Kein Skigebiet "auch nur annähernd" kostendeckend

Kein Skigebiet "auch nur annähernd" kostendeckend
Seilbahn-Obmann Franz Hörl zeichnet aufgrund der Corona-Pandemie ein düsteres Bild für seine Branche.

Die Skigebiete leiden in der Coronakrise allesamt. Seilbahn-Obmann Franz Hörl zeichnet aufgrund der Corona-Pandemie ein düsteres Bild für seine Branche.

Im APA-Gespräch erklärte er am Freitag, dass in dieser Wintersaison kein einziges Skigebiet bzw. Seilbahnunternehmen "auch nur annähernd" kostendeckend arbeiten bzw. bilanzieren wird können. Für sein Heimatbundesland Tirol, wie auch für die anderen Länder, geht Hörl von Verlusten von 50 Prozent für stadtnahe Gebiete und bis zu 90 Prozent bzw. 95 Prozent für alle anderen aus.

Leere Pisten in Tirol

Der Großteil der Umsatzverluste sei im Bereich von 85 bis 95 Prozent anzusiedeln sei, so Hörl. Seitens der Bergbahnen Kitzbühel hieß es etwa zur APA, dass es seit der seit Montag in Tirol geltenden Testpflicht in den Skigebieten schon einen merklichen Rückgang an Wintersportlern gebe.

Die Pisten seien zumindest Freitagvormittag relativ leer gewesen. Man biete aber eine eigene Teststation für die Skigäste an, die auch sehr gut angenommen werde. Seit Dienstag seien dort in etwa 500 bis 600 Tests durchgeführt werden. Man müsse jedoch erst das kommende Wochenende abwarten, um sagen zu können, ob die Testpflicht tatsächlich den ein oder anderen Wintersportler abschrecke.

Bisher hatten die Skigebiete in Sölden sowie St. Anton am Arlberg ein vorzeitiges Einstellen des Skibetriebes verkündet. Man sehe sich "leider nicht mehr in der Lage, einen zufriedenstellenden und verantwortungsvollen Skibetrieb zu garantieren", hieß es in einem Posting der Söldener Bergbahnen auf Facebook. Mit Mittwoch wurde der Skibetrieb in St. Anton "bis auf Weiteres eingestellt". Grund dafür sei eben jene eingeführte Testpflicht in Tirol und die "sich daraus unter anderem ergebenden Kontrollverpflichtungen des Skigebietsbetreibers".

Verkehrte Welt in Vorarlberg

Bei Silvretta-Montafon in Vorarlberg hat man die Wintersaison abgeschrieben. Schon die Semesterferien seien trotz guten Wetters schlechter gelaufen als die Weihnachtsfeiertage, in Ostern setzt man keine großen Hoffnungen mehr. Geschäftsführer Peter Marko will trotzdem an einem eingeschränkten Betrieb bis Ostern festhalten. Der zu erwartende Umsatzeinbruch liege bei 90 Prozent. Wo sonst bis zu 1,2 Mio. Skifahrer-Eintritte gezählt werden, seien es heuer wohl höchstens 100.000. Silvretta-Montafon fehlen vor allem die internationalen Gäste. "Normalerweise haben wir über 50 Prozent deutsche Gäste, 19 Prozent aus der Schweiz, auch Holländer und Belgier", so Marko.

"Verkehrte Welt" dagegen im Dornbirner Haus-Skigebiet Bödele: Weil das Naturschnee-Gebiet im Vorjahr wegen Schneemangels die Betriebszeit achtmal unterbrechen musste und heuer dagegen seit Weihnachten eine stabile Schneelage besteht, läuft die Saison 2020/21 besser als die vorige. "Wir sind sehr zufrieden. Wir liegen gegenüber dem Vorjahr bei der doppelten Frequenz, für uns ist es also ein guter Winter", so Herbert Kaufmann, Vorstand der Dornbirner Seilbahnen AG. Bei entsprechender Schneelage will das Bödele bis 4. April offen halten.

Salzburg mit bis zu 90 Prozent Umsatzverlust

In Salzburg rechnen die Seilbahnunternehmen mit einem Umsatzverlust von rund 90 Prozent. Zusperren ist dennoch nur für die wenigsten eine Option. Viele haben sich für einen Teilbetrieb der Lifte entschieden und den Schwerpunkt auf ihr Kernangebot gelegt. Das Motto der Schmittenhöhebahn in Zell am See lautet "so lange fahren wie möglich". Obertauern überlegt, nach Ostern noch ein oder zwei Wochen dranzuhängen.

Und auch in Gastein heißt die Devise: "Wir möchten in Bewegung bleiben", ergab ein Rundruf der APA. "Wir haben beste Schnee- und Pistenbedingungen", zeigte sich Vorstand Franz Schafflinger optimistisch. Nach dem Motto "Fahren auf Sicht" gibt es ein tägliches Angebot, "am Wochenende noch mehr". Das heißt: Unter der Woche fährt die Schlossalmbahn, am Freitag, Samstag und Sonntag ist die Skischaukel Schlossalm-Angertal-Stubnerkogel geöffnet. "Der Skifahrer kann dann 85 Prozent der Pisten nutzen."

Absage von Skikursen trifft Steiermark

Zur Lage in der Steiermark. Trotz guter Schneelage halten die Skigebiete nicht alle durchgehend offen. Die kleineren Gebiete treffen vor allem die Absage von Schulskikursen oder Schul-Tagesskiausflügen. Bei den Planai-Hochwurzenbahnen im obersteirischen Ennstal ist die Schneelage hervorragend, die Planai werde bis Ostern betrieben. Von Montag bis Donnerstag halten hier nicht alle Lifte offen, von Freitag bis Sonntag fast alle, hieß es von den Planaibahnen auf Anfrage. Die Auslastung - Vergleich Februar 2020 zu 2021 - betrage allerdings nur 20 Prozent des Vorjahreswertes.

Im Skigebiet Niederalpl zwischen Mariazell und Mürzzuschlag - etwa über eine Stunde von Wien und Graz entfernt - wird noch an den Wochenenden bis 7. März jeweils von Freitag bis Samstag der Liftbetrieb aufrechterhalten, sagte Prokuristin Veronika Blahnik. Schulskikurse und Bus-Tagesfahrten aus dem Wiener Raum - letztere werden in Kooperation mit Blaguss organisiert - fielen wegen Corona zu 100 Prozent aus. Im weststeirischen Salzstiegl werden laut Regina Kaltenegger Skilifte und Rodelbahn bis 14. März offengehalten.

Oberösterreich

In den beiden größeren Skigebieten Oberösterreichs, auf der Wurzeralm und in Hinterstoder, ist noch offen, wie lange die Skisaison heuer dauern wird. Bis Ende Februar werde man jedenfalls weiterhin in den Gebieten den Betrieb täglich aufrechterhalten, sagte der Vorstandsdirektor der Hinterstoder-Wurzeralm-Bergbahnen (Hiwu), Helmut Holzinger. Danach werde man weitersehen.

Im Gegensatz zu den Skiregionen im Westen Österreichs, die deutlich mehr auf die Urlauber angewiesen seien, betrage das Umsatzminus derzeit "nur" rund 65 Prozent. Dennoch sei diese Saison das "schlechteste Wirtschaftsjahr für die Hiwu seit 20 Jahren", so Holzinger. Ein Drittel der Gäste seien heuer Saisonkartenbesitzer, der Rest Tagesgäste, vor allem aus Oberösterreich.

Nach wie vor bestens nachgefragt sind Niederösterreichs Skigebiete. "Besonders jene, die gut erreichbar sind", verwies Markus Redl, Geschäftsführer der NÖ Bergbahnen, auf die zentrale Bedeutung von Tagesausflüglern für die Pisten im Bundesland. So lange Schnee liegt, würde daher auch kein Frühschluss bei den Liften angestrebt.

Am Zauberberg sowie am Hochkar soll die Saison bis 5. April weiterlaufen. Bis auf die Ötscherlifte in Lackenhof, die künftig nur noch von Freitag bis Sonntag in Betrieb sind, "macht auch niemand unter der Woche zu", betonte Redl. Ausgewichen werden könne im Fall der Ötscherlifte auf das Partnerskigebiet Hochkar.

In Kärnten haben fast alle großen Skigebiete - mit Stand Donnerstag - die Skisaison bis Ostern anberaumt. Auf der Gerlitzen in Annenheim (Gemeinde Treffen) bei Villach sollen die Lifte beispielsweise bis Ostermontag, den 5. April, geöffnet bleiben, sagte Manuel Kapeller-Hopfgartner auf APA-Anfrage. Was die Auslastung angeht, meinte er, man sehe diese Saison als "Investition in die Zukunft" - der touristische Anteil von rund 50 Prozent sei weggefallen, schlechtes Wetter und Kälte in den Ferien hätten auch so manchen Einheimischen vom Skivergnügen abgehalten. Doch wenn die Bedingungen gepasst haben, seien die Rückmeldungen der Sportler durchwegs positiv gewesen.

Eine Corona-Maßnahme, die das Nassfeld bei Hermagor betrifft, wurde am Donnerstagnachmittag angekündigt: Weil die Sieben-Tages-Inzidenz im Bezirk nach wie vor sehr hoch ist, soll für Skifahrer ab Samstag eine Testpflicht gelten - vorerst war nicht klar, wie sich das auf den Skibetrieb auswirken wird, geplant war, die Lifte am Nassfeld bis 11. April offenzuhalten. Nach kurzer Öffnung wieder geschlossen wurden bereits Ende Dezember die beiden Skigebiete Mölltaler Gletscher und Ankogel-Mallnitz.

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