Wie sieht ihr Training generell aus?
Vor dem Höhepunkt der Wettkampfsaison habe ich eine Vorbereitungsphase, in der ich Tempoläufe und Krafttraining mache. Das sind acht drei- bis vierstündige Einheiten pro Woche. Ich trainiere gerne am Vormittag und beschränke mich da auf eine anstrengende Einheit. Nachmittage nutze ich zur Regeneration und zur psychischen Erholung, um wieder runterzukommen.
Welche Übung mögen Sie nicht, müssen Sie aber trotzdem tun?
Es gibt ehrlich gesagt nichts, was ich nicht gerne mache. Ich lebe dafür. Es ist Arbeit, die mir Freude bringt. Wenn man Spaß an der Sache hat, macht man es auch gut. Das Einzige, was nicht Spaß macht, ist bei Wettkämpfen die gewünschte Leistung nicht bringen zu können.
Wie bleiben Sie motiviert, um wirklich jeden Tag zu trainieren?
Ich bekomme sehr viel zurück, aus dem schöpfe ich meine Motivation und Energie. Es ist eine Ehre. Ich freue mich auch darüber, wenn ich andere Menschen begeistern kann und habe das Glück, ein tolles Umfeld und Team zu haben. Familie, Freundin und Freunde sind eine zusätzliche Motivation. Sonst verwende ich unterschiedliche Methoden, um motiviert zu bleiben. Zum Beispiel setze ich mir vor der Saison ein konkretes Ziel und schreibe es mir auf.
Wie bereiten Sie sich kurz vor dem Startschuss auf diese wichtigen 10 Sekunden vor?
Es beginnt schon bei der Ankunft im Stadion: Man kommt in Wettkampflaune. Aber direkt vor dem Startschuss spielt sich bei mir im Kopf eigentlich nichts mehr ab. Ich bin fokussiert. Zu viele Gedanken wirken da ablenkend. Wenn im Training alles sitzt, geht man mit Selbstsicherheit hinein. Beim Wettkampf bin ich bereit und positiv.
Was Essen Sie am Wettkampftag?
Es kommt auf die Uhrzeit an, zu der der Wettkampf startet. Meine letzte, größere Mahlzeit ist vier Stunden davor. Danach esse ich vielleicht einen Snack, etwa Banane oder Müsliriegel.
Welche Aspekte des Leistungssports könnte man in „normale“ Jobs übernehmen?
Ein gesundes Selbstbewusstsein ist das wichtigste. Ich bin davon überzeugt, dass es viele Leute gibt, die sich nicht bewusst sind, was sie alles leisten. Als Sportler ist es einfacher, weil man von allen Seiten Feedback erhält. Das hört man in der Berufswelt nicht so oft.
Es ist einfach, an erfolgreichen Tagen motiviert und selbstsicher zu sein, man muss aber lernen, auch an den schlechten Tagen etwas Gutes herauszunehmen. Deswegen umgebe ich mich mit Leuten, die mir guttun und von denen ich weiß, dass sie mir wieder Energie geben können. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich aktuell ein geiles Leben habe, das ich auch sehr zu schätzen weiß.
Was tun Sie, wenn Sie am Wettkampftag schlecht drauf sind?
Ich probiere trotzdem, das Beste daraus zu machen. Man kann nicht jeden Tag Höchstleistungen bringen. Und ich gebe immer alles. Ich bin, wenn es nicht gut läuft, zwar genervt, aber wenn es vorbei ist, ist es vorbei und man muss den Blick wieder nach vorne richten.
Es ist natürlich hart, wenn man seine Ziele nicht erreicht, aber man darf nicht vergessen, dass es noch viele weitere Möglichkeiten geben wird. Das treibt mich an. Man muss sich nur selbst die Zeit dafür geben.
Was ist Ihr Ausgleich zum Sportalltag?
Mein Ausgleich ist „Chillen“, zu Hause Musik hören und einfach mit Freunden entspannen. Ich gehe auch gerne auswärts essen, um aus dem ganzen raus zu kommen. Man braucht eine gute Balance. Ständig nur Leistung zu bringen, hat noch nie jemandem geholfen. Weder in der Arbeitswelt noch im Sport.
"Ich werde zum Biest"
Der Jamaikaner Usain Bolt brach im August 2009 während der Berliner Leichtathletik-Weltmeisterschaft den Weltrekord. Für den 100-Meter-Sprint brauchte er lediglich 9,58 Sekunden, das sind 44,72 km/h. Seit nun dreizehn Jahren hält er den Titel des schnellsten Menschen der Welt. In dem unten verlinkten Video erklärt Bolt wie man den 100-Meter-Lauf gewinnt.
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