Diskriminierung statt Teilzeitquote: Warum Frauen schlechter verdienen

Diskriminierung statt Teilzeitquote: Warum Frauen schlechter verdienen
Neue Auswertung des Arbeitsklima Index sieht systemische Diskriminierung als Hauptgrund für schlechtere Bezahlung bei Frauen.

Eine neue Auswertung des Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer OÖ zeigt: Teilzeit ist nicht der einzige Grund, warum Frauen Einkommensnachteile haben. Stattdessen soll es sich um systemische Diskriminierung handeln.

So sind drei Viertel der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialwesen Frauen. Auch Dienstleistungsberufe, das Unterrichtswesen, die Gastronomie und der Handel sind weiblich dominiert.

Auf der anderen Seite arbeiten im Bauwesen, in der Energie- und Wasserversorgung, im Verkehr und in der Produktion jeweils zwischen 87 und 74 Prozent männliche Beschäftigte. Allgemein bekannt ist, dass die Einkommen in den Frauenberufen deutlich niedriger sind als in den Männerberufen.

Einkommensunterschied: 300 Euro netto

Aber auch innerhalb der einzelnen Branchen verdienen Frauen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Unter Vollzeitbeschäftigten beträgt der Einkommensunterschied laut den Erhebungen des Arbeitsklima Index rund 300 Euro netto, unter Teilzeitbeschäftigten 100 Euro, hebt die Arbeiterkammer hervor.

„Teilzeit alleine ist also keine vollständige Erklärung für die Einkommensnachteile von Frauen. Ein erheblicher Teil ist auf Diskriminierung zurückzuführen“, sagt AK-OÖ-Präsident Andreas Stangl. 

Diskriminierung statt Teilzeitquote: Warum Frauen schlechter verdienen

Andreas Stangl, Präsident Arbeiterkammer Oberösterreich

Am schlechtesten ist die Bezahlung von Frauen und Männern in Gastronomie und Tourismus. Hier sagen mehr als 60 Prozent, dass sie kaum oder gar nicht mit ihrem Lohn oder Gehalt über die Runden kommen.

30 Prozent gehen davon aus, dass ihre spätere Pension nicht zum Leben reichen wird, 53 Prozent bezweifeln, dass sie bis zum Regelpensionsalter durchhalten. 

Drastischer Einbruch in der Arbeitszufriedenheit bei Frauen

Die mangelnde Zufriedenheit mit dem Einkommen ist einer der Faktoren für den dramatischen Einbruch bei der Arbeitszufriedenheit. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sinkt die Zufriedenheit bei beiden Geschlechtern stark – bei Frauen sogar deutlich stärker als bei Männern.

Während die Männer seit 2020 drei Indexpunkte eingebüßt haben und nun bei 102 Punkten liegen, rasselte der Index bei den Frauen sogar um sieben Punkte hinunter. Mit 101 Indexpunkten haben sie einen historischen Tiefstand erreicht. 

Teilzeitarbeit im Überblick

Bei den Männern ist die Teilzeitquote in den vergangenen 15 Jahren von sieben auf 13 Prozent gestiegen, bei den Frauen von 41 auf 52 Prozent. Von jenen Frauen, die Teilzeit arbeiten, möchten knapp drei von zehn ihre Stunden aufstocken.

Für sechs von zehn weiblichen Teilzeitkräften ist das keine Option. Teilzeitbeschäftigte Männer hingegen hegen öfter den Wunsch, mehr Stunden zu arbeiten. Auf der anderen Seite wollen 30 Prozent der männlichen und 39 Prozent der weiblichen Vollzeitkräfte weniger Stunden arbeiten als bisher.  

Jene Frauen, die mehr arbeiten wollen, sind derzeit im Durchschnitt 27 Wochenstunden beschäftigt und würden gerne um sieben Stunden mehr arbeiten. Männer, die weniger Stunden leisten wollen, würden gerne von durchschnittlich 39 auf 32 Wochenstunden reduzieren.

Der Österreichische Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit 25 Jahren vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der von SORA und IFES im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird, finden sich hier.

Kommentare