Kaffee-Hotspot Kolumbien
Rund zehn Personen, die Hälfte davon ausgestattet mit kleinen, geflochtenen Körben, begeben sich auf der Kaffeefarm Luger in der Nähe von Salento auf die Suche nach bereits reifen Kaffeekirschen. Rot müssen sie sein, dann sind sie ideal, um geerntet zu werden. Die zehn Personen sind allesamt Touristinnen und Touristen, die sich in der sogenannten Kaffeezone in Kolumbien ein Bild vom Anbau vor Ort machen – und etwas mitarbeiten – wollen.
Image und Wirtschaft
Wer in Kolumbien Urlaub macht, kommt um das Thema Kaffee nicht herum. Gelegenheiten zum Besuch einer Kaffeefarm gibt es in der im Schoß der Anden gelegenen Kaffeezone genug. Rund 540.000 Kaffeebäuerinnen und -bauern gibt es in Kolumbien, die Anbaufläche umfasst gut 842.000 Hektar. Die Farmen sind kleinbäuerlich strukturiert.
Nach dem benachbarten Kaffeegiganten Brasilien und Vietnam liegt Kolumbien auf Platz drei der nach Volumen bedeutendsten Kaffeeanbaustaaten der Welt. „Bei leichten Kaffeesorten ist Kolumbien Weltmarktführer“, ordnet Andreas Schmid, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Kolumbien, im Gespräch mit dem KURIER ein. Hier wird hauptsächlich die Arabica-Sorte, ein leichter Hochlandkaffee, angebaut.
Bei näherer Betrachtung ist es vor allem das Image des Landes, für das Kaffee unerlässlich ist. Für die Wirtschaft ist er das nur bedingt: „Der Exportwert des kolumbianischen Kaffees betrug im Vorjahr 3,9 Milliarden Dollar, das entspricht 11,9 Millionen Sack Kaffee. Allerdings machen diese 3,9 Milliarden Dollar nur 6,8 Prozent der Gesamtexporte aus.“ Kaffee ist bei Weitem nicht das wichtigste Exportprodukt des südamerikanischen Landes. Erdöl, Erdölderivate und Rohstoffe, insbesondere Bergbauprodukte wie Kohle, spielen eine viel wichtigere Rolle. „Die Kaffeewirtschaft trägt 0,8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Kolumbiens bei“, so Schmid.
So entsteht der Preis
Der Preis des Kaffees setzt sich aus einer Reihe von Faktoren zusammen. Arabica-Kaffee wird an der Börse in New York gehandelt, Robusta-Kaffee in London. „Der Börsenpreis ist der Grundpreis. Darauf kommen Qualitätszuschläge. Für Kolumbien gibt es aufgrund der Sorte einen Qualitätszuschlag. Dann kommt noch das Thema der Ernten dazu“, erklärt Wirtschaftsdelegierter Schmid.
Kaffee ist übrigens auch nie rein, es handelt sich immer um Mischungen, so Schmid – es wird auch in Kolumbien Kaffee im Ausmaß von 2,1 Millionen Sack im Jahr 2022 importiert. Ein Sack fasst 60 Kilo, das ist die Maßeinheit für Kaffee. Um den kolumbianischen Kaffee zu vermarkten, gibt es einen eigenen Verband, die Federatión National de Cafeteros de Colombia.
Der Kaffeepreis schwankt mitunter stark. Insgesamt hängt hier vieles an der Witterung in Brasilien. „Brasilien produziert etwa ein Drittel der Welternte. Ist die Witterung in Brasilien günstig, geht der Kaffeepreis nach unten, wenn sie schlecht ist, steigen die Preise“, sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich. „Der Kaffeepreis liegt jetzt wieder bei etwa 1,90 Dollar pro Pfund, was durchaus in Ordnung ist. Der Preis war in den vergangenen Jahren längere Zeit auf relativ niedrigem Niveau.“
- Hintergrund
Es gibt zwei bekannte Kaffeesorten: Arabica und Robusta. Populärer und weiter verbreitet ist Arabica-Kaffee. Arabica-Pflanzen werden in höheren Lagen angebaut. Geschmacklich werden die Robusta-Bohnen als erdig, nussig und eher bitter beschrieben, Arabica-Bohnen als feiner, fruchtiger und geschmacklich nuancierter
- Unterscheidung
Robusta-Bohnen sind etwas kleiner. Arabica-Bohnen sind außerdem eher länglich, Robusta rund
Fairtrade-Kaffee hat laut eigenen Angaben einen relativ kleinen Anteil am Weltmarkt. In Österreich würden aber aktuell 9 Prozent des Kaffees mit Fairtrade-Siegel verkauft. Fairtrade bezahlt den Kaffeebäuerinnen und -bauern immer einen Mindestpreis, um die Produktionskosten zu decken.
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