Abflug der Superkräfte bei Superfund
Die Auseinandersetzung mit Superfund-Gründer Christian Baha soll sehr heftig gewesen sein. Die Diskussion eskalierte derart, dass Spitzenbankerin Sonja Sarközi kürzlich aufgebracht aus der Zentrale in der Wiener City abrauschte. Ihr Team nahm sie gleich mit. Das Ersuchen, wenigstens noch vier Wochen an Bord zu bleiben, um die Übergabe zu regeln, fand bei der renommierten Top-Managerin kein Gehör mehr.
Worum es bei dem Streit ging, wissen nur die beiden. Es ist nicht das erste Mal, dass Baha mit Mitarbeitern gröbere Meinungsverschiedenheiten austrägt. Der Eigentümer des Hedgefonds-Anbieters gilt als sehr streitbar und könne auch persönlich werden, hört man aus seinem Umfeld.
Dabei hatte alles so schön begonnen – wie oft bei Baha. Im Mai 2023 bejubelte er den Einstieg der Bankerin als CEO der Superfund Asset Management (Kerngesellschaft in Österreich) und des Verwaltungsrates der Superfund Holding in Liechtenstein. Ihm war tatsächlich ein guter Fang geglückt. Die Vielarbeiterin Sarközi war im Vorstand der Bawag, baute deren Direkt-Tochter easybank auf und wickelte die Sberbank Europe gut ab.
Am 20. Juni 2024 gab Superfund ihren Abgang bekannt. Sarközi war ebenso wie Baha nicht erreichbar.
Die Halbwertszeit ihres Vorgängers Gernot Blümel bei Superfund dauerte nur ein dreiviertel Jahr. Der ehemalige türkise Finanzminister verabschiedete sich im Dezember 2022 als CEO der Gruppe. Er sollte die Holding in Liechtenstein aufbauen und den Türöffner bei wichtigen Finanzinstitutionen und Unternehmen machen. Aus dem angekündigten Beraterjob wurde dann auch nichts, Blümel zog einen klaren Trennungsstrich.
Gar nur ein gutes halbes Jahr hielt es die ehemalige türkise Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger aus. Sie ging mit ihrem ehemaligen Kabinettschef Gernot Maier in die Geschäftsführung des Daten-Unternehmens Mountain View. 2007 machte Ex-SPÖ-Minister und Präsidentschaftskandidat Rudolf Streicher für Baha kurzfristig den Aufsichtsratsvorsitzenden.
Nicht nur Politiker, auch Manager geben einander bei Superfund die Türklinke in die Hand. Baha gilt als schwierig im Umgang. Er wird von ehemaligen Mitarbeitern übereinstimmend als sehr fordernder Kontrollfreak und Mikromanager beschrieben, der stark Druck mache.
„Er kann sehr schnell unangenehm werden, wenn seine hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllt werden“, schildern ihn ehemalige Wegbegleiter. Alle Gesprächspartner des KURIER verweisen auf die strengen Verschwiegenheitsvereinbarungen und wollen daher nicht namentlich zitiert werden.
Superjahre sind vorbei
Bescheidenheit war Bahas Sache nie. Der ehemalige Polizist gründete 1995 mit Christian Halper das Investmentvehikel Quadriga, später in Superfund umbenannt. Die beiden brachten den „weltweit ersten Hedgefonds“ für Privatanleger auf den Markt, das von Halper entwickelte Computerprogramm steuerte die Fonds automatisch.
Superfund sei einer „der weltweit renommiertesten Fondsanbieter und weltweit führenden Hochtechnologie-Unternehmen der modernen Finanzindustrie“, definiert sich das Unternehmen selbstbewusst. Die ersten Fonds performten auch wirklich hervorragend, sind allerdings inzwischen geschlossen.
Halper und Marketing-Talent Baha trennten sich, die Finanzkrise setzte Superfund schwer zu. Das System basiert auf Algorithmen, die sich an Erfahrungswerten aus historischen Kursdaten und Wahrscheinlichkeiten orientieren. Die Finanzmärkte sind heute allerdings völlig unberechenbar geworden, das „Supersystem“ gibt es nicht mehr.
Die große Erfolgssträhne, die Baha zum Multimillionär machte, der sich Wohnsitze in Monaco, London und Los Angeles leisten kann, ist längst vorbei. Ziemlich ruhig sei es um ihn geworden, erzählt man in der Finanzbranche.
Etliche der Fonds sind seit ihrer Emission tief unter Wasser. Gebühren und laufende Spesen sind hoch, Superfund kassiert teils noch Gewinnbeteiligungen. So steht etwa der „Super Green Euro Sicav“, mit 50 Millionen Euro Volumen einer der größeren Fonds, seit 2014 aktuell mit rund 37 Prozent im Minus.
Die „alten“ Fonds wurden von Grenada aus gesteuert, heute domizilieren die Fonds in Liechtenstein und Luxemburg und unterliegen nicht der heimischen Finanzmarktaufsicht. Die teils hoch riskanten Veranlagungen werden auch über Sparpläne ab 50 Euro monatlich verkauft, um sogar noch die kleinsten Kleinanleger anzulocken.
Bescheidene Fondsvolumina
Positiv performen derzeit der 2023 aufgesetzte Blockchain-Fonds (knapp 100 Prozent im Plus) und Gold, Silver, Mining (plus 13 Prozent). Das Fondsvolumen ist mit 5 bzw. 2,5 Millionen Franken jedoch trotz intensiver Bewerbung äußerst bescheiden. Das Veranlagungsvolumen der Gruppe insgesamt wollte Superfund vergangene Woche ebenso wenig beantworten wie alle weiteren Fragen des KURIER.
Verkauft Superfund weniger Produkte, sprudeln die wichtigsten Einnahmen, die Provisionserträge und Managemt-Fees, ebenfalls schwächer. So wies Superfund Asset Management 2004 Provisionserträge von 37,56 Millionen Euro und einen Bilanzgewinn von 1,4 Millionen aus. 2022, aktuellere Daten sind nicht veröffentlicht, waren es (abzüglich der Aufwendungen) nur noch 5,1 Millionen, bei 201.000 Euro Bilanzgewinn.
Bemerkenswert, dass Baha in Österreich in keiner der Gesellschaften in Geschäftsführung oder Aufsichtsrat aufscheint. Es gibt keine konsolidierte Konzernbilanz, die einen Überblick ermöglichen würde. Parallelen zu Benko?
Auch Baha, 55, umgibt sich gerne mit Promis. Als Superfund-Testimonials kaufte er sich Sportgrößen wie Niki Lauda, Herbert Prohaska oder Bode Miller. Bill Clinton und Gerhard Schröder traten bei seinen Events auf. Über den Regisseur Oliver Stone brachte es Baha, verheiratet mit Ex-Leichtathletin Steffi Graf, neben Michael Douglas zu einer Rolle als Investmentbanker in „Wall Street II - Geld schläft nicht“. Sein Profilbild auf Signal ist übrigens Dagobert Duck.
Viel Geld investiert Baha in Kunst. In der großen Albertina-Ausstellung über Gottfried Helnwein stammten die meisten Leihgaben von Baha, der auch Hundertwasser sammelt und dem das Kunsthaus in Wien gehört.
Quasi für den Notfall ließ Baha in Schloss Fohnsdorf 132 Kilo Gold- und Silbermünzen verbuddeln, ein Arbeiter holte sich einen Teil des Schatzes. Der Dieb wurde gefasst, das Schloss verkauft.
In der Sonntags-Krone füllt Baha übrigens eine Kolumne, in der er 2022 den Super-GAU des Finanzsystems ankündigte...
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