Job-Integration für Migranten: „Habe gelernt, an mich selbst zu glauben“

Job-Integration für Migranten: „Habe gelernt, an mich selbst zu glauben“
Wie Mentorinnen und Mentoren aus der Wirtschaft hoch qualifizierten Zuwanderern helfen, sich am Arbeitsmarkt besser zurechtzufinden

Wer nach Österreich kommt, um hier ein neues (Arbeits)leben zu beginnen, für den ist Vieles fremd, das für Inländer selbstverständlich ist. Etwa die Frage, worauf es bei einem Bewerbungsgespräch ankommt. Um die Arbeitsmarkt-Integration von Personen mit Migrations- oder Fluchthintergrund zu verbessern, gibt es Menschen wie Darja Kossmann.

Die gebürtige Slowenin arbeitet im lokalen Marketing-Team bei Henkel Österreich und unterstützt als Mentorin Suhaila Forsell dabei, einen Job zu finden, der auch ihren Fähigkeiten entspricht. Wie das gelingt? Durch Erfahrungsaustausch, verbesserte Formulierungen im Lebenslauf, Üben von Vorstellungsgesprächen bis hin zum Erlernen der kulturellen Gegebenheiten in Österreich.

„Durch die Covid-Einschränkungen fanden unsere Treffen vor allem online statt“, berichtet Kossmann dem KURIER. „Üblicherweise hatten wir Freitagabend WhatsApp-Chats. Bei Bedarf riefen wir einander auch spontan an, besonders vor und nach ihren Vorstellungsgesprächen.“

Job-Integration für Migranten: „Habe gelernt, an mich selbst zu glauben“

Darja Kossmann

Aus Singapur nach Österreich

Mit Erfolg. Ihr Mentee Su Forsell hat bereits mehrere Jobangebote bekommen. „Ich habe gelernt, an mich selbst zu glauben“, erzählt Forsell. Sie kam 2011 aus Singapur nach Österreich, arbeitete im Medizinmarketing und sucht seit Juni 2020 einen Job in Wien. „Ich wollte gerne wieder in den medizinischen Marketingbereich zurückkehren, vorzugsweise mit regionaler oder globaler Verantwortung“, so Forsell. Über das AMS kam sie zum Mentoringprogramm – und damit zu ihrer Mentorin Kossmann.

Lohnt sich der Aufwand auch für die Mentorin? Für Kossmann keine Frage. „Es tut einfach gut, mit nicht allzu viel Zeitaufwand jemandem zu helfen, etwas in seinem Leben zum Besseren zu verändern und sich in das lokale Arbeitsleben zu integrieren“. Außerdem erhalte man als Mentorin die Chance, sich von verschiedenen Kulturen inspirieren zu lassen.

Job-Integration für Migranten: „Habe gelernt, an mich selbst zu glauben“

Suhaila Forsell

2.400 Mentees

Das 2008 nach kanadischem Vorbild ins Leben gerufene Kooperationsprojekt „Mentoring für Migranten“ wird von Wirtschaftskammer (WKO), Integrationsfonds und AMS unterstützt. Bisher wurde 2.400 Mentees aus 27 verschiedenen Ländern beim Einstieg in den Arbeitsmarkt oder Aufbau eines beruflichen Netzwerkes geholfen. „Mentoring für Migranten unterstützt nicht nur die Integration von in Österreich lebenden, qualifizierten Zuwanderern, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag gegen den Fachkräftemangel“, zieht WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf, eine positive Bilanz.

Zudem trage das Programm zur Internationalisierung der Wirtschaft bei. Denn die Mentees weisen meist eine hohe Ausbildung auf und sind durch die Kenntnisse über ihr Herkunftsland „wichtige Brückenbauer im Export“. Der Bewerbungsprozess für den nächsten Durchgang läuft noch bis Mitte November.

Nähere Infos für interessierte Mentorinnen und Mentoren sowie Mentees unter www.wko.at/mentoring

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