Jimmy Petterson, der falsche Ski-Journalist mit der echten Leidenschaft für das Skifahren, erhielt seinerzeit neben dem Skipass auch ein Hotelzimmer zur Verfügung gestellt. „Deshalb hatte ich ein schlechtes Gewissen. Und so begann ich, über meine Ski-Erlebnisse in Argentinien zu schreiben und zu fotografieren.“
Es war die erste Etappe einer langen Ski-Tour, die ihn rund um den Globus geführt hat. Seither war Jimmy Petterson an den verstecktesten Ecken dieses Planeten und in Gegenden, in denen wohl niemand auf die Idee käme, jemals Ski zu fahren. „Von da an habe ich meine Geschichten über meine Reisen verkauft. Und plötzlich war ich doch ein echter Ski-Journalist“, erzählt der 71-Jährige.
Dabei sollte er ja einen ganz anderen Weg einschlagen. Jimmy Petterson, geboren in Los Angeles, Vater Norweger, die Mutter Österreicherin und die erste staatlich geprüfte Skilehrerin von Kalifornien, hat Geschichte studiert. Bereits mit zwei Jahren stand er das erste Mal auf der Skipiste, vor seinem ersten Lehrer-Job reiste er nach Hinterglemm, um dort für einige Monate als Skilehrer zu arbeiten. „Das hat mein Leben verändert.“ Von da an ließ ihn die Ski-Leidenschaft nicht mehr los, und die angedachte Tätigkeit als Lehrer war Geschichte.
Auf seinen Reisen ist Petterson weit herumgekommen. In 75 Ländern der Welt ist er Ski gefahren, über 650 Skigebiete hat er besucht, und der 71-Jährige ist einer der wenigen Menschen, die alle Kontinente mit den Brettl’n bereist haben. Sogar in der Antarktis hat er seine Spuren im Schnee hinterlassen.
„Die Skileidenschaft war immer schon groß. Aber ich war zugleich auch sehr neugierig“, erzählt Petterson, der heute im Salzkammergut daheim ist. Seine Reisen um die Welt drehten sich zwar vordergründig immer um das Skifahren, doch ähnlich wichtig waren dem Weltenbummler die Kontakte mit den Menschen, denen er in aller Herrgottsländern über den Weg lief.
Eine der schönsten Begegnungen hatte er ausgerechnet im Iran, einem Land, mit dem Pettersons Heimatland, die USA, bekanntermaßen seit Ewigkeiten auf Kriegsfuß stehen. „Es gibt leider viel zu viele Vorurteile auf dieser Welt“, beklagt sich Petterson, der bei seiner Reise in den Mittleren Osten lange Zeit nicht wusste, ob er seine Herkunft nicht besser verleugnen sollte. „Soll ich überhaupt sagen, dass ich Amerikaner bin?“
Dass er, der gebürtige Amerikaner, schließlich sogar von Einheimischen in ein iranisches Teehaus eingeladen wurde, das rührt ihn noch heute. „Das Land ist superschön, und die Leute im Iran sind extrem gastfreundlich“, erzählt der passionierte Ski-Globetrotter, der über all seine Expeditionen auch zwei dicke Bücher geschrieben hat.
Wenn manchmal die Sprachbarriere in einem Land zu groß war, half er sich mit seiner Gitarre weiter. Petterson ist auch ein begnadeter Musiker. „Ich singe und spiele Gitarre und war Straßenmusiker. Musik hilft in solchen Situationen, um mit den Menschen in Kontakt zu treten.“
Jimmy Petterson ist in seinem Leben schon mit Skiern Sanddünen runtergewedelt, er ist mit den Brettl’n auf dem Rücken tagelang durch den Urwald von Venezuela gewandert, um vom Pico Humboldt (4.940 Meter) zu fahren. Und er zog auch noch seine Schwünge auf dem Gletscher des Chacaltaya in Bolivien, dem einst höchsten Skigebiet der Welt.
Weil der Lift kaputt war, musste Petterson sich dort zu Fuß nach oben kämpfen, in mehr als 5.000 Metern Seehöhe ein schwieriges Unterfangen. „Wir haben Kokablätter gekaut. Das hat geholfen“, erzählt Petterson, der mit etwas Wehmut auf seine Abenteuer in Bolivien zurückblickt. Denn das einst höchste Skigebiet ist nur noch Schnee von gestern. „Das ist das erste Skigebiet, das unmittelbar die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen hat.“
75 Länder dieser Erde hat Jimmy Petterson auf den Brettl’n, die ihm die Welt bedeuten, kennengelernt. Einige Destinationen hätten ihn zwar noch gereizt, aber vor manchen Reisen schreckte er zurück. „In einige Krisenregionen bin ich vorsichtshalber nicht gefahren: Irak, Syrien, Afghanistan oder Pakistan.“
Überhaupt hat der weit gereiste Amerikaner irgendwann festgestellt, dass es zu Hause eben doch noch am schönsten ist. „Ich fahre so gerne Ski, und da haben wir bei uns in den Alpen ein Paradies.“
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