In Österreich beträgt das Regelpensionsantrittsalter für Männer 65 Jahre, für Frauen derzeit noch 60 Jahre. Ab 2024 (bis 2033) wird das Frauenpensionsalter stufenweise angehoben und dem Männerpensionsalter angeglichen. Pension muss aber nicht gleich Ruhestand bedeuten.
Wer neben der Pension weiterarbeiten will, kann das unter gewissen Voraussetzungen tun, erklärt Monika Weißensteiner von der Arbeiterkammer: „Neben einer regulären Alterspension kann unbegrenzt dazuverdient werden. Der Zuverdienst schmlert die Pensionshöhe nicht.“
Bei einer vorzeitigen Alterspension („Hacklerregelung“ oder Korridorpension) hingegen fällt die Pension weg. Nämlich dann, wenn während des Pensionsbezugs eine Beschäftigung über der Geringfügigkeitsgrenze (von 500,91 Euro pro Monat) ausgeübt wird. „Das begründet nämlich eine Pflichtversicherung in der Pensionsversicherung“, erklärt Expertin Weißensteiner.
Frauen arbeiten bis zum Antrittsalter
Frauen arbeiten in Österreich statistisch gesehen ziemlich genau bis zu ihrem Antrittsalter, nämlich bis 59,9 Jahre. Bei Männern hingegen liegt das durchschnittliche Antrittsalter mit 61,9 Jahren deutlich unter den vorgesehen 65 Jahren.
Rudolf Haidvogl hingegen denkt noch lange nicht ans Aufhören. Er ist 77 und arbeitet seit 58 Jahren. „Für mich ist die Arbeit eine Erfüllung“, sagt er. Seit den 1970er-Jahren ist Haidvogl in der Autobranche tätig. Zuerst als Verkäufer bei Opel & Beyschlag, dann als Verkaufsleiter bei der LKW-Firma Scania.
Zuletzt war er Geschäftsführer bei Iveco Austria – bis zur Pension. Danach wartete bereits ein neues Jobangebot auf ihn. Als ein Freund einen Autohandel mit dazugehöriger Werkstatt in Wien Liesing eröffnete, bat er Haidvogl um Unterstützung: „Du hast ja jetzt wieder Zeit“. Drei, höchstens vier Jahre wollte er aushelfen.
15 Jahre später
Inzwischen sind 15 Jahre daraus geworden. Er könne seine Mannschaft schließlich nicht hängen lassen. Mittlerweile kümmert sich der 77-Jährige um „Personalgeschichten“, wie er selbst sagt.
Kritik am Nachwuchs
Aktuell sucht er dringend nach Mechanikern. Die seien jedoch schwer zu finden, klagt er und spart nicht mit Kritik am Nachwuchs: „Junge Bewerber kommen und wollen zwanzig Stunden die Woche arbeiten. Wie soll das gehen als Mechaniker?“
Ansprüche wie mehr Freizeit, die Jüngere heute oft haben, sind Haidvogl fremd. Er habe immer fünfzig bis sechzig Wochenstunden gearbeitet: „Wenn man Erfolg hat, treibt einen das an.“
Das Potenzial älterer Arbeitskräfte haben längst auch große Unternehmen erkannt. So wirbt Billa neuerdings mit einer „Pause vom Ruhestand“. Mit der Kampagne will man bewusst arbeitswillige Pensionisten ansprechen.
Monika Weißensteiner von der Arbeiterkammer Wien wittert hinter solchen Kampagnen jedoch vor allem eine PR-Strategie und appelliert: „Wichtiger wäre es, tatsächlich altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, aber auch dem Alter entsprechenden Arbeitsmaterialien wie zum Beispiel ergonomischen Stühlen.“
Abschaffung der Pensionsversicherungsbeiträge
Auch in der Politik wird derzeit viel über das österreichische Pensionssystem und Pensionisten als Maßnahme gegen den Fachkräftemangel diskutiert. So fordern etwa Arbeitsminister Martin Kocher und Finanzminister Magnus Brunner eine Abschaffung der Pensionsversicherungsbeiträge für arbeitende Pensionisten. Mit dem finanziellen Anreiz möchte man ältere Fachkräfte länger in Beschäftigung halten.
Verleger von Fachmagazinen
Dass dieses Vorhaben umgesetzt wird, wünscht sich Christian Böhm. Der 66-Jährige ist Gründer des CB-Verlags in Wien und bringt mehrere Fachmagazine zu den Themen Reise und Mobilität heraus. Vor einem Jahr ist er in Pension gegangen.
Trotzdem kommt er jeden Tag ins Büro und arbeitet acht, manchmal sogar neun Stunden. Ein Leben ohne Arbeit könne er sich nicht vorstellen, sagt er: „Jeden Tag wieder etwas Neues entdecken, das hält jung.“ Er selbst fühle sich nicht wie 66, sondern „eher wie 56“.
Pensionsversicherungsbeiträge streichen
Trotz der Freude an der Arbeit ärgert es ihn, dass er als Pensionist, der bis zum gesetzlichen Antrittsalter gearbeitet hat und jetzt noch weiter macht, Pensionsversicherungsbeiträge von seinem Zuverdienst bezahlen muss: „Würde man das streichen, würden viel mehr Menschen über 65 weiter arbeiten. Da muss sich die Regierung etwas überlegen.“
Außerdem, so Böhm, bringen Menschen in seinem Alter viel an Erfahrung und Kontakten mit: „Das ist ein Schaden für die Wirtschaft, wenn die von einem Tag auf den anderen einfach abgedreht werden.“
Böhm selbst beschäftigt einen Mitarbeiter in seinem Verlag , der bereits 70 Jahre alt ist. Er arbeite zwar nicht mehr Vollzeit, bringe sich aber mit wertvollen Ideen ein. „Wenn jemand gesundheitlich in der Lage ist, dass er noch arbeiten kann und will, sollte man ihm die Chance auch geben.“
Jeden Tag etwas Neues
Auf die Frage, warum Böhm selbst immer noch arbeitet, entgegnet er: „Ich bin in den vergangenen 36 Jahren immer gerne ins Büro gegangen. Weil ich mich jeden Tag gefragt habe, was es Neues gibt. Eines der Geheimnisse, Freude an der Arbeit zu finden, ist, dass es jeden Tag etwas Neues und Schönes zu entdecken gibt.“
Kommentare