Generali-CEO: "Investieren in keine umweltbelastenden Unternehmen"

Generali-CEO: "Investieren in keine umweltbelastenden Unternehmen"
Warum klimaschädliche Firmen bei der Generali Österreich vor verschlossenen Türen stehen und wie Nachhaltigkeit bei Versicherungen vorangetrieben wird.

Es ist ein Vier-Säulen-Modell, an dem sich die Generali Österreich orientiert, um konsequent nachhaltiger zu werden. Wie das genau aussieht und was es kostet, erklärt Vorstandsvorsitzender Gregor Pilgram.

KURIER: Herr Pilgram, was hat eine Versicherung mit Nachhaltigkeit am Hut?

Gregor Pilgram: Vieles. Bei uns ist die Nachhaltigkeit ein Originator unserer Strategie. Heißt, jede Entscheidung wird auch im Sinne der Nachhaltigkeit erwägt. Als Versicherungsunternehmen sind wir vielleicht nicht jemand, der extrem viel CO2 produziert, dennoch sind wir eine Industrie, die schon die Trends der Umwelt spürt.

Welche Hebel kann eine Versicherung bedienen, um das Thema Klimaschutz voranzutreiben?

Der größte Hebel, den wir haben, ist wahrscheinlich unser gesamtes Portfolio an Investitionen – worin wir investieren und worin nicht. Wir investieren in keine Unternehmen, die umweltbelastend sind. Stattdessen versuchen wir, grüne Investitionen zu stärken. Hier stehen wir derzeit bei einer halben Milliarde Euro. Das betrifft zwar nicht den internen Betrieb, aber ist ein indirekter Hebel, der hilft, die Welt besser zu machen.

Und welche Strategien verfolgen Sie intern?

Unser eigenes Portfolio an Versicherungen, da gibt es klare Richtlinien. Wir versichern keine Braunindustrie, Kohle oder Geschäfte und Firmen mit hoher CO2-Belastung.

Dort gehen ihnen dann große Geschäfte verloren.

Es ist ein hartes Nein, das uns natürlich geschäftlich tangiert. In Österreich sind das aber ohnehin nicht so extrem viele, in anderen Ländern könnte das schon ein größeres Geschäft sein, das wegbricht.

Maßnahmen betreffen also nur potenzielle Neukunden?

Es geht auch darum, wie wir unseren Bestandskunden helfen, nachhaltiger zu leben. Da gibt es Projekte wie den SME EnterPRIZE, der KMU in vier Kategorien auszeichnet und ihnen eine Bühne gibt. Es ist eine Mischung zwischen Finanzierung und Hilfe, wie man sich auch international positioniert, weil die Preisverleihung in Brüssel stattfindet. Außerdem haben wir eine Green Assistance, die Fragen unserer Kunden beantwortet.

  • Generali Österreich zählt mit rund zwei Millionen versicherten Menschen zu den größten Versicherungen des Landes. Sie ist Teil der  Generali Group, die 1831 gegründet wurde und in über 50 Ländern präsent ist. Group CEO ist der französische Wirtschaftsmanager Philippe Donnet
  • Nachhaltigkeit bezeichnet die Gruppe als „Ursprung ihrer Strategie“. Das bedeutet laut Website „finanzielle Leistung zu fördern, während Menschen und Planet berücksichtigt werden“
  • Die Climate Hours: Im Sinne des Klimaschutzes und einer gerechteren (Arbeits-)Welt ist die Generali Österreich Teil der neuen Klimainitiative „Climate Hours“ von KURIER und Glacier. Ein Jahr lang werden Mitarbeiter, Partner und Lieferanten geschult und auf das Thema sensibilisiert – der KURIER berichtet laufend über den Fortschritt. Mehr Informationen: climatehours.com
     

Was für Fragen sind das?

Da gibt es Tausende. Von Recycling bis zur Frage, ob man ein neues Gerät kaufen soll oder das alte reparieren.

Gibt es weitere Entwicklungen, die Sie bereits umgesetzt haben für eine klimafreundlichere Zukunft?

Den CO2-Fußabdruck unserer Standorte oder die Autoflotte, die bald nur noch aus Elektroautos besteht. Wir kaufen nur Grünstrom. Und die gesamte DEI-Komponente (Anm. Diversity, Equity & Inclusion), wo wir nicht nur auf die Umwelt, sondern das gesamte ESG-Thema blicken. Das ist auch hinsichtlich einiger Herausforderungen am Arbeitsmarkt wichtig.

Inwiefern?

Wir haben ein relativ hohes Durchschnittsalter von fast 45 Jahren im Unternehmen und einige Pensionierungen im Jahr, die neu besetzt werden müssen. Nachhaltige Führung ist aber, das Wissen an eine junge Generation weiterzugeben. Außerdem laufen einige Projekte, um Frauen im Management zu fördern.

Woher kommt das Commitment?

Von uns selbst.

Ist das eine interne Vorstandsvorgabe?

Die Projekte, die Strategien und die ganze Umsetzung und Energie dahinter kommen eigentlich von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir haben seit vergangenem Jahr auch eine bei mir im Ressort angesiedelte Nachhaltigkeitsmanagerin, die sich um die ganze Koordination der ESG-Themen kümmert. Sodass jeder Mitarbeiter einen Beitrag leisten kann.

Ist da Österreich speziell gut unterwegs?

Es wird vieles getan, wir haben für die Green Assistance einen Nachhaltigkeitspreis für die gesamte Gruppe bekommen.

Ist Österreich Gruppen-Vorreiter in der Generali?

Wir wollen es nicht übertreiben, es gibt sicher auch andere, die es sehr gut machen. Aber wir sind auch sehr gut dabei.

Wie sehr zahlt die Nachhaltigkeit auf Ihre Wettbewerbsfähigkeit ein?

Es ist mittlerweile ein Must-have. Die finanzielle Seite ist derzeit weniger wichtig als die langfristige Positionierung am Markt.

Es wird sich also lohnen.

Wir denken, dass die Kunden das positiv sehen und diese am Ende des Tages extrem viel bewegen werden. Und es ist ein Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt bei jungen Generationen.

Und bei Shareholdern.

Auf jeden Fall. So wie wir in nachhaltige Unternehmen investieren, wird auch der Kapitalmarkt den nachhaltigen Unternehmen den Vorrang geben.

Was kostet der Wandel?

Wir sind als Dienstleistungsunternehmen nicht extrem investitionslastig, das heißt aber nicht, dass nicht viele Investitionen in Standorte fließen werden und es jetzt schon tun. Und dass viele Kapazitäten in Richtung Nachhaltigkeit gedreht werden. Aber das ist eine Investition für die Zukunft.

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