Gehaltserhöhungen: Kennen Sie Ihren Wert?
„Dafür werde ich nicht gut genug bezahlt“ – das ist eine Phrase, die man derzeit in den sozialen Medien oft hört. Angesichts der stetig steigenden Preise ist der Wunsch nach mehr Gehalt mehr als verständlich. Eine Gehaltserhöhung erscheint da nur logisch und der aktuelle Wandel in der Arbeitswelt unterstützt diese Forderung auch, wie Thomas Windhager, Executive Managing Partner bei dem Personalmanagement Unternehmen ISG weiß.
„Mitarbeiter suchen sich das Unternehmen aus und nicht umgekehrt. Als Arbeitgeber sollte man sich bewusst sein, dass man langfristig nur durch regelmäßige Gehaltserhöhungen seine Mitarbeiter halten kann“, so Windhager.
Das sollte man vorab beachten:
Der richtige Zeitpunkt sei laut Windhager und Grawe-Landesverkaufsdirektor Andreas Bertram essenziell: „Zwischen Tür und Angel am Montagmorgen sollte man das Thema nicht ansprechen“, sagt Windhager. Stattdessen sollte man Bertram zufolge „die Möglichkeit suchen, während eines konkreten Termins persönlich mit dem Vorgesetzten zu sprechen“, wie etwa beim jährlichen Mitarbeitergespräch.
Davor sollte man die aktuelle Situation des Unternehmens berücksichtigen: „Werden Verluste oder Gewinne gemacht? Wenn das Unternehmen gute Zahlen schreibt, wäre eine Gehaltserhöhung angemessen. Bei negativen Geschäftsentwicklungen kann man seine Forderungen nur schwer argumentieren“, sagt Windhager. „Ein guter, argumentativer Ausgangspunkt ist der Abschluss eines finanziell erfolgreichen Projekts oder wenn man mehr Verantwortung trägt.“
Wie oft sollte man nach einer Erhöhung fragen?
Es ist umstritten: „Die Meinungen driften auseinander. Manche meinen, dass es erstmals schon nach der Probezeit gerechtfertigt wäre. Generell sind infolge ein Jahr ein zu kurzes und fünf Jahre ein zu langes Intervall. Es ist abhängig von Branche und Position“, sagt Andreas Bertram. Laut Windhager könne man das Thema schon nach zwölf Monaten ansprechen: „In der IT-Branche kommt das Thema auch oft nach sechs Monaten auf, wenn im Einstellungsgespräch eine mögliche Gehaltserhöhung bei Erreichung von gewissen Parametern vereinbart wurde.“
Vor dem Gespräch sollte man sich die richtige Argumentation zurechtlegen, denn „es gibt nichts Peinlicheres, als wenn einem die Argumente ausgehen. Höhere persönliche Ausgaben sind zum Beispiel kein Argument“, meint Andreas Bertram.
"Nicht als Bittsteller rüberkommen"
Thomas Windhager nach ist es am zielführendsten, wenn die Leistung in Zahlen messbar ist. Fragen wie „Welchen persönlichen Beitrag zum Erfolg habe ich dem Unternehmen gebracht? Welchen Mehrwert bringe ich? Welche Qualifikation und Erfahrung?“, helfen dabei. Wichtig ist, dass man selbstbewusst wirkt und nicht, so Windhager, „als Bittsteller rüberkommt.“ Man müsse davon überzeugt sein, dass diese Gehaltsanpassung gerechtfertigt ist, meint auch Bertram. Gleichzeitig sollte man mit Gegenargumenten seitens der Vorgesetzten rechnen und sich darauf vorbereiten.
Das Ziel muss nicht immer mehr Geld sein
„Gewisse Benefits kann man nicht genau bemessen, aber sie sind am Ende besser als eine einfache Gehaltserhöhung.“ Windhager listet hierbei Vorteile wie ein bezahltes Klimaticket, die Vier-Tage-Woche, mehr Urlaubstage oder Vergünstigungen. Eine ausführliche Recherche ist dabei unvermeidbar: „Es ist hilfreich, am Markt vergleichbare Positionen und deren Gehälter zu recherchieren, damit man sein Wunschgehalt besser definieren kann“, sagt Windhager. Grundsätzlich liegt der Spielraum für den Großteil der Arbeitnehmer zwischen drei und zehn Prozent.
Sehr ungeschickt sind übertriebene Forderungen: „Leider beginnt da der eine oder andere zu hoch zu pokern und wirkt dadurch arrogant,“ sagt Windhager. Aber man sollte sich auch nicht unter seinem Wert verkaufen. Mit einer Kündigung zu drohen sei ebenfalls nicht ratsam.
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