Ein Leben für den Kakao

Der Kakao-Bauer Traore Ousmane beim Öffnen der Schoten. Die Arbeit auf einer Kakaoplantage erfordert viel Handarbeit.
Seit fünf Jahren ist Fairtrade mit einem Kakao-Programm in Afrika. Kakao-Bauer Traore Ousmane aus der Elfenbeinküste zieht Bilanz.

Nicht viele kennen die Kakaoplantagen der Elfenbeinküste so gut wie Traore Ousmane. Er wurde auf einer solchen geboren und ist dort auch aufgewachsen. Vor 55 Jahren begann sein Vater, die Pflanzen anzubauen. Ousmane hat sein Leben inzwischen selbst dem Kakao verschrieben. Er kann sich glücklich schätzen, denn so wie heute waren die Arbeitsbedingungen früher nicht. Vor fünf Jahren startete Fairtrade ein Kakao-Programm in Westafrika, nun wird Bilanz gezogen.

Die Organisation für fairen Handel garantiert den Bauern einen Mindestpreis, ohne den die meisten nicht überleben könnten. Dieser wird im Oktober von 2.000 auf 2.400 Euro pro Tonne angehoben. Zusätzlich erhalten die Bauern noch eine Prämie. „2016 hat man für das Kilo Kakao zwei Euro bekommen“, erzählt Ousmane. Dann sei der Preis um 40 Prozent gesunken. Für die meisten hätte das ohne Fairtrade das Aus bedeutet.

Boom mit Folgen

Durch die Preisgarantie hat sich viel verändert, das meiste – aber nicht alles – zum Besseren. Drei Brunnen wurden in seiner Heimat gebohrt, erzählt Ousmane. Nun müsse man nicht mehr mehrere Kilometer, sondern nur noch wenige Meter zum Wasserholen gehen. Die Zahl der auf den Plantagen eingesetzten Lkw wurde von acht auf 17 aufgestockt, außerdem wurde eine Krankenversicherung eingeführt, von der 200 Familien profitieren. Mehrere Schulen wurden gebaut, auf die nun auch ärmere Familien ihre Kinder schicken können.

Das Fairtrade-Programm hat einen Boom ausgelöst, durch Schulungen haben die Bauern gelernt, ihren Ertrag zu steigern. Lag dieser früher bei 400 Kilogramm pro Hektar, so waren es danach 800 Kilogramm. Durch das große Angebot verfiel aber der Preis. Die Regierung musste das Produktivitätssteigerungsprogramm stoppen, um diesen zu stabilisieren. Letztlich ermöglichte der Mindestpreis den Bauern ein existenzsicherndes Einkommen.


Ein Leben für den Kakao

Kakaoschoten auf einer Sammelstelle der Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste.

Dass die Preisgarantie noch heute wichtig ist, zeigt die aktuelle Kakaopreisentwicklung. Seit Mai ist der Preis von mehr als 2.500 auf unter 2.000 Dollar abgestürzt, zuletzt gab es eine Erholung. Die Arbeit ist auch ohne Preisschwankungen schwierig. Für eine Tonne Kakao müssen mit viel Handarbeit unzählige Kakaoschoten geerntet, geöffnet und die weißen bitteren Bohnen entnommen werden. Wird eine Plantage neu angelegt, fallen in den ersten zwei bis drei Jahren keine Erträge ab. Die Familien bauen in der Zeit zusätzlich Mais und Bananen an. Der Alltag besteht aus arbeiten, essen und schlafen, so Ousmane.

Einen Eindruck vom harten Alltag auf den Plantagen in der Elfenbeinküste konnte sich Walter Heindl von der Confiserie Heindl in Wien holen. Das Unternehmen war das erste, das am Kakao-Programm teilgenommen hat. „Wir sind auf einer Lehmstraße zu den Feldern gefahren und in einen starken Regen gekommen“, erinnert sich Heindl an seine Reise im Jahr 2015. Der Wagen sei von der Straße abgekommen und stecken geblieben. Der Regen habe 20 Minuten gedauert, und als er vorbei war, seien Einheimische in Flipflops mit Macheten aus dem Dschungel gekommen. Unsereins wäre dort nicht mal mit Bergschuhen reingegangen, so Heindl.

Ein Leben für den Kakao

Produktion in der Confiserie Heindl in Wien.

Die Macheten waren im nicht geheuer. Doch es stellte sich heraus, dass sich die Einheimischen damit nur den Weg durch den Wald freischlugen. „Sie waren sehr freundlich und haben uns wieder auf die Straße geholfen“, sagt Heindl.

Später seien sie in ein Dorf gekommen und hätten Kindern Papier und Buntstifte geschenkt. Eine so große Freude über so kleine Dinge würde man bei uns nicht oft sehen. Der Einsatz des teureren Fairtrade-Kakaos sei übrigens kein Problem. Der Preis pro Schachtel würde dadurch nur um rund 20 Cent steigen.

„Luxusgut“ Kakao

Auch Fairtrade-Österreich-Chef Hartwig Kirner ist mit dem Programm zufrieden. Der Fairtrade-Umsatz mit Kakao konnte in Österreich verdoppelt und in Deutschland verzehnfacht werden. Doch es gibt noch viel zu tun. Die Situation vieler Kakaobauern ist nach wie vor prekär, berichtet Kirner. Die Hälfte würde unter der Armutsgrenze leben. Daher sei es wichtig, dass die Menschen bereit seien, für das „Luxusgut“ Kakao mehr zu bezahlen. Der Fairtrade-Anteil am österreichischen Kakao-Markt liegt bei 5,6 Prozent. „Es wäre schön, wenn wir ihn verdoppeln können“, so Kirner.

Viele Einflüsse

Veränderungen beim Kakaopreis schlagen sich übrigens nicht direkt auf den Preis von Produkten nieder. „Wenn die Preise steigen, werden von Unternehmen gewünschte Erhöhungen vom Lebensmitteleinzelhandel normal nicht akzeptiert“, sagt Josef Domschitz, stellvertretender Geschäftsführer des Lebensmittelverbands. Gehen die Preise nach unten, wolle der Handel allerdings sehr wohl Nachbesserungen.

Wie weit diese an die Kunden weitergegeben würden, lasse sich schwer beurteilen, da es im Handel wöchentlich viele Preisbewegungen aus verschiedensten Gründen gebe. Hersteller wiederum hätten mit Lieferanten oft Jahresverträge, mit denen sie sich eine bestimmte Menge und Qualität sichern. In diesen seien in der Regel keine Preisanpassungen vorgesehen.

Kommentare