Magere Aussichten für Tech-Konzerne

Magere Aussichten für Tech-Konzerne
Steigende Inflation und drohende Rezession machen der Technologiebranche zu schaffen. Analyst rechnet mit branchenweitem Jobabbau von weiteren 5 bis 10 Prozent.

Sie hätten ihr Geld wie Rockstars der 1980er-Jahre ausgegeben, sagt der US-Tech-Analyst Dan Ives, wenn er über den aktuellen Kahlschlag bei den Tech-Konzernen spricht. Nach Jahren des Wachstums bereiten sich die Unternehmen auf magere Jahre vor und setzen beim Personal den Rotstift an. Das Ende der Fahnenstange sei aus seiner Sicht aber noch nicht erreicht. „Wir rechnen mit einem branchenweiten Jobabbau von weiteren fünf bis zehn Prozent“, sagt er.

 

Amazon und Alphabet  haben vergangene Woche ihre Quartalszahlen gelegt, die bei ihren Anlegerinnen und Anlegern einen bitteren Beigeschmack hinterlassen haben.  Amazon meldete im Gesamtjahr 2022 einen Verlust von 2,7 Milliarden Dollar und die Google-Mutter Alphabet verfehlte im vierten Quartal die Gewinn- und Umsatzerwartungen. 
Die steigende Inflation und die drohende Rezession machen der Technologiebranche derzeit zu schaffen. Ein Überblick, wie es in den einzelnen Unternehmen aussieht:

  • SAP

Europas größtes Software-Haus hat nach einem Gewinnrückgang den Abbau von 3.000 Stellen angekündigt. Das entspricht 2,5 Prozent der SAP-Belegschaft. Dennoch sieht der SAP-Chef dadurch Chancen auf dem Jobmarkt. Mehr dazu hier

 

  • SOFTWARE AG

Der nach SAP zweitgrößte deutsche Anbieter von Firmen-Software reagiert auf geringere Margenaussichten ebenfalls mit Stellenstreichungen. Etwa 200 Personen oder 4 Prozent der Beschäftigten müssten gehen.

  • DELL

Der US-PC-Hersteller ist der aktuellste in der Reihe. Dell gab am Montag bekannt, 6.650 Stellen zu streichen. Das entspreche fünf Prozent der Belegschaft. Grund sind laut einem Medienbericht die schwächelnde PC-Nachfrage. Mehr dazu hier

  • AMAZON

Der Online-Händler will mehr als 18.000 Jobs streichen. Einige Monate zuvor hatte ein Insider von 10.000 Jobs gesprochen. Das entspricht etwa 6 Prozent der rund 300.000 Beschäftigten in der Verwaltung. Mehr dazu hier

  • ALPHABET

Bei der Google-Mutter Alphabet sollen weltweit 12.000 Stellen (rund sechs Prozent) gestrichen werden. Künftig wolle sich der Konzern auf die Entwicklung künstlicher Intelligenz konzentrieren. Mehr dazu hier

  • MICROSOFT

Der Software-Konzern will 10.000 Jobs abbauen. Dies entspreche 5 Prozent der Belegschaft. Im Oktober 2022 hatte Microsoft bereits die Streichung von knapp 1.000 Arbeitsplätzen angekündigt. Mehr dazu hier

  • META PLATFORMS

Erstmals seit der Firmengründung 2004 baut die Facebook-Mutter Stellen ab. Das Unternehmen leidet unter wegbrechenden Werbeeinnahmen und Milliardenverlusten seiner Sparte „Reality Labs“. Dort ist unter anderem die Entwicklung des „Metaversum“ gebündelt, einer virtuellen Welt, die Firmenchef Mark Zuckerberg als besonders zukunftsträchtig betrachtet. Insgesamt fallen bei Meta 11.000 Jobs weg. Das entspricht 13 Prozent der Belegschaft.

  • SPOTIFY

Der Musikstreaming-Dienst hat im Jänner 2023 seinen Sparkurs bei den Personalausgaben verschärft. Nachdem Spotify wenige Monate zuvor mitgeteilt hatte, sich bei Neueinstellungen zurückzuhalten, kündigte die schwedische Firma an, rund 600 Personen vor die Tür zu setzen. Das entspricht rund sechs Prozent der Belegschaft.

  • INTEL

Firmenchef Pat Gelsinger will bei dem Chip-Hersteller 2023 3 Mrd. Dollar (2,7 Mrd. Euro) einsparen. Dazu gehörten auch "Personalmaßnahmen", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Zum Umfang möglicher Stellenstreichungen machte er keine Angaben.

  • TWITTER

Nach der Übernahme des Kurznachrichtendienstes im Herbst 2022 feuerte der neue Eigentümer Elon Musk etwa 3.700 Beschäftigte, die Hälfte der Belegschaft. Im Jänner 2023 hatte Twitter nach Aussagen von Musk zufolge noch etwa 2.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

  • DOORDASH

Die US-Mutter des deutschen Lebensmittel-Lieferanten "Wolt" baut 1.250 Jobs in der Verwaltung ab. Dem Unternehmen zufolge arbeiteten zu Anfang 2022 etwa 8.600 Menschen für DoorDash.

  • LYFT

Beim Uber-Rivalen müssen knapp 700 Personen gehen. Das sind 13 Prozent der Mitarbeiter. Zuvor hatte der Fahrdienst-Vermittler bereits 60 Stellen gestrichen und Neueinstellungen gestoppt.

  • SEAGATE

Im Rahmen seines Sparprogramms will der Speicherchip- und Festplatten-Anbieter 3.000 Jobs abbauen. Das entspricht etwa 8 Prozent der Belegschaft.

  • MICRON

Der Speicherchip-Spezialist schrumpft seine Belegschaft um 10 Prozent. Wegen der trüben Branchen-Aussichten schraubt er außerdem seine Investitionen zurück.

  • COINBASE

Die Kryptowährungsbörse kündigte 2022 zweimal Stellenstreichungen an. Ihnen fallen insgesamt knapp 1.200 Beschäftigte oder rund 20 Prozent der Belegschaft zum Opfer.

  • CISCO

Der Netzwerkausrüster hat sich ein Restrukturierungsprogramm auferlegt. In dessen Rahmen könnten 5 Prozent der Stellen wegfallen.

  • HP

Bis zum Jahr 2025 wird der Computer-Hersteller nach eigenen Angaben voraussichtlich 6.000 Jobs streichen.

  • SALESFORCE

Beim US-Softwarehersteller fällt jede zehnte Stelle weg. Basierend auf dem Personalstand von Ende Oktober 2022 müssen rund 8.000 Beschäftigte ihren Hut nehmen. Außerdem sollen einige Standorte geschlossen werden.

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