Stellenanzeigen wandern in die Zeitung zurück

Stellenanzeigen wandern in die Zeitung zurück
Stellenanzeigen im Internet oder den Social Media würden teilweise als unseriös gewertet, so Hill.

Fünfzig Büros in einunddreißig Ländern hat Othmar Hill bereits mit seinem Personalberater-Franchising-Netzwerk aufgebaut. Als nächstes visiert er Südafrika und den Mittleren Osten an. Den Arbeitsmarkt in Österreich sieht er durchaus positiv, Polen, Moskau und die Türkei wären am dynamischsten.

KURIER: Herr Hill, wie schätzen Sie den österreichischen Arbeitsmarkt derzeit ein?

Othmar Hill: Nach wie vor ist Bewegung da. Auch wenn der Traffic nicht immer sichtbar ist, weil viel über die direkte Vermittlung gespielt wird. Deutlich spürbar ist, dass die Stellenanzeigen wieder zurück in die Zeitung gehen. Hier setzt eine Gegenbewegung zu online ein. Ich war da ja immer ein Befürworter‚ weil das die Transparenz garantiert.

Wieso diese Umkehr?

Stellenanzeigen im Internet oder den Social Media werden teilweise als unseriös gewertet. Das hat auch damit zu tun, dass Firmen ihre Online-Stellenanzeige viel zu lange im Netz lassen, auch, wenn die Stelle schon längst besetzt ist.

Die Bewerber sind verwirrt vom Online-Dschungel.

Es mangelt an Überblick und Aktualität im Internet. Das tun sich vor allem die hochwertigen Bewerber nicht an. Menschen, die Führungspositionen suchen, schauen meist nicht ins Internet. Vor allem auch die Vertriebsleute nicht.

Online versus Print: Gibt es da jetzt eine neue Ordnung am Stellenmarkt?

Online und Social Media wird es natürlich auch weiterhin geben. Aber die Qualität der Zeitung wird wieder mehr geschätzt: Was da drin ist, ist aktuell, hat Qualität, ist übersichtlich. Zudem wird die Printschaltung von den Firmen als gute Imagewerbung gesehen.

Die häufigste Klage der Bewerber: Firmen schreiben nicht oder erst nach Wochen zurück.

Das kommt daher, weil die Firmen mit Bewerbungen überflutet werden. Personalberater kriegen 800 bis 1000 Blindbewerbungen pro Woche. Manche völlig unpassend. Etwa: Wir hatten für eine CFO-Position einen polnischen Gurkenpflücker als Bewerber. Der hat sich als besonders erfolgreich präsentiert, weil er nach zwei Wochen schon Leiter des gesamten Gurkenfelds war.

Wie wichtig nehmen die Firmen Employer Branding?

Ach, manche nehmen das ernst, andere nicht.

Sind die Jungen wählerisch?

Ja, schon. Für sie spielt das Image des Arbeitgebers eine große Rolle. Aber: Es gibt viele Firmen, wo alle hinwollen – und alle die dort sind, wollen weg. Da stimmt der Ruf mit der tatsächlichen Kultur oft nicht überein.

Sie haben von transparenten Ausschreibungen gesprochen. Postenschacher gibt es demnach nicht mehr.

Gibt es in Zukunft immer weniger. Einen Job zuschieben – das ist heute fast unmöglich geworden. Da kommen auch die Headhunter immer mehr unter Druck, weil sie ihre mit Männern gefüllte geheime Datenbank nicht mehr verwenden können. Die neue Transparenz finde ich gut: Sie gibt auch den Jungen eine Chance, weil mehr Bewegung automatisch mehr Chancen bedeuten.

Wohin steuert der österreichische Arbeitsmarkt in den nächsten zwei Jahren?

Ich glaube, wir bleiben auf einem guten Niveau, auch die Arbeitslosigkeit bleibt überschaubar.

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