Interessant zur Einordnung: Betrachtet man jene Waren, die in riesigen Schiffen aus aller Welt am Hafen Hamburg ankommen und in kleineren Schiffen nach Russland weitertransportiert werden, so ist dieses Volumen nicht größer, als jenes, dass vom Hafen Hamburg nach Österreich gelangt.
Ernst wird es für den Westen erst, wenn jene Güter, die aus Russland und der Ukraine bezogen werden, nicht mehr verfügbar sind. Erste Engpässe gibt es zum Beispiel bei Kabelbäumen aus der Ukraine, wodurch die Autoindustrie über Umwege Probleme bekommen könnte – beziehungsweise teilweise schon hat. So sind die Werke von BMW und MAN in Steyr wegen fehlender Kabelbäume bereits still gestanden.
Ausweichen auf Südstrecke
Einen stärkeren Einfluss hat der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland auf die Neue Seidenstraße, die sogenannte und von China ausgehende „Belt and Road Initiative“ – der Zuggüterverkehr von China nach Europa und retour. Da die nördlichen Strecken durch Russland und Weißrussland führen, muss teils auf die weniger gut ausgebaute Südstrecke ausgewichen werden, auf der die Züge länger unterwegs sind.
„Die Züge rollen in Russland aber noch“, beruhigt Uwe Leuschner, Vorstandschef des Logistikunternehmens Far East Land Bridge (FELB). Wenn auch mit Schwierigkeiten. Es bestünden viele Unsicherheiten und Risiken, vor allem was die Versicherungsabdeckung betrifft. In den ersten vier Wochen des Ukrainekriegs ist das Volumen an Gütern, die gewöhnlich auf den russischen Strecken transportiert werden, um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen.
Die aktuelle Situation kann sich wieder rasch erholen, es kann aber auch zu einer dauerhaften Störung der Bahnstrecken in Russland kommen, meint Leuschner. Doch auch hier darf die Relation nicht außer Acht gelassen werden: 2021 kamen 25 Millionen Container auf dem Seeweg von Asien nach Europa. Auf dem Landweg, sprich mit dem Zug, war es eine Million Container.
Kommentare