Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie zeigt sich „sehr besorgt“ hinsichtlich des Preises und der Verfügbarkeit dieses „entscheidenden Rohstoffs für Schokolade“.
Allerdings: Zwischen der Kakaoernte etwa in Ghana und der Auslieferung eines Schokoriegels im Handel liegt eine lange Zeit. Die großen Hersteller von Produkten, die Kakao enthalten, haben meist langfristige Verträge mit festen Preisen abgeschlossen. Nestlé-Chef Ulf Schneider etwa sagte im April, sein Konzern sei daher „für den Rest des Jahres weitgehend abgesichert“. Zudem ist der Anteil des Rohkakaopreises in den meisten Produkten relativ gering.
Der Süßwarenverband erklärt: „Von großer Bedeutung“ für die weitere Entwicklung werde sein, wie die Haupternte im Herbst ausfällt. Bevor die Hersteller die Preise anheben, die schon wegen der hohen Inflation gestiegen sind, werden sie wohl eher zu versteckten Preiserhöhungen greifen: die Rezeptur ändern oder bei gleichem Preis die Menge reduzieren.
„Diese Preise sind historisch, so viel haben wir noch nie bekommen“, sagt der Chef des Verbands der Kakao-Exporteure in Ecuador, Ivan Ontaneda. Ecuador ist der weltweit drittgrößte Produzent. Kakaobäuerin Julia Avellan erzählt, sie bekomme für 45 Kilogramm jetzt 420 Dollar – vor dem Preissprung waren es 60 Dollar. „Erstmals denke ich nicht mehr darüber nach, aufzuhören.“
Afrika
Die Unternehmen, die Kakaobohnen zu Kakaobutter oder Kakaopulver verarbeiten, sitzen nicht in den Anbauländern. Die großen heißen Barry Callebaut in der Schweiz, Cargill in den USA und Olam in Singapur. Sie haben sich ebenfalls mit langfristigen Verträgen abgesichert. Doch da die Mengen knapp sind, müssen sie für einen Teil des benötigten Rohstoffs doch die hohen Preise zahlen. Barry Callebaut etwa berichtete im April, das Unternehmen habe mehr Mittel aus seinen Reserven nutzen müssen, um Bohnen zu kaufen. Das Unternehmen versicherte gleichzeitig, es habe genug Kakao, um die Nachfrage zu bedienen.
Rohstoffexperte Steve Wateridge von Tropical Research Services ist sich außerdem sicher: "Die Schmuggler machen ein nettes Geschäft." Sie könnten die Bohnen in der Elfenbeinküste und Ghana preisgünstig einkaufen und dann auf dem freien Markt in Togo, Guinea, Liberia oder Sierra Leone teuer verkaufen.
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