Klima-Schock: Lula fackelt noch mehr Regenwald ab als Bolsonaro
Seit Jahresbeginn ist der Linkspopulist Lula da Silva Präsident von Brasilien. Als Nachfolger des Rechtspopulisten Jair Bolsonaro, der sich u. a. wegen seiner umweltfeindlichen Politik international isoliert hatte, genoss Wahlsieger Lula die Sympathien der EU und Umweltschützer. Vor allem, weil Lula eine Null-Abholzungsstrategie für den Amazonas versprochen hat.
Aktuell wird laut neuen Daten in Brasilien aber mehr Regenwald und Savanne zerstört als je zuvor.
Neue Rekorde
So etwa in der riesigen Region Cerrado zwischen dem Amazonas-Gebiet und der Ostküste. Laut der Umweltschutzorganisation WWF wurden dort allein im ersten Quartal des heurigen Jahres 1.375 Quadratkilometer Waldfläche abgeholzt. Das ist ein Fläche rund dreimal so groß wie Wien.
Im Amazonas-Regenwald hat im Februar die Abholzung sogar eine neue Rekordhöhe erreicht. Wie das staatliche Beobachtungsprogramm Deter bekannt gab, wurden 322 Quadratkilometer Regenwald zerstört.
Das ist eine Steigerung von 62 Prozent im Vergleich zum Februar 2022, dem bisherigen Rekordmonat. Die Tageszeitung „O Globo“ schreibt, dass die Abholzung ab April sogar noch schlimmer werden wird.
Freihandelsvertrag mit der EU
Und was ist der Grund? Offenbar wird der brasilianischen Agrarindustrie vor dem Freihandelsvertrag der südamerikanischen Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay) mit der EU noch einmal bewusst Spielraum gelassen, um Fläche zu gewinnen.
Das Freihandelsabkommen soll bis zum EU-Lateinamerikagipfel Ende Juli unter Dach und Fach sein. Lula und die EU sind weitgehend dafür. Die Landwirtschaft in Österreich ist dagegen. Man befürchtet, von Billig-Fleisch aus den Mercosur-Staaten überschwemmt zu werden, deren Erzeugung nicht den EU-Standards entspricht.
Die EU will deshalb die Einfuhr von Produkten verbieten, die aus Regionen stammen, in denen nach 2020 abgeholzt wurde. Eine Klausel, die Lula laut deutschen Medien aber unbedingt streichen lassen will. Auffallend: Vor allem die für die Abholzung besonders mitverantwortliche Fleisch- und Sojaindustrie findet in der linken Lula-Administration einen Verbündeten. Unter Lula sind die beiden Branchen derzeit auf massiven Wachstumskurs – was auch die hohen Abholzungszahlen im Amazonas erklärt.
China und Mexiko
Denn neue Märkte tun sich auf. Brasilien liefert nun auch Fleisch für den riesigen mexikanischen Markt. Aus China, dem wichtigsten Soja-Abnehmer aus Brasiliens Monokulturen, kommt die Nachricht, Peking habe in den ersten beiden Monaten des Jahres eine Rekordmenge an Sojabohnen importiert.
Umso erstaunlicher das milde Gemurmel der Umweltschützer und der EU. Es sei schwer, den Schaden einer Anti-Umwelt-Politik in so kurzer Zeit zu beheben, erklärte etwa Greenpeace Brasilien ganz zahm. In Deutschland argumentiert die Politik ähnlich und überwies zuletzt 200 Millionen Euro für Schutzprogramme nach Brasilia. Auch John Kerry, der Klima-Sondergesandte der USA, stärkte in zahlreichen Gesprächen mit den Regierungsvertretern der neuen Mannschaft um Lula den Rücken und sagte Hilfen zu.
Zur Erinnerung: Die Abholzung des Regenwaldes unter Lulas Vorgänger Bolsonaro sorgte dafür, dass das Handelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten auf Eis gelegt worden war. Jetzt will es etwa der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rasch abschließen. In Brasilien selbst werden die neuen erschreckenden Zahlen durchaus breit diskutiert. Umweltministerin Marina Silva macht illegale Holzfäller und Goldsucher verantwortlich. Beweise blieb sie bisher allerdings schuldig.
Die eigentlich Lula-nahe Zeitung O Globo kommentierte unlängst, es sei offensichtlich, dass die neue Regierung keine Strategie gegen die Amazonas-Abholzung habe. Die Regierung selbst versucht den Präsidenten inzwischen aus der Schusslinie zu bekommen und macht jetzt die Provinzgouverneure für das Desaster verantwortlich.
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