Die Stimme im Job richtig einsetzen: Tipps von Experten
Ein paar Stimmübungen hier, ein paar Verfeinerungen an den Vokalen und Konsonanten da - ganz so einfach ist es nicht, möchte man die Möglichkeiten der eigenen Stimme gut nutzen. Denn „Stimmbildung ist Persönlichkeitsbildung“, gibt Stimm-Coach Petra Chiba zu verstehen. Wer im Beruf mit seiner Stimme punkten möchte, muss ganzheitlich ansetzen und statt an den Stimmbändern zunächst an der Authentizität werkeln.
Doch wie wirkt man nun authentisch?
Primär durch das Zusammenspiel von Emotion und Stimme, sagt ORF-Chefsprecher Haimo Godler: „All unsere Empfindungen manifestieren sich über die Stimme. Versucht man etwas anderes darzustellen, als man ist, fällt das üblicherweise rasch auf und lässt unglaubwürdig wirken, weil der akustische Eindruck nicht stimmig ist.“ Nicht nur Authentizität, sondern auch Autorität büßt die Stimme vor allem dann ein, wenn Unsicherheiten zu erkennen sind. So merkt man Verkrampfung, Verspannung und Nervosität einer Stimme meist dann an, wenn sie in die Höhe gedrückt wird und gepresst klingt. Grund dafür ist zum einen die Atmung: Steht man unter Druck, neigt man dazu, die Schultern in die Höhe zu ziehen und die Bewegung im Brustkorb einzuschränken. „Es ist wie bei einem Saiteninstrument: Möchte man eine Saite tiefer stimmen, muss man die Spannung rausnehmen und so verhält es sich auch bei der Stimme“, erklärt Godler.
Tiefe, ruhige Schwingungen gelten als vertrauenswürdig und das hat einen Grund: Wir sind schon von Kindesbeinen an auf Auditives geprägt – das Summen der Eltern als eine angenehme Form der Beruhigung. Doch Summen kann weit mehr: Lässt sich durch häufige Praxis auch die Stimme trainieren – dasselbe gilt für beipflichtende Laute, die „Ahs“ und „Mhms“, die wir beiläufig in ein Gespräch mischen. Stimmbandschluss nennt sich das und ist eine simple Übung, in Spannungsmomenten zur entspannten Tonlage zurückzufinden: „Hier befindet sich die Stimme auf der idealen Tonhöhe und in ihrer idealen Resonanz. Die ganze Funktion der Stimme wird in einem kleinen Geräusch widergespiegelt“, beschreibt Petra Chiba.
- Auf Atmung achten, Schultern lockern, Entspannungsmomente suchen
- Stimmübungen wie Summen oder Zungenbrecher ausführen
- Keinen Druck auf die Stimme ausüben
- Tempo zügeln, Pausen zulassen und gedankliche Absätze einfügen
- Ausreichend Wasser trinken, da die Schluckbewegung die Muskulatur entspannt
Tendiert man dennoch dazu, die Stimme in Drucksituationen höher zu verstellen, gibt es Übungen, die sowohl Zunge als auch Halsbereich trainieren. „Besser ist es aber zu hinterfragen, was einen daran hindert eine ,Erwachsenenstimme‘ einzunehmen. Will man gefallen, will man nicht zu laut sein? Sind es Glaubenssätze, die uns sagen, dass unsere Stimme auf eine gewisse Art zu sein hat?“, gibt Chiba zu bedenken.
Vor allem Frauen-Stimmen seien aufgrund der Sozialisierung von Zurückhaltung geprägt und werden daher oft als zu hoch oder gar schrill wahrgenommen. Dass aber in jeder Frauen-Stimme eine Tiefe resoniert, sieht Chiba als gewiss.
Tempolimit für die Stimme
Mut zur Lücke ist eine weitere wirkungsvolle Methode, sich langfristig Gehör zu verschaffen und nebenbei Füllwörter wie „Ähm“ zu minimieren. „Eine Pause ist die akustische Entsprechung eines Absatzes und trägt nicht nur dazu bei, Momente des Nachdenkens souverän zu überbrücken, sondern gibt dem Publikum die Möglichkeit, an den richtigen Stellen wieder aufzuholen“, sagt Haimo Godler in Hinblick darauf, dass Zuhörende meist dem Gesagten um einen halben Satz hinterherhinken.
Ist man am Wort, kann die Aufmerksamkeit nicht durch lautes, sondern leises Sprechen gesteigert werden. „Mit Lautstärke ein gewisses Grundrauschen zu übertönen, empfiehlt sich nur, um kurzfristig Aufmerksamkeit zu erlangen“, so Godler. Auch eine saubere Artikulation hilft dabei, das Interesse zu halten: Harte Konsonanten nicht verweichlichen und Vokale etwas mehr beachten. Allerdings ist Vorsicht geboten, da eine übermäßige Konzentration darauf irritieren kann. „Normalerweise genügt es, wenn man eine gewisse Grund-Autorität hat, und sich mit seiner natürlichen, entspannten Stimme dem Gegenüber zuwendet.“ Ist wenig Grund-Autorität vorhanden, gilt auch hier: „Man muss authentisch sein und das bedeutet so zu sein, wie man ist, und nicht so zu sein, wie man hofft, dass man sein könnte.“
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