Team Enterprise: Intergalaktisch gut geführt

Team Enterprise: Intergalaktisch gut geführt
Was Führungskräfte vom Team des Raumschiffs Enterprise lernen können, erklärt Management-Visionärin Nicole Brandes.

Bevor Nicole Brandes Management-Coach und Autorin (zuletzt: „We-Q“) wurde, arbeitete sie im Management internationaler Konzerne wie Swissair und UBS. Quality Austria brachte die Schweizerin anlässlich des internationalen EFQM Forums, das dieses Jahr in Österreich stattgefunden hat, für einen Vortrag in die Wiener Hofburg. Was Führungskräfte vom Team des Raumschiffs Enterprise lernen können, erklärt die Schweizerin im Interview.

KURIER: Auf Ihrer Website steht: „Bei aller Faszination für Technologie bleibt der Mensch ein zutiefst analoges Wesen.“ Sind die Anforderungen an Chefs von morgen also dieselben wie  bisher?
Nicole Brandes: Nein. Die Digitalisierung verändert alles dramatisch – auch die Anforderungen an Chefs. Alleine wie wir kommunizieren, ist heute anders als noch vor 20 Jahren. In Zukunft tragen wir Chips unter der Haut und werden zu Cyborgs. Was ich mit dem Satz gemeint habe, ist, dass unsere menschlichen Bedürfnisse die Gleichen sind. Zugehörigkeit, Zuspruch, Sinnhaftigkeit: All das gewinnt in der schnellen digitalen Welt an Bedeutung. Hier müssen Führungskräfte aufrüsten.

Mit welchen Fragen und Problemen kommen Führungskräfte heute in Ihre Coachings?
Früher ging es viel mehr darum, wie sie sich in der Organisation klar positionieren und besser behaupten können. Heute geht es vor allem darum, wie sie mit Druck der Geschwindigkeit und Komplexität umgehen. Das sorgt für Stress. Sie suchen Orientierung, müssen Resilienz entwickeln.

Sie sprechen oft von Leadership 4.0. Was ist das?
Ich definiere sie als Human Leadership: Führung, wo der Mensch noch stärker im Fokus steht. Heute herrscht Hyperdiversität. Teams bestehen aus Menschen aus verschiedenen Kulturen, auch aus verschiedenen Generationen – wir werden immer älter und arbeiten länger. Gleichzeitig bewegen wir uns in der sogenannten Gig Economy: fixe Arbeitsverhältnisse werden weniger, Mitarbeiter werden zu Kunden. Mit Leistungskennzahlen allein lässt sich da nicht mehr führen.

Diversität in Teams ist allerdings nützlich.
Ja. Komplexität, die größte Herausforderung unserer Zeit, kann keiner alleine bewältigen. Es braucht die Kraft diverser Teams. Der innovative, amerikanische Cloud-Computing-Anbieter Salesforce.com lebt Diversität und Gleichheit und ist dafür ein wegweisendes Beispiel. In der Praxis ist das leider aber noch nicht überall angekommen. In meinen Trainings fordere ich Manager deshalb zu Beginn gerne bewusst heraus: Ich betrete den Raum und spreche Fremdsprachen, duze sie oder lade sie zum Beten ein. Das irritiert die meisten.

Warum machen Sie das?
Diversität kann man nicht theoretisch vermitteln, man muss sie erleben. Der Mensch umgibt sich instinktiv gerne mit Leuten seinesgleichen. So haben wir zum Beispiel immer noch zu wenig Frauen in den Führungsetagen.

Wie sieht das perfekte Führungsteam aus?
Kennen Sie Raumschiff Enterprise? Die haben das perfekt vorgemacht. Die Sternenflotte steht in jeder Folge vor komplexen Aufgaben „um fremde Welten zu entdecken“, wie es im Vorspann heißt. Das Team – bestehend aus Vulkaniern, Menschen unterschiedlicher Nationen, Männern und Frauen – ist divers genug, um diese zu bewältigen. Genau das müssen wir heute auch. Wir müssen ins Unbekannte ausziehen: Neuartige Phänomene und komplexe Probleme mit der Intelligenz diverser Teams bewältigen. Die Science-Fiction der 1960er hatte uns in dieser Hinsicht viel voraus

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