Warum die Inflation in Österreich wieder aufflammen könnte

Warum die Inflation in Österreich wieder aufflammen könnte
Die Inflation sank im Jänner deutlich. Aber die Gefahr ist noch nicht gebannt. Der Tourismus trägt laut Studie nicht die Schuld daran.

Die Nachricht dürfte in der Bundesregierung wohl mit Erleichterung aufgenommen worden sein. Die Inflation ist in Österreich im Jänner laut Schnellschätzung der Statistik Austria im Jahresvergleich spürbar gesunken. Konkret von 5,6 Prozent im Dezember auf 4,5 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit Ende 2021. „Der Rückgang beruht zu einem großen Teil auf den Haushaltsenergiepreisen – und hier insbesondere auf den Strompreisen, die vor einem Jahr aufgrund der stark gestiegenen Netzkosten deutlich höher waren“, sagt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Darüber hinaus seien Preise in vielen anderen Bereichen weniger kräftig angestiegen als zuletzt.

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Doch im Eurozonen-Vergleich zeigt sich, dass die Preissteigerungsrate in Österreich noch immer höher ist.

Konkret waren es in der gesamten Eurozone 2,8 Prozent; in Deutschland 2,9 Prozent, in Italien sogar nur 0,8 Prozent.

Begründet wird dieser Unterschied von Finanzminister Martin Brunner stets vor allem mit den unterschiedlichen Gewichtungen der Warenkörbe der einzelnen Länder. Der heimische Warenkorb würde wegen der großen Bedeutung des Tourismus viele Dienstleistungen enthalten. „Hätten wir den deutschen Warenkorb, wäre die Inflation um einen Prozentpunkt niedriger“, sagte Brunner mehrmals.

Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria hat nun diese Argumentation geprüft. „Die höhere Gewichtung von touristischen Dienstleistungen im Warenkorb als einen Grund für die große Differenz bei der Inflation können wir so nicht bestätigen„, sagt Agenda-Experte Jan Kluge im KURIER-Gespräch. Der Unterschied wäre mit anderen Warenkörben nicht viel anders. Das liege auch daran, dass im heimischen Warenkorb Lebensmittel weniger Gewicht hätten. In beiden Bereichen seien die Preise aber ungefähr gleich stark gestiegen. Früher allerdings hätten die Preise in Gastronomie und Hotellerie stärker zugelegt als bei Lebensmitteln. „Die Österreicher haben den Touristen-Aufschlag immer schon mittragen müssen.“

Problem wird größer

Einen größeren Einfluss auf die Inflationsrate als der Warenkorb habe die Geldpolitik, die aber gemeinsam von allen Notenbanken der Eurozone entschieden wird. Hohe Zinsen bremsen die Inflation. „Für Österreich hätten die Zinsen immer schon höher sein müssen“, so Kluge. „Aber das können wir nicht ändern. Die EZB kann darauf keine Rücksicht nehmen, da sie nur die gesamte Eurozone im Blick hat.“ Heuer wird es angesichts der schwachen Wirtschaft in Europa und der sinkenden Inflation (Zielwert der EZB sind 2 Prozent) bald Zinssenkungen geben. „Diese werden das Problem noch vertiefen“, sagt Kluge.

Als weitere Ursache für die höhere Inflation nennt Agenda-Expertin Carmen Treml die hohen Ausgabenprogramme des Staates. „Bald stand man im EU-Vergleich – wie schon in der Coronakrise – wieder ganz weit oben beim Geld ausgeben.“

Als Beispiel nennt sie die Strompreisbremse, die nicht zielgerichtet, sondern für alle Haushalte eingeführt wurde. Sie läuft Anfang 2024 zwar aus, jedoch werde dies dann wieder zu einer höheren Inflation führen. Neue Antiteuerungsmaßnahmen sind laut Brunner nicht geplant. Spielraum sieht er gegenüber dem ORF noch in einigen Bundesländern bei Gebühren.

Neues Potenzial für eine wieder steigende Inflation sind für Kluge und Treml die Nationalratswahlen. „Wahlzuckerl sind eine Gefahr.“

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Die beiden Experten raten dazu, die Ausgaben unter Kontrolle zu bringen, die Lohnnebenkosten zu senken und den Freihandel zu forcieren. „Märkte abzuschotten – wie etwa bei E-Autos aus China – ist der falsche Weg.“ Das führe zu höheren Preisen.

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