Konkret waren es in der gesamten Eurozone 2,8 Prozent; in Deutschland 2,9 Prozent, in Italien sogar nur 0,8 Prozent.
Begründet wird dieser Unterschied von Finanzminister Martin Brunner stets vor allem mit den unterschiedlichen Gewichtungen der Warenkörbe der einzelnen Länder. Der heimische Warenkorb würde wegen der großen Bedeutung des Tourismus viele Dienstleistungen enthalten. „Hätten wir den deutschen Warenkorb, wäre die Inflation um einen Prozentpunkt niedriger“, sagte Brunner mehrmals.
Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria hat nun diese Argumentation geprüft. „Die höhere Gewichtung von touristischen Dienstleistungen im Warenkorb als einen Grund für die große Differenz bei der Inflation können wir so nicht bestätigen„, sagt Agenda-Experte Jan Kluge im KURIER-Gespräch. Der Unterschied wäre mit anderen Warenkörben nicht viel anders. Das liege auch daran, dass im heimischen Warenkorb Lebensmittel weniger Gewicht hätten. In beiden Bereichen seien die Preise aber ungefähr gleich stark gestiegen. Früher allerdings hätten die Preise in Gastronomie und Hotellerie stärker zugelegt als bei Lebensmitteln. „Die Österreicher haben den Touristen-Aufschlag immer schon mittragen müssen.“
Problem wird größer
Einen größeren Einfluss auf die Inflationsrate als der Warenkorb habe die Geldpolitik, die aber gemeinsam von allen Notenbanken der Eurozone entschieden wird. Hohe Zinsen bremsen die Inflation. „Für Österreich hätten die Zinsen immer schon höher sein müssen“, so Kluge. „Aber das können wir nicht ändern. Die EZB kann darauf keine Rücksicht nehmen, da sie nur die gesamte Eurozone im Blick hat.“ Heuer wird es angesichts der schwachen Wirtschaft in Europa und der sinkenden Inflation (Zielwert der EZB sind 2 Prozent) bald Zinssenkungen geben. „Diese werden das Problem noch vertiefen“, sagt Kluge.
Als weitere Ursache für die höhere Inflation nennt Agenda-Expertin Carmen Treml die hohen Ausgabenprogramme des Staates. „Bald stand man im EU-Vergleich – wie schon in der Coronakrise – wieder ganz weit oben beim Geld ausgeben.“
Als Beispiel nennt sie die Strompreisbremse, die nicht zielgerichtet, sondern für alle Haushalte eingeführt wurde. Sie läuft Anfang 2024 zwar aus, jedoch werde dies dann wieder zu einer höheren Inflation führen. Neue Antiteuerungsmaßnahmen sind laut Brunner nicht geplant. Spielraum sieht er gegenüber dem ORF noch in einigen Bundesländern bei Gebühren.
Neues Potenzial für eine wieder steigende Inflation sind für Kluge und Treml die Nationalratswahlen. „Wahlzuckerl sind eine Gefahr.“
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Die beiden Experten raten dazu, die Ausgaben unter Kontrolle zu bringen, die Lohnnebenkosten zu senken und den Freihandel zu forcieren. „Märkte abzuschotten – wie etwa bei E-Autos aus China – ist der falsche Weg.“ Das führe zu höheren Preisen.
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