Genau berechnet: Das zahlen wir 2023 für Wohnen, Auto, Lebensmittel, Versicherung

Die gute Nachricht zuerst: Eine neue Rekordinflation soll es 2023 nicht mehr geben. 6,5 Prozent sollen es durchschnittlich werden, statt wie zuletzt über zehn Prozent – das berechnet das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo).
Die Preise steigen dennoch weiter, merkt Josef Baumgartner, Wifo-Ökonom mit Fokus auf Inflationsanalysen und Prognosen, an. Zwei wesentliche Gründe gibt es dafür: Gewinnaufschläge, die sich aufgrund der hohen Nachfrage ergeben. Das ist besonders im Energiebereich der Fall. Deshalb bleiben Preise hoch, auch, wenn der Gaspreis am europäischen Großmarkt schon am Sinken ist.

Außerdem gibt es sogenannte Überwälzungseffekte. Höhere Kosten, die bereits im Vorjahr angefallen sind und die jetzt zeitversetzt aufschlagen. Etwa die höheren Energie- und Rohstoffkosten und die durch hohe Lohnabschlüsse gesteigerten Arbeitskosten, die letztlich der Endverbraucher bezahlt.
Entlastungen vom Staat
Der Staat reagierte schon 2022 mit diversen Entlastungen. Klimabonus und Teuerungsausgleich, Strompreisbremse und zu Jahresbeginn mit dem Ausgleich der kalten Progression in der Einkommenssteuer sowie der Valorisierung von Sozialleistungen.
Zur Gänze aufgewogen werden Teuerungen dadurch nicht. So dürfte das verfügbare Haushaltseinkommen, trotz aller wirtschaftspolitischer Maßnahmen, 2022 real um 1,4 Prozent gesunken sein, erklärt Baumgartner. „Der private Konsum ist aber gestiegen, was bedeutet, dass 2022 Ersparnisse aufgelöst wurden.“ Das lässt sich an der Sparquote ablesen, die massiv gesunken ist.
Für 2023 erwarte man sich jetzt für die verfügbaren Einkommen ein Plus von 0,3 Prozent. Hier ist man aber immer noch schlechter gestellt als 2021. Die Sorge, dass man sich geleistete Subventionen des Staats am Ende ohnehin selbst zahlt, brauche es aktuell nicht, sagt Baumgartner.
Weil auf kurze Frist keine großen Sparpakete oder Steuererhöhungen zu erwarten sind. Natürlich würden die Staatsschulden steigen, „aber insgesamt, gemessen an der Wirtschaftsleistung, geht die Staatsschuldenquote 2023 wieder zurück“, so Baumgartner.
Wie es uns 2023 geht
Wie es uns 2023 also gehen wird? „Bei den Strompreisen am europäischen Großmarkt erwarten wir den Peak im Frühjahr 2023, dann sollte sich die Situation entspannen“, so der Ökonom. Dass die Inflation auf 6,5 Prozent sinkt, sei zwei Bereichen zuzuschreiben: Den Treibstoffen, die in der zweiten Jahreshälfte einen dämpfenden Beitrag zur Inflation liefern dürften und den sich entspannenden Problemen bei den Lieferketten.
Bleiben die Gas- und Strompreise, die wir aktuell am Großmarkt haben, weiter so niedrig, könnten Tarife in der Osthälfte sogar ab April für die Haushalte sinken. Im Westen könnten Preisrückgänge erst 2024 ankommen (weil die Preise auch erst später erhöht wurden). Josef Baumgartner: „Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich die verfügbaren Haushaltseinkommen heuer stabilisieren und der Einbruch, den wir im vergangenen Jahr erlebt haben, erst 2024 ausgeglichen wird.“
Wie teuer 2023 wirklich wird und was wir mehr bekommen
Der KURIER hat gemeinsam mit Experten nachgerechnet und geprüft. Auf dem Prüfstand: Wohnen, Mobilität, Lebensmittel und Versicherung

Wohnen wird 2023 teuer
Wohnen
Miete, Betriebskosten, Strom und Gas: Wohnen wird sich 2023 ordentlich zu Buche schlagen. Warum? Weil freie Mieten, die für die Mehrzahl der Mietverhältnisse gelten, angehoben werden, sobald die Inflation den Schwellenwert von drei bis fünf Prozent übertritt.
Daher kann es sein, dass die Miete bis zu dreimal in diesem Jahr steigt, erklärt Martin Ucik der Mietervereinigung und stellt ein fiktives Beispiel an: Hat ein Einpersonenhaushalt mit 50 m2 2022 noch 800 Euro Miete bezahlt, wird man bei zumindest zwei Erhöhungen um realistische 5,3 % bei 897 Euro freier Miete stehen.
Auch Betriebskosten ziehen kräftig nach und werden wohl um 10 % teurer. Nimmt man denselben Haushalt wie zuvor, seien bei der Jahresabrechnung im Sommer rund 97,40 Euro mehr fällig, kalkuliert Ucik überschlagsmäßig. Die Betriebskosten würden ab Juli um den Monatsanteil aufgestockt.
Beim Strom bringt die Strompreisbremse eine Entlastung zum Vorjahr, sagt e-control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Der fiktive Single-Haushalt verbraucht rund 1.500 kWh – ein Kostenanstieg beim Konsumenten sei aufgrund der Förderung nicht zu erwarten.
Erhöhte Netztarife, die bei kleinen Haushalten mit rund fünf Euro im Monat aufschlagen würden, plant der Bund jetzt mit einer Unterstützung abzufedern. Maximal sollen sich die Kosten dann auf zwei bis drei Euro belaufen. Anders sieht es bei Gas aus: Bei einem Verbrauch von 5.000 kWh zahlen wir 2023 rund 360 Euro mehr, so die Berechnung der e-control.
Eine Person, 50 m2 Wohnung, 800 € freie Miete
Miete: + 97 €
Betriebskosten: + 12,20 €
Strom: + 0 €
Netzkosten: + 2 €
Gas: + 30 €
= pro Monat + 141,20 €

Die Mehrkosten für Mobilität halten sich in Grenzen
Mobilität
Die Co2-Bepreisung wurde mit Jahresbeginn von 30 auf 32,5 Euro pro Tonne erhöht. Auf die Preise an den Zapfsäulen wirkt sich die erneute Erhöhung aber kaum aus: Der Preis pro Liter Diesel steigt um 0,8 Cent und um 0,7 Cent je Liter Benzin.
Die Autobahnvignette wird wie jedes Jahr teurer, die Pkw-Jahresvignette kommt auf 96,40 Euro, jene für Motorräder auf 38,30 Euro.
Wer mit dem Auto etwa in Wien parken möchte, zahlt auch mehr. Die Parkscheingebühr wird um 0,15 Euro pro halbe Stunde erhöht, auf 1,25 Euro. Auch die Versicherungen werden teurer. Laut der Tarifvergleichsplattform Durchblicker würde sich die Autoversicherung mit einer Erhöhung um durchschnittlich 138 Euro pro Jahr zu Buche schlagen.
Ein Durchschnitts-Pkw
Versicherung: + 11,50 €
Treibstoff: + 0 €
Parkgebühr (12 h/Wo): + 14,40 €
Vignette: + 0,22 €
= pro Monat + 26,12 €

Bei den Lebensmittelpreisen gibt es zwischen einzelnen Produkten enorme Unterschiede
Lebensmittel
Entspannung gibt es bei den Lebensmittelpreisen. Sind sie 2022 drastisch gestiegen – der AK-Preismonitor erhebt bis zu 167 Prozent Steigerung, etwa bei Sonnenblumenöl – bremsen sie sich 2023 wieder ein, sagt Alexander Huber vom Momentum Institut. Der Weizenpreis habe sich jetzt schon normalisiert.
Auf Vor-Krisenniveau wird man dennoch nicht zurückkehren. Eine Prognose lässt sich nur sehr vage erstellen, weil es enorme Unterschiede bei einzelnen Produkten gibt. Gibt eine Person durchschnittlich 255 Euro (Statistik Austria) im Monat für den Einkauf aus, wird sich der Gesamtpreis, laut Huber, vermutlich um die prognostizierte Durchschnittsinflation erhöhen. Diese liegt bei 6,5 %.
Eine Person, Ausgaben 255 €
= pro Monat + 16,58 €

Einzelne Versicherungen können in ihren Anpassungen variieren - orientieren sich aber am VPI
Versicherung
Erhöhen sich Preise bei Dienstleistern, ziehen auch Versicherungen nach, damit Schadensabwicklungen in gewohnter Qualität erfolgen. Anpassungen orientieren sich stark am Verbraucherpreisindex (VPI). Hat eine durchschnittliche Haushaltsversicherung bislang 11 Euro gekostet, wird sie 2023 vermutlich um 10 % steigen.
Allerdings sind Anpassungen immer von der Hauptfälligkeit abhängig, merkt die UNIQA an. Bei der privaten Krankenversicherung ist es komplizierter. Zwar lässt sich auch hier von einer Mindesterhöhung , die sich am VPI orientiert, ausgehen, allerdings können Versicherer auch Veränderungen bei Krankenhaus- und Arztkostenverrechnungssätzen berücksichtigen.
Versicherung (variiert individuell)
= Steigerung um rund 10 %

2023 gibt es nicht nur mehr Ausgaben, sondern auch mehr Geld
So viel bekommen wir
Bei allen Teuerungen gibt es auch finanzielle Entlastungen: Seit 1. Dezember 2022 gibt es die Stromkostenbremse. Bis zu einem jährlichen Verbrauch von 2.900 kWh übernimmt der Bund einen Teil der Stromrechnung. Des Weiteren wird 2023 die sogenannte kalte Progression abgeschafft, die Tarifstufen und die Absetzbeträge werden jährlich an die Inflation angepasst.
Der Klimabonus, der die Belastung der zusätzlichen CO2-Bepreisung abfedern soll, wird 2023 regional gestaffelt. Die Höhe des Bonus hängt davon ab, wie gut die Infrastruktur und die öffentliche Anbindung am eigenen Wohnort sind.
Ab 2023 werden auch jene Sozialleistungen, bei denen es bisher noch nicht so war (z. B. Familienbeihilfe), automatisch jährlich an die Inflation angepasst. Aufgestockt werden die Leistungen vermutlich um 5,8 %. Die Gehälter und Löhne steigen um bis zu 11,2 %.
Klimabonus: bis zu100-200 €
Strompreisbremse pro Haushalt jährlich: bis zu 500 €
Sozialleistungen: +5,8 %
Schulstartgeld: 100 € pro Kind
Kommentare