Industriepark-Entwickler spitzt auf Stellantis-Areal in Wien-Aspern
Zu Spitzenzeiten wurden hier 2.000 Mitarbeiter beschäftigt, doch diese Zeiten sind längst vorbei. Im Juli 2024 wird die Getriebeproduktion im früheren Opel-Werk in Wien-Aspern endgültig eingestellt. Opel gehört heute zum internationale Autokonzern Stellantis.
Und es ist Stellantis, das sich mit einer etwaigen Nachnutzung des Industieareals beschäftigt. Das als „Schutzgebiet für betriebliche Nutzung“ gewidmete Gelände in Wiener 22. Gemeindebezirk umfasst mehr als 45,3 Hektar Grundfläche und gehört der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), sprich somit indirekt der Republik Österreich.
Die Gebäude umfassen eine Fläche von 16,7 Hektar und sind Eigentum der Opel Wien GmbH. Zugleich hat Stellantis einen Nutzungsvertrag bis in Jahr 2080. Der Autokonzern kann sich als Nachnutzung einen Industriepark vorstellen, den CTP Parkmakers mit Zentrale in Amsterdam entwickeln soll. CTP ist laut eigenen Angaben Europas größter börsennotierter Eigentümer, Entwickler und Verwalter von Logistik- und Industrieimmobilien, mit einer vermietbaren Bruttogeschossfläche von mehr als 11,8 Millionen Quadratmetern in zehn Ländern. Im slowakischen Trnava hat CTP bereits auf einem ehemaligen Stellantis-Areal einen Business Park errichtet.
Beste Erfahrung
„Stellantis kann auf positive Erfahrungen mit CTP in der Slowakei verweisen, wo ungenutzte Flächen in unseren Produktionsstätten zu einem florierenden Gewerbepark entwickelt wurden. Diese Zusammenarbeit mit einem führenden Gewerbeparkentwickler in Europa kann für Wien Aspern als Referenz dienen, und wir haben diese Erfahrung mit unseren Stakeholdern geteilt. Gleichzeitig haben wir sie auch um ihre Meinung zu diesem Thema gebeten. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagt eine Sprecher von Stellantis Austria zum KURIER.
Großes Interesse
„Das Industriegelände in Aspern interessiert uns als Eigentümer, Entwickler und Verwalter von Logistik- und Industrieimmobilien. Der Standort hat für Wien eine besondere Bedeutung – über die Errichtung eines Business-Parks würden wir Arbeitsplätze sichern und neue schaffen sowie heimische und internationale Unternehmen sowie Start-Ups anziehen.
Das ist sicherlich im Interesse der Stadt Wien und aller Beteiligten für eine nachhaltige Entwicklung des Gebiets“, sagt CTP-Manager Florian Zabinsky zum KURIER. „Wir sehen ein wachsendes Interesse asiatischer Technologie-Unternehmen am Industriestandort Österreich. Diese Nachfrage will CTP mit der Entwicklung hoch moderner und geeigneter Industrieparks heute und in Zukunft bedienen.“
Teil des CTP-Parkkonzeptes sei auch die enge Zusammenarbeit und lokalen und internationalen Hochschulen wie den Universitäten von Eindhoven, Timisoara und Ostrava. „Die Nähe der Lehre zur Forschung und Entwicklung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Standort Österreich“, so Zabinsky. Dem Vernehmen nach könnte CTP bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze bis 2030 vor Ort schaffen.
CTP hat bereits in Österreich Fuß gefasst. In Bruck an der Leitha, direkt an der Autobahn A4, hat der Entwickler den Park „Vienna East“ errichtet und zwei Hallen mit je 26.000 Quadratmetern errichtet und vermietet. Eine weitere Halle mit einer Fläche von 12.000 Quadratmetern, die über einen Gleisanschluss verfügen wird, befindet sich derzeit in der Planungsphase. Im Norden von St. Pölten entsteht ein weiterer Businesspark mit insgesamt 68.000 Quadratmetern Fläche. Und im burgenländischen Kittsee sind die Bauvorbereitungen angelaufen, wo insgesamt 67.000 Quadratmeter Hallenfläche für zukünftige Vermietungen geplant sind.
Stellantiswerk im Hintergrund, im Vordergrund die Seestadt
Gespräche laufen bereits
Damit die Umwandlung des Stellantis-Werks in Wien-Aspern in einen Industriepark gelingen kann, müssen alle Beteiligten ins Boot geholt werden: Stellantis, die BIG, die Stadt Wien sowie die Wiener Wirtschaftsagentur.
„Für uns ist es wichtig, dass auf dem Areal ein Neustart für die Wirtschaft mit Industrie, Forschung, Innovation und Gewerbe gelingt“, heißt es aus dem Büro von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. „Als Stadt warten wir konkrete Vorschläge des Eigentümers der Liegenschaft, der BIG, ab. Danach wird geprüft, wie die Stadt über die Wirtschaftsagentur Wien bei einem Neustart unterstützen kann.“
Bei der BIG bestätigt man diesbezügliche Gespräche. „Aktuell finden Gespräche zwischen der BIG, der Stadt Wien und der Wiener Wirtschaftsagentur über eine zukunftsgerichtete und klimafreundliche Nachnutzung statt“, sagt BIG-Sprecherin Natalie Weiß. „Sobald es konkrete Pläne gibt, werden die Medien und die Öffentlichkeit informiert.“
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