Krebsversicherungen oft mit zweifelhaftem Nutzen

Krebsversicherungen oft mit zweifelhaftem Nutzen
Der Verein für Konsumenteninformation hat Angebote für Krebsversicherungen kritisch analysiert. Für viele Konsumenten dürfte es besser Alternativen geben.

Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Österreich, etwa vier von fünf Österreicherinnen und Österreichern kennen zumindest eine Person, die an Krebs erkrankt ist. Verständlich, dass sich Menschen gegen dieses Risiko versichern wollen – allerdings sind diese Produkte für viele Menschen nicht zielführend, kritisert der Verein für Konsumenteninformation (VKI).

Denn sie haben oft „ein stark eingeschränktes Leistungsspektrum mit vielen Ausnahmen und sind teuer", sagt VKI-Expertin Gabi Kreindl. Ein wesentlicher Kritikpunkt: Der Versicherungsschutz endet meist im Alter von 70 Jahren, also in dem Alter in dem statistisch die meisten Erkrankungen vorkommen. "Das mittlere (mediane) Erkrankungsalter liegt bei Frauen aktuell bei 69, bei Männern bei 70 Jahren", heißt es vom VKI mit Verweis auf das deutsche Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD). Oft sind von den Versicherungen zudem nicht alle Arten von Krebs abgedeckt.

So würde etwa die Hälfte der Krebserkrankungen auf Brust-, Prostata-, Lungen- und Darmkrebs entfallen. Sind diese nicht abgedeckt, relativiert sich der Nutzen statistisch betrachtet also deutlich. Auch seien Tumorvorstufen oft ausgenommen.

Die Höhe der Prämie richtet sich einerseits nach der Versicherungssumme, die meist zwischen 10.000 und 100.000 Euro liegt, und zweitens nach dem Alter des oder der Versichterten. Dabei gilt insgesamt: Je älter, desto teurer. Vorerkrankungen werden von den Versicherungen dabei unterschiedlich behandelt. 

Einmalige Zahlung

Der Versicherungsschutz gilt meist erst nach einem bestimmten Zeitraum, etwa nach einem Jahr. Wer erkrankt, bekommt die vereinbarte Summe zur freien Verfügung ausbezahlt. Damit können von der Krankenkasse nicht abgedeckte, zusätzliche Behandlungen finanziert werden, etwa psychologische Betreuung. Das Geld ist aber nicht zweckgebunden, sondern kann frei verwendet werden, etwa um Einkommensausfälle in Folge der Erkrankung zu kompensieren.

Die Kosten für eine Krebsversicherung variieren stark. Eine 40-jährige Person bezahlt laut Bespielen des VKI monatlich etwa 30 bis 40 Euro, bei einer Versicherungssumme von 50.000 Euro, der Schutz endet mit 70. Eine 60-jährige Person zahlt für eine Versicherungssumme von 100.000 Euro hingegen etwa 120 bis 150 Euro pro Monat.

Jährlich erkranken in Österreich durchschnittlich 44.000 Menschen an Krebs, etwa 400.000 leben mit einer Krebsdiagnose. Mit der Lebenserwartung steigt auch das Risiko einer Erkrankung. Eine bessere Behandlung gibt es mit einer Krebsversicherung an sich nicht, warnt Kreindl: "Wer an Krebs erkrankt, wird in Österreich über die staatliche Krankenversicherung behandelt. Auch eine Zusatzversicherung verbessert nicht die Qualität oder Art der Behandlung." Es ist aber möglich, zusätzlich private Leistungen in Anspruch zu nehmen, oder mehrere Meinungen einzuholen.

Alternativen

Für viele Menschen gibt es laut dem VKI passendere Alternativen. Geht es um zusätzliche medizinische Versorgung wie etwa ein Einzelzimmer im Spital, kann eine private Krankenversicherung zielführender sein.

Insbesondere zur finanziellen Absicherung gibt es laut VKI oft bessere Alternativen. Das könnten etwa Berufsunfähigkeitsversicherungen oder sogenannte Überlebensversicherungen („Dread-Disease-Versicherung“, Anm.). Diese decken normalerweise ein breiteres Spektrum an Erkrankungen ab, neben Krebs etwa Herzinfarkt, Multiple Sklerose oder Schlaganfall. Wer sich um die finanzielle Absicherung seiner Familie sorgt, sollte eher eine Lebensversicherung abschließen, raten die Konsumentenschützer. In jedem Fall sei es vor dem Abschluss einer Versicherung angebracht, mehrere Angebote einzuholen und diese zu vergleichen.

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