Und warum überhaupt?
Um den Klimawandel zu verlangsamen und bis 2050 klimaneutral zu werden, will die EU auch ihren gesamten Gebäudebestand auf Vordermann bringen. Der ist derzeit für mehr als ein Drittel (36 Prozent) der energiebezogenen Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Die EU-Kommission hat deswegen eine ganze Reihe von Maßnahmen über die Steigerung der Energieeffizienz vorgelegt – und die haben es in sich, sie sorgen noch für heftigen Streit zwischen EU-Regierungen und EU-Parlament. Die EU-Abgeordneten stimmen am Dienstag ins Straßburg darüber ab.
Welche Forderungen liegen auf dem Tisch?
Geht es nach dem EU-Parlament, sollen ab 2028 alle neu errichteten Gebäude in privater Hand null Emissionen ausstoßen. Außerdem sollen alle mit Solartechnologie ausgestattet werden, sofern dies technisch möglich ist.
Bei neuen öffentlichen Gebäuden – Rathäuser, Schulen, Behörden etc. – muss bereits ab 2026 der Standard null Emissionen erfüllt sein.
Ist das eine Pflicht zur Solaranlage?
Im Grunde ja, denn alle Wohngebäude, die bis zum Jahr 2032 renoviert werden, sollen im Zuge dieser Arbeiten ebenfalls mit Solaranlagen ausgestattet werden. Das Problem dabei: Es gibt derzeit weder genügend Material noch Handwerker, um diese Vorgaben zu erfüllen.
Was soll mit den Renovierungen erreicht werden?
Binnen zehn Jahren soll fast die Hälfte der am schlechtesten isolierten Häuser in der EU saniert werden. Damit sollen sie mindestens den Effizienz-Standard D erreichen. Das hieße also nicht nur die Heizung auszutauschen, sondern auch wirkungsvoll zu dämmen. Und die Solaranlage auf dem Dach käme auch noch dazu. Die Effizienzklasse A entspricht einem Passivhaus.
Wie sollen Private so eine Kostenlawine stemmen?
Unterstützung werde es geben, bestätigte gestern Finanzminister Magnus Brunner dem KURIER. „Im Budget ist ein Transformationsfonds in der Höhe von 5,7 Milliarden Euro vorgesehen. Ein Teil davon ist für die Gebäudesanierungen und die Heizkesselaustausche geplant.“ Eine Senkung der Mehrwertsteuer bei Dämmstoffen, wie es etwa in Deutschland angedacht wird, schließt Brunner aus.
Das sei "Förderung nach dem Gießkannenprinzip. "Gebäudesanierungen seien dringend notwendig, um den Energieverbrauch zu reduzieren und die Bürger langfristig finanziell zu entlasten, meint wiederum Claudia Gamon. Die NEOS-EU-Abgeordnete, die im Parlamentsausschuss zur Gebäudeeffizienz mitgearbeitet hat, meint gegenüber dem KURIER: „Ein Haus der Gesamtenergieeffizienzklasse G verbraucht etwa zehnmal mehr Energie als ein Niedrigstenergiegebäude. Die hohen Kosten von nicht sanierten oder schlecht gedämmten Häusern treffen die, die sich das Heizen ohnehin nicht leisten können. Die schlechte Energieeffizienz unserer Gebäude erhöht nicht nur die Energiekosten für die Bürgerinnen und Bürger, sondern befüllt weiterhin Putins Kriegskasse."
Ist die Pflicht zur Renovierung schon beschlossen?
Nein, auch nach dem Beschluss des EU-Parlaments am Dienstag müssen sich erst auch noch die EU-Minister auf eine Linie einigen. Und hier wird noch gebremst: Man will eher Mindestnormen anstatt einer Pflicht.
Kommentare