Kapsch TrafficCom macht weniger Umsatz und mehr Verlust

Kapsch TrafficCom macht weniger Umsatz und mehr Verlust
Das neue Geschäftsjahr soll nach zwei negativen Jahren wieder "ein dezentes Wachstum" bringen.

Der börsennotierte Mautsystemanbieter Kapsch TrafficCom hat 2020/21 ein weiteres verlustträchtiges Geschäftsjahr hinter sich gebracht. Das Minus beim Ergebnis aus betrieblicher Tätigkeit (EBIT) machte wegen mehrerer negativer Spezialeffekte wie schon im April erwartet 123,2 Mio. Euro aus und unterm Strich standen 102,9 Mio. Euro Verlust, nach 48,1 Mio. Euro im Jahr davor. Der Umsatz brach um 30,9 Prozent von 731,2 auf 505,2 Mio. Euro ein.

Hoher Auftragsstand

"Das Glück ist, dass wir einen sehr hohen Auftragsstand", sagte Firmenchef Georg Kapsch am Mittwochvormittag in einer virtuellen Pressekonferenz. Dies sorge für eine Grundauslastung für das Geschäft. Mit dem Sparkurs will das Unternehmen auch mit weniger Umsatz wieder profitabel sein. In Europa und Nordamerika brachen die Umsätze aus Mautdiensten aufgrund des in der Pandemie geringeren Verkehrsaufkommens zeitweise um bis zu zwei Drittel ein.

Die Maut bleibe aber das Kerngeschäft. Kapsch geht für die Zukunft wieder von einer steigenden Nachfrage nach Mautdiensten aus. "Nach Covid sind die Budgets leer", daher sei Maut der Faktor und Treiber für Infrastrukturmaßnahmen, so Kapsch. Die Verkehrssteuerung über Mautsysteme sorge außerdem für weniger Emissionen von CO2 und Feinstaub sowie weniger Stau und damit zufriedenere Autofahrerinnen und Autofahrer.

Die Restrukturierung ist im Wesentlichen abgeschlossen. Reduziert wurden die Führungsebenen, die Entwicklungsstandorte außerhalb Österreichs und das Produktportfolio. Der Personalstand sank im vergangenen Geschäftsjahr von 5.104 auf 4.657 Mitarbeiter. In Österreich seien kaum Stellen abgebaut worden, sagte Kapsch.

Stabilisierung

Nicht nur wegen der Covid-Pandemie, sondern auch wegen der Restrukturierung des Unternehmens, sei die abgelaufene Periode sehr schwierig gewesen, so Kapsch. Das laufende Geschäftsjahr 2021/22 solle nach zwei negativen Jahren eine Periode der Stabilisierung und Festigung sein. Der Umsatz solle - trotz der anhaltend geringen Visibilität im Hinblick auf das Neugeschäft - "ein dezentes Wachstum" aufweisen.

Dividende wird für das Verlustjahr 2020/21 keine vorgeschlagen, auch im Folgejahr scheine eine Ausschüttung unwahrscheinlich angesichts der geplanten Investitionen im Rahmen der Umsetzung der Strategie 2027, heißt es. Um die Kapitalbasis zu verbessern, will man der Hauptversammlung vorschlagen, einen Kapitalerhöhungs-Vorratsbeschluss im Ausmaß von bis zu zehn Prozent zu fassen.

Der Verschuldungsgrad war zuletzt binnen Jahresfrist wegen eines signifikanten Rückgangs des Eigenkapitals von 96 auf 200 Prozent gestiegen, obwohl die Nettoverschuldung in absoluter Höhe mit 170 (176) Mio. etwa gleich blieb.

Weniger Verkehr

Die Gründe für den weiteren Rückgang des EBIT von -39 Mio. Euro auf nunmehr -123 Mio. Euro seien Wertminderungen langfristiger Vermögenswerte (-31 Mio.) und die Anpassung von Projektmargen sowie Drohverlustrückstellungen (zusammen -79 Mio.), hieß es in einer Aussendung.

Durch Corona litten die Umsätze im profitablen Komponentengeschäft stark unter dem gesunkenen Verkehrsaufkommen. Mit 8 Mio. Euro belasteten operative Währungseffekte. In den USA wurden für Rechtsstreitigkeiten 8 Mio. Euro rückgestellt. Und an Restrukturierungskosten fielen 5 Mio. Euro an.

Im Mautsegment, das 71 Prozent der Erlöse stellte, sank der Umsatz um 36,4 Prozent auf 358,2 Mio. Euro, und das EBIT rutschte wegen der Drohverlustrückstellungen von knapp positiven 1,5 Mio. Euro auf 117,2 Mio. Euro ins Minus. Speziell das Maut-Errichtungsgeschäft habe unter der Coronalage gelitten und sei um 54 Prozent eingebrochen, heißt es. Das Komponentengeschäft verlor rund 35 Prozent, während das Betriebsgeschäft lediglich 20 Prozent einbüßte. 2020/21 verkaufte Kapsch TrafficCom 9,9 Mio. Euro On-Board-Units, um 3,3 Mio. Stück weniger als in der Periode davor.

Im Segment Verkehrsmanagement büßte Kapsch TrafficCom ein Achtel der Erlöse ein, der Umsatz sank um 12,4 Prozent auf 147,0 Mio. Euro. Das Minus beim EBIT konnte jedoch von -40,7 Mio. auf -6,0 Mio. Euro verbessert werden.

 

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