollten, sind von der zuständigen europäischen Entwicklungsbank EBRD gestrichen worden.

Keine Millionen für Monopol

Ein Erfolg auch für den grünen EU-Parlamentarier Thomas Waitz, der die MHP und ihre Machenschaften seit Monaten verfolgt: „ Es ist ein guter erster Schritt, dass die EBRD anscheinend entschieden hat, öffentliches Geld nicht dazu zu verwenden, eine Monopolstellung eines Konzerns zu fördern – noch dazu, wenn dieser Konzern verdächtigt wird, Tierschutzstandards, ökologische und soziale Standards nicht einzuhalten und mit fragwürdigen Methoden zu arbeiten.“

In der Ukraine beherrscht MHP seit Jahren den Markt. Ebenso rasant steigen dessen Exporte in die EU an. Die geltenden Import-Beschränkungen werden von MHP seit Jahren mit einem simplen Trick umgangen. Der EU-Import von Hühnerbrüsten – dem teuersten Stück vom Huhn – ist streng begrenzt. Also bleibt beim Zerlegen der Tiere in der Ukraine ein Knochen an den Hühnerbrüsten. Die damit als minderwertig klassifizierten Teile können unbegrenzt importiert werden.

Expansion in die EU

MHP besitzt inzwischen Betriebe in der Slowakei und in den Niederlanden. Dort wird der Knochen entfernt. Damit gelten die Hühnerbrüste als EU-Produkt und werden als solches nicht nur in der EU verkauft, sondern auch zollfrei in Drittmärkte exportiert, etwa nach Südafrika. MHP aber fährt eine rasante Expansionsstrategie sich gerade, einen weiteren Hühnerzucht-Betrieb in der EU einverleibt: Perutnina in Slowenien. Die Firma exportiert Hühnerfleisch auch im großen Stil nach Österreich.

Geld in Steuerparadiese

Die Kredite für diese Übernahme hat die EBRD nun gesperrt. Ein Schritt, der die rasante Expansion des Konzerns fürs Erste einmal stoppen dürfte. Damit aber könnten sich auch einige Geldflüsse in Steuerparadiese merklich verlangsamen. Mehrheitseigentümer von MHP ist der ukrainische Milliardär Yuriy Kosjuk, der auch beste Kontakte zu Ex-Präsident Petro Poroschenko hat und sogar Mitglied seines Kabinetts war. Firmensitz von MHP ist die Steueroase Zypern, zuvor war es Luxemburg. Trotzdem kassiert MHP großzügig ukrainische Agrarförderung, im Jahr 2017 ein Drittel der gesamten Förderungen.

Der Grüne Waitz, der sich kürzlich vor Ort in der Ukraine ein Bild davon machte, „welche katastrophalen ökologischen und sozialen Auswirkungen diese Massenproduktionsstätte nach sich zieht“, zeigt sich erleichtert: „Gute Nachrichten für die Geflügelproduzenten in der EU und auch die Bürger.“

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