Die Wirtschaftswissenschafterin Julia Bock-Schappelwein beschäftigt sich seit 2004 mit dem heimischen Arbeitsmarkt und erklärt: „2023 waren 659.097 unselbstständig Beschäftigte in Österreich 55 Jahre und älter. Das sind 16,7 Prozent aller unselbstständig Beschäftigten, die in den kommenden zehn Jahren aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden.“ Lücken, die von der deutlich kleineren Kohorte der Generation Z gefüllt werden müssen. Das allein kann schon eine Herausforderung sein, so Wolfgang Alteneder. Er ist Projektleiter bei Synthesis Forschung und gibt laufend Prognosen zur Arbeitsmarktentwicklung.
Der Dienstleistungssektor
Laut Wolfgang Alteneder werden in den kommenden fünf Jahren jedenfalls rund 170.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen – mit einem eher trägen Beschäftigungswachstum. Besonders betroffen ist der Dienstleistungsbereich, konkret die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Eine Erhebung des Industriewissenschaftlichen Instituts zeigt, dass 2030 bis zu 21.900 Fachkräfte in der Elektro- und Elektronikindustrie fehlen werden. In der metalltechnischen Industrie werden es 23.600. Die Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie müssen mit 17.900 fehlenden Fachkräften rechnen.
Auch der berufspraktische Bereich, also jene Berufe, die eine Lehre erfordern, wird schwer zu besetzen sein, so Alteneder: „Es fehlen Installateure, Elektriker, Dachdecker und Mechaniker“, sagt der Experte.
Auf einen Zuwachs in Lehrberufen hofft auch die UNIQA : „Wir sind grundsätzlich laufend auf der Suche nach jungen Menschen, die eine Lehre zur Versicherungskauffrau oder Versicherungskaufmann absolvieren möchten. Lehrlinge bergen ein gewichtiges Zukunftspotenzial“, so Robert Linke, Leiter People Österreich der UNIQA Insurance Group. Sie könnten nahtlos in den Beruf einsteigen, was in Zeiten, in denen die Babyboomer-Generation mit ihrem „Know-how“ in den Ruhestand geht, an Bedeutung gewinnt.
Transport und Verkehr
Über 70 Prozent der Unternehmen im Transport- und Verkehrssektor geben an, dass sie stark vom Arbeits- und Fachkräftemangel betroffen sind, heißt es im Arbeitskräfteradar 2023. Die ÖBB rechnen mit einem Mangel in technischen aber auch in eisenbahnspezifischen Berufen. „Aber gesucht wird jeder“, so Barbara Schalk-Steiner. Quereinsteiger, Akademiker, HTL-Techniker, Lehrlinge und auch Köche.
Bis 2029 werden rund 20.000 weitere Arbeitskräfte gebraucht. „Danach wird es sich wieder entspannen“, ist sich Hacker sicher. „Bewerben, bekommen, behalten, ist unsere Devise. Man muss sich auf technologische Entwicklungen vorbereiten, die erst in fünfzehn Jahren anstehen. Also jetzt rekrutieren, entwickeln und weiterbilden, damit wir die richtigen Leute am Platz haben“, erklärt Hacker.
Den Zukunftsblick braucht es auch im Pflege- und Gesundheitsbereich. 2030 liegt der Ersatzbedarf von Pflege- und Betreuungspersonen aufgrund von Pensionierungen bei rund 42.000 – gebraucht werden aber deutlich mehr. Auch im öffentlichen Dienst werden Stellen frei: 2035 sollen rund 65.000 Mitarbeiter ihre Pension antreten. Fehlen würden dort insbesondere Handwerker. Für die Jüngsten im Arbeitsmarkt heißt es also: Wer nach einen Arbeitsplatz Ausschau hält, wird in den kommenden zehn Jahren schnell fündig.
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