Mitarbeitermotivation: So loben Sie richtig

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Wir loben, um andere zu motivieren. Die Suche nach der richtigen Dosis und warum gutes Lob mehr braucht als ein „Gut gemacht“.

„Aha, aha“, denkt das Gehirn. „ Kenn’ ich schon“, erkennt es schnell und geht unbeeindruckt zu seinen gewohnten Aktivitäten über. Das „Gut gemacht“ vom Chef war nett gemeint. Aber zu häufig ausgesprochen. Ein typisches Beispiel für den Gewöhnungseffekt, wie Arbeitspsychologe Johann Beran erklärt.

Richtig Loben ist nicht einfach. Das Gehirn muss stimuliert werden. „Wenn wir von Lob oder Belohnung im Allgemeinen sprechen, gehen wir von einer angenehmen Konsequenz im Gehirn aus, die verstärkend wirkt“, schildert Michael Lagler von der Abteilung für Kognitive Neurobiologie am Zentrum für Hirnforschung der MedUni Wien. „Wenn wir Anerkennung bekommen, wollen wir sie wieder. Wir bemühen uns, die gute Leistung zu halten oder zu verbessern“, untermauert Berufspädagogin Maria Funder.

Lob macht glücklich

Dabei bedienen wir gleich zwei Kanäle: Wir loben nicht nur, um andere zu motivieren, sondern auch, um uns selbst anzuspornen. Lob erzeugt Glück, Glück wiederum wirkt ansteckend. Dazu kommt: „Wer gelobt wird, wird auch selber loben“, so die Expertin. Eine Kettenreaktion. Um die in Gang zu setzen, muss aber Dopamin im Gehirn freigesetzt werden. Und das passiert nur mit der richtigen Wortwahl.

Der Mittelweg ist beim Loben das Ziel. Kommt Lob im Überfluss, steigt es uns nicht nur zu Kopf – dauerhaft können wir sogar abstumpfen, wie das Beispiel des gleichgültigen Gehirns oben veranschaulicht hat. „Echte Erfolge können dann nicht mehr richtig erkannt werden“, weiß Arbeitspsychologe Johann Beran. Und diese falschen Muster der Wahrnehmung würden angelernt.

Lob kann außerdem als selbstverständlich angesehen und für alles eingefordert werden. Daran ist oft das Elternhaus schuld, warnt Funder. „Es gibt Helikopter-Eltern, die ihre Kinder allein für ihre Existenz loben. Diese Kinder brechen später zusammen, wenn das einmal nicht mehr passiert.“

Reaktion im Gehirn

Wird jemand wiederum zu wenig gelobt, kann das zu Verunsicherung und Ängsten führen, was im Job demotivieren kann. Das Gehirn merkt sich nämlich, wenn es zu wenig Anerkennung bekommt. „Belohnung ist eine Art Währung im präfrontalen Kortex, die abspeichert und evaluiert, wie lange Lob ausbleibt“, so Hirnforscher Lagler. Ist der Mangel langfristig, müsse die Belohnung dafür am Ende besonders groß sein. Oder man wird sich einen neuen Posten suchen, ergänzt Pädagogin Funder. Denn: Lob einzufordern hätten wir nicht gelernt und es entspräche auch nicht unserem gesellschaftlichen Konsens.

Lob – die Kurzform für lösungsorientierte Beratung, wie Berufspädagogin Funder es ausdrückt – ist mächtig. Es motiviert, steigert die Produktivität und stärkt den Selbstwert. Seine Bedeutung kennen wir seit Abraham Maslow: Anerkennung nimmt in seiner Bedürfnispyramide den zweithöchsten Rang ein. Besonders wertvoll ist berufliches Lob – zahlreiche Studien belegen das. Das deutsche Marktforschungsinstitut Forsa hat beispielsweise ermittelt, dass für mehr als die Hälfte der 2000 Befragten Wertschätzung am Arbeitsplatz das schönste Lob ist – und das von Freizeitbekannten sei weniger wichtig.

Forscher Dan Ariely wollte in einem Experiment zudem herausfinden, was die Produktivität von Arbeitnehmern am meisten anspornt: Gratis-Pizza, Bargeld (rund 25 Euro) oder Lob. Resultat: Nicht das Materielle. Eine weitere Erhebung von Paul Green von der Harvard Business School belegt: Ohne Wertschätzung nehmen Mitarbeiter Kritik gar nicht erst an. Die Studien ließen sich endlos weiterführen. In der Praxis leben aber viele Führungskräfte das Credo: „Nicht geschimpft ist genug gelobt.“ Schlechte Idee.

Überraschung

Lob vom Chef stärkt die Produktivität sowie Loyalität zum Unternehmen. „Die Führungskraft ist nicht immer präsent, aber sie zeigt durch Lob: Ich sehe dich und was du tust und schätze das“, sagt Berufspädagogin Funder. Doch nicht nur die Bindung, sondern auch das Vertrauen zu ihr ist wesentlich. „Je verlässlicher die Quelle, desto mehr Einfluss auf künftige Entscheidungen“, ergänzt Hirnforscher Lagler.

Neben den notwendigen Zutaten sorgt Unvorhersehbarkeit für eine besonders starke und nachhaltige Wirkung. „Das Gehirn filtert, ob ein Lob überraschend stattgefunden hat oder erwartet wurde. Man hat herausgefunden, dass überraschendes Lob Lernprozesse wesentlich effektiver adaptieren lässt und stärker beeinflusst“, erörtert Lagler. Man ist dann wie beflügelt. Oder wie Sigmund Freud es ausgedrückt hat: „Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos“.

 

Loben in vier Schritten

Mitarbeitermotivation: So loben Sie richtig

Businesscoach Nicola Christ-Widmann sagt: Durch gutes Lob wird das ganze Team besser. Die Tipps der Expertin:

  • Ehrlich und aufrichtig „Mitarbeiter erkennen, ob ihre Arbeit wirklich beeindruckt hat oder Lob nur als Taktik für den nächsten Motivationsschub eingesetzt wird“, weiß Christ-Widmann.
  • Persönlich und konkret Nicht allgemein, sondern konkret und ohne „wenn und aber“ loben – auch individuelle Fähigkeiten und Charakterzüge  wie Zuverlässigkeit, Kreativität oder Loyalität ansprechen, rät die Expertin. Damit weiß das Team, was es sich erwarten kann und kann so mehr leisten.
  • Einheitlich Jeder hat spezielle Fähigkeiten und möchte ein wertvolles Mitglied des Teams und Arbeitsergebnisses sein. „Fasst ein Mitarbeiter vermehrt Lob aus, wird das über kurz oder lang systemische Störfaktoren wie Eifersucht, Missgunst, Konkurrenz oder gar Mobbing auslösen. Das Team daher regelmäßig als Einheit loben“, so der Businesscoach. Für einzelne Mitarbeiter empfiehlt sich ein Vier-Augen-Gespräch.
  • Zeitnah Anerkennung sollte unmittelbar nach erbrachter Leistung erfolgen.

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