Der KURIER hat dazu auch vier Kinder erfolgreicher Eltern nach ihren Erfahrungen gefragt. Die Interviews finden Sie unten verlinkt.
Aber zuerst zurück zu den beiden Schulkindern:
So beschreibt der Soziologe Jörg Flecker die soziale Ungleichheit, die bereits mit dem „Zufall der Geburt“ anfängt. Denn die soziale Herkunft der Kinder spielt laut Flecker eine große Rolle: „Beim beruflichen Erfolg kommt es im oberen Segment weniger auf gute Schulabschlüsse und mehr auf das richtige Elternhaus an.“
Beispielsweise entscheidet die Familie, in welche Schulen man geht und somit auch welche Kontakte man knüpft. Das kann für den späteren Karriereweg ein entscheidender Vorteil sein.
Was ist die Familienmitgift?
Dem Soziologen Pierre Bourdieu nach besteht die familiäre Mitgift aus einem kulturellen und einem sozialen Kapital. Kulturelles Kapital sind die Umgangsformen, die Sprache, der Geschmack oder auch Fähigkeiten – wie über Wein reden zu können – die man von seinen Eltern lernt.
Zum sozialen Kapital zählen die Kontakte, die man durch sein Umfeld hat. „Aus dem Elternhaus bekommt man nicht nur Bildungs-, Berufsziele, Werthaltungen und entsprechende Unterstützungen, sondern auch den sanften oder weniger sanften Druck in eine bestimmte Richtung zu gehen“, sagt Jörg Flecker.
Als Extrembeispiel dafür sieht Karrierecoachin Sonja Rieder in Sportler- oder Musikerfamilien: „Wenn die Eltern nicht von Anfang an streng dahinterstehen würden, wäre der Erfolg fast nicht möglich.“
Auch Soziologe Flecker bestätigt das und führt fort: „Selbst wenn diese Kinder nicht denselben Karriereweg wie die Eltern einschlagen, bleiben sie in Berufen mit einem ähnlich hohen Einkommensniveau und Ansehen.“ Diejenigen, die dieses Kapital nicht haben, müssten entsprechend mehr leisten, um in die gleichen Positionen zu gelangen.
Ist der Nepo-Kids-Vorwurf also berechtigt?
„Nicht immer“, sagt Karrierecoachin Rieder: „Familien geben Fähigkeiten und Traditionen mit. Aber ohne Können kommt man heutzutage nicht weit. Die Anforderungen sind enorm gestiegen.“
Individuelle Stärken wie Ehrgeiz und Motivation spielen eine bedeutende Rolle. Außerdem, so Rieder, stehen Kinder von sehr erfolgreichen Eltern, unter dem Druck, den Erwartungen des Umfelds gerecht zu werden:
Jörg Flecker spricht zusätzlich von begrenzten beruflichen Möglichkeiten. Umso wertvoller sei es laut Sonja Rieder, wenn die Familie Offenheit mitgeben kann und ihren Kindern Freiheiten lässt. Denn beeinflussen würde unser Elternhaus uns ohnehin, egal aus welchem sozialen Umfeld man stammt: „Familie kann uns nicht nicht beeinflussen.“
Trotzdem, das ist Rieder wichtig zu betonen, wäre es schade, wenn junge Leute nur aufgrund ihres Nachnamens glauben würden, keine Chance zu haben: „Auch ohne Vitamin B ist am Arbeitsmarkt viel möglich.“ Kontakte könnten heute auch durch soziale Medien und Communitys geknüpft werden. Dazu brauche es eine gute Kommunikationsfähigkeit. „Das muss nicht nur über die Familie laufen.“
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