Klagen, Drohungen, Fristen: Geduld mit VW geht zu Ende

Los Angeles Autoshow: Kühler Empfang für VW-USA-Chef Michael Horn
Volkswagen liegen laut Akt schon seit Oktober 2014 Messergebnisse vor, die aber nicht veröffentlicht wurden.

Seit dem Auffliegen der Abgas-Manipulationen am 18. September beteuert Volkswagen gebetsmühlenartig, alles zur Aufklärung der Causa zu unternehmen und Lösungen für betroffene Autos zur Verfügung zu stellen. So auch VW-USA-Chef Michael Horn Mittwochabend auf der Los Angeles Autoshow: "Wir kooperieren voll und ganz, und wir werden dies weiter tun, mit maximal möglicher Transparenz." Auftrittsapplaus erhielt er keinen, denn das Vertrauen in die Aussagen des Konzerns ist erschüttert.

Skandal verschleppt

Es tauchen nämlich immer weitere Puzzle-Teile auf, die sich zu einem unschönen Bild der VW-Schummelei zusammenfügen. Teile, die man längst aufdecken hätte können, wie nun bekannt wurde. Laut Handelsblatt und dem ZDF-Magazin Frontal21 räumte VW bereits am 19. August in Gesprächen mit der kalifornischen Umweltbehörde CARB Unregelmäßigkeiten bei Programmen für die Motorsteuerung ein. Ende August habe es im Vorstand der VW-Hauptmarke Diskussionen über den weiteren Umgang mit den US-amerikanischen Regulierern gegeben. Am 3. September räumte Volkswagen dann gegenüber der EPA ein, den genannten Ausstoß von Stickoxiden bei Abgastests geschönt zu haben.

Messergebnisse ein Jahr lang geheim gehalten

Noch brisanter lesen sich die Informationen, die aus einer Unterlage der niedersächsischen Staatskanzlei hervorgehen, die das Handelsblatt (in der Donnerstag-Ausgabe) abdruckte: Bereits im April 2014 wurde VW von der Universität West Virginia informiert, dass seine Fahrzeuge Grenzwerte bei Stickoxiden um das bis zu 35-fache überschreiten würden (der KURIER berichtete). Daraufhin nahm der Konzern selbst Messungen vor, deren Ergebnisse laut der mit "streng vertraulich" gekennzeichneten Akte im Oktober 2014 vorlagen. Erst ein knappes Jahr später gestand VW die Manipulationen. Die Erklärung von VW: Der Vorstand habe von Abgasproblemen gewusst, aber nicht, dass es sich dabei um Manipulationen handle.

Drohung: "Drakonische Strafen"

CARB-Chefin Mary Nichols übt daher massive Kritik am bisherigen Krisenmanagement des Unternehmens: "Am Anfang haben sie abgestritten, dass es überhaupt ein Problem gibt." Dann habe der Konzern zunächst Anwälte angeheuert und Pressemitteilungen verschickt, anstatt an einer Lösung zu arbeiten. "Sie waren offenbar mehr um ihren Aktienkurs und möglicherweise ihre Kunden besorgt, als um die Umweltschäden, die sie anrichten", sagte die Vorsitzende der Institution, die im September gemeinsam mit der US-Umweltbehörde EPA die Affäre ins Rollen gebracht hatte. Und Nichols droht mit "drakonischen Strafen", etwa einem Fahrverbot für betroffene Fahrzeuge.

Die CARB hat Volkswagen bis Freitag, dem 20. November, eine Frist gesetzt, einen Entwurf für den Fahrzeug-Rückruf vorzulegen. CARB und EPA werden dann diesen Plan prüfen, ob er eine angemessene und sichere Behebung der Mängel gewährleistet. Erst dann erhält VW das Okay für den Rückruf der betroffenen Fahrzeuge in den USA.

Klage: Informationspflicht verletzt

Auch die Unzufriedenheit anderer Betroffenen steigt. So fordern etwa VW-Aktionäre Schadenersatz, weil sie zu spät informiert wurden und daher Verluste hinnehmen mussten (der KURIER berichtete).

Ultimatum: Gewährleistung verlängern

Konsumentenschützer vertrauen nicht auf die Zusagen von VW, dass die betroffenen Autos zu gegebener in Ordnung gebracht werden. Sie fordern eine Verlängerung der Gewährleistung und stellten ein Ultimatum (der KURIER berichtete).

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