Anhaltender Krieg könnte Problem für Lieferketten werden

Anhaltender Krieg könnte Problem für Lieferketten werden
Wenn der Krieg länger dauert, könnte das zu Problemen in der Containerseeschifffahrt führen.

Der russische Überfall auf die Ukraine tangiert die internationalen Containerschifffahrt derzeit nur am Rande, doch könnte sich das ändern, wenn der Krieg länger dauert. „Das Überseevolumen Russlands ist verschwindend gering, dafür hat es ein riesiges Binnenvolumen“, sagt Alexander Till, Repräsentant des Hamburger Hafens in Wien.

Russland sei im Vergleich zu seiner Landesgröße nicht sehr prominent im Überseeverkehr vertreten, das gleiche gelte im Übrigen für die Ukraine. Grundsätzlich würden Russland und die Ukraine die gleichen Waren über den Seeweg wie die EU-Länder beziehen. Das sind vor allem Waren aus China, Güter des täglichen Bedarfs, angefangen bei Elektroartikeln bis hin zu Sportschuhen, Gartenmöbeln, Sonnenschirmen, Bekleidung – fast alles, was im Handel erhältlich ist, sagt Till.

Klein wie Österreich

Interessant zur Einordnung: Betrachtet man jene Waren, die in riesigen Schiffen aus aller Welt am Hafen Hamburg ankommen und in kleineren Schiffen nach Russland weitertransportiert werden, so ist dieses Volumen nicht größer, als jenes, dass vom Hafen Hamburg nach Österreich gelangt.

Ernst wird es für den Westen erst, wenn jene Güter, die aus Russland und der Ukraine bezogen werden, nicht mehr verfügbar sind. Erste Engpässe gibt es zum Beispiel bei Kabelbäumen aus der Ukraine, wodurch die Autoindustrie über Umwege Probleme bekommen könnte – beziehungsweise teilweise schon hat. So sind die Werke von BMW und MAN in Steyr wegen fehlender Kabelbäume bereits still gestanden.

Ausweichen auf Südstrecke

Einen stärkeren Einfluss hat der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland auf die Neue Seidenstraße, die sogenannte und von China ausgehende „Belt and Road Initiative“ – der Zuggüterverkehr von China nach Europa und retour. Da die nördlichen Strecken durch Russland und Weißrussland führen, muss teils auf die weniger gut ausgebaute Südstrecke ausgewichen werden, auf der die Züge länger unterwegs sind.

„Die Züge rollen in Russland aber noch“, beruhigt Uwe Leuschner, Vorstandschef des Logistikunternehmens Far East Land Bridge (FELB). Wenn auch mit Schwierigkeiten. Es bestünden viele Unsicherheiten und Risiken, vor allem was die Versicherungsabdeckung betrifft. In den ersten vier Wochen des Ukrainekriegs ist das Volumen an Gütern, die gewöhnlich auf den russischen Strecken transportiert werden, um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen.

Die aktuelle Situation kann sich wieder rasch erholen, es kann aber auch zu einer dauerhaften Störung der Bahnstrecken in Russland kommen, meint Leuschner. Doch auch hier darf die Relation nicht außer Acht gelassen werden: 2021 kamen 25 Millionen Container auf dem Seeweg von Asien nach Europa. Auf dem Landweg, sprich mit dem Zug, war es eine Million Container.

Kommentare