Kommunalkredit liebäugelt mit Börsengang
Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann die Kommunalkredit Austria an die Börse geht. Die Weichen stellt die auf Gemeinde- sowie Infrastruktur- und Energiefinanzierung spezialisierte Bank immer deutlicher. Die Bank solle „in den kommenden Jahren“ börsenfähig gemacht werden, erklärt Vorstandsvorsitzender Bernd Fislage, „und zwar insbesondere nach Größe und Kapitalkraft.“
Der Börsengang sei zwar nicht notwendig, erhöhe aber Kapitalzugang, Sichtbarkeit und Attraktivität. Aus diesem Grund habe man in den vergangenen fünf Jahren das Kapital – „im Wesentlichen durch thesaurierte Gewinnerträge – mehr als verdoppelt. Außerdem positioniere man sich stärker am Kapitalmarkt.
Erst gestern, Montag, hat die Bank den erfolgreichen Abschluss einer weiteren Kapitalmarktemission mit einem Volumen von knapp 57 Millionen Euro (bei einer Verzinsung von 6,5 Prozent) offiziell kommuniziert.
Zwei Standbeine
Abgesehen davon will Fislage in Zukunft erreichen, dass die Standbeine Gemeindefinanzierung und europäische Infrastruktur- und Energiefinanzierung einen ausgeglichenen Anteil erhalten. „40 Prozent der Kommunalkredit sind, wenn ich die Barreserve außen vor lasse, immer noch in der Gemeindefinanzierung.“ Die Anteile sollen jeweils 50 Prozent ausmachen.
Die Coronapandemie könne übrigens als Beschleuniger von Entwicklungen wie Breitband- bzw. Glasfaserausbau, Stärkung der Gesundheitsversorgung, grüne Energie bzw. Dekarbonisierung und Weiterentwicklung von Verkehrskonzepten gerade für den ländlichen Bereich dienen, sagt Fislage im Gespräch mit dem KURIER. Jedenfalls gebe es drei große Aspekte der Infrastruktur: Instandhaltung, Modernisierung und die Zerstörung der Ressourcen bedingt durch Modernisierung aufzuhalten.
Vorsicht vor Label "Ankündigungschampion"
Österreich stellt er hier zwar grundsätzlich kein schlechtes Zeugnis aus. Österreich müsse aber aufpassen, dass ihm nicht der „Ankündigungschampion“ zugeschrieben wird – gerade beim Thema Erneuerbare Energien. Etwa könnte das Programm „eine Million Dächer“ mit mehr Nachdruck verfolgt und dort forciert werden, wo der Bund im Besitz der Gebäude sei.
Und auch die Umsetzung der europäischen Renewable Energy Directive (RED II) sei bisher nicht passiert, sondern nur für den 30. Juni avisiert. Diese sieht die Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energieträger vor und muss in nationales Recht übernommen werden.
Nach einem sehr erfolgreichen Jahr für die Kommunalkredit Austria (Neugeschäftsvolumen bei Infrastruktur- und Energiefinanzierungen von 1,1 Milliarden Euro, ein Plus von 11 Prozent, und operatives Ergebnis von 47,5 Millionen Euro, 43 Prozent Plus) blickt Fislage zuversichtlich auf 2021. „Wir werden weiter an den Kapitalmarkt herantreten.“
Fidelio 2 in der Pipeline
Der Asset-Management-Arm der Bank, Fidelio, werde außerdem weiter ausgebaut. Im vergangenen Jahr wurde Fidelio 1, so der Name, mit 354 Millionen Euro abgeschlossen. Fidelio 2 soll im ersten Halbjahr 2021 auf den Markt kommen.
Die Kommunalkredit Austria wurde im Jahr 2015 privatisiert und steht im Eigentum der Gesona Beteiligungsverwaltung GmbH (99,80 Prozent) und des Gemeindebundes (0,20 Prozent). Der Anteil der notleidenden Kredite liegt seit 2015 bei Null. Bernd Fislage ist seit 2018 Vorstandsvorsitzender.
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