"Bitte ohne Anschreiben": Formlos bewerben?
Die Deutsche Bahn will die Bewerbung abschaffen. Konkret: Das Anschreiben, das Bewerber direkt an den Personalverantwortlichen richten, um Eignung und Motivation für die ausgeschriebene Stelle kundzutun – bisher fixer Bestandteil eines Bewerbungsverfahrens – soll wegfallen. Jobanwärter sollen nur mehr einen Lebenslauf auf eine Plattform laden. Die Personalchefin Carola Hennemann kommentierte die Entscheidung so: „Wir wollen es den Bewerbern so einfach wie möglich machen.“ Die Reaktionen dazu im Netz sind zwiegespalten: Die einen bejubeln die wegfallende Bürokratie, freuen sich über ein modernes, niederschwelliges Bewerbungsverfahren, das man theoretisch auch in der U-Bahn absolvieren könnte. Die anderen schlagen die Hände über dem Kopf zusammen.
"Schlechte Entwicklung"
„Eine schlechte Entwicklung“ findet auch Alexander Wozak, Chef der Personal- und Management-Beratung HR Consulting, die auf Techniker und IT-Kräfte spezialisiert ist. „Firmen sollten sich über ein Anschreiben freuen. Jeder Personalverantwortliche honoriert ein kurzes, persönliches Schreiben, für das sich jemand Zeit genommen hat.“ Nachsatz: „Zumal nur der Lebenslauf, vor allem bei jungen Menschen, wenig aussagekräftig ist.“ Eine gewisse Formalität in den Bewerbungsunterlagen – ein professionelles Foto, höfliches Anschreiben und ein kreativ gestalteter Lebenslauf – zeuge nach wie vor von Wertschätzung und Höflichkeit. Und signalisiere jenen, die über die Besetzung der Stelle entscheiden, dass man die Sache ernst nimmt.
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