Im Winter wurden die ersten Impfstoffe zugelassen, im Frühjahr starteten quer durch Europa die Impfkampagnen durch, jetzt bei der Sommerprognose spricht die EU-Kommission bereits von einem „starken Comeback“ der europäischen Wirtschaft.
Die allermeisten EU-Staaten, darunter auch Österreich, werden das Vorkrisenniveau von 2019 heuer erreichen. Mit einem Wachstum von 3,8 Prozent hinkt Österreich dem Durchschnitt der EU bzw. der Eurozone (4,8 Prozent) zwar hinterher, doch die Wirtschaftserholung soll anhalten und 2022 mit 4,5 Prozent noch einmal deutlich an Kraft gewinnen.
Das sind erfreuliche Nachrichten – gespeist aus einer steigenden Zuversicht der Privathaushalte und der erwarteten Erholung im Tourismus, in der Gastronomie und im Veranstaltungsbereich parallel zu den Öffnungsschritten. Und natürlich abgeleitet von der internationalen Entwicklung von den USA bis China. Österreich ist ja zu 60 Prozent eine Exportnation und insofern abhängig vom Wohlergehen seiner Handelspartner.
Österreich profitiert
Dazu passt, dass auch die Konjunktur in Mittel- und Osteuropa kräftiger als erwartet anzieht. Davon profitieren wiederum heimische Betriebe, direkt oder indirekt. Sei es in der Industrie, im Handel oder im Bankenbereich. Sie alle sind in diesen Ländern stark vertreten. Doch ausgerechnet aus den USA, wo heuer mit sieben Prozent das stärkste Wachstum seit 1984 erwartet wird, kommt nun eine Warnung der besonders eindringlichen Art.
„Kritischer Moment“
Am Mittwoch, wohl nicht zufällig vor dem G20-Gipfel am Freitag und Samstag in Venedig, sagte Kristalina Georgiewa, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), in Washington: Es gebe eine gefährliche Spaltung. „Es ist ein kritischer Moment.“ Ärmere Staaten würden aufgrund der weiterhin hohen Infektionszahlen kaum oder gar nicht vom Aufschwung der reicheren Industrienationen profitieren können. In nicht wenigen Ländern Lateinamerikas, Asiens und Afrikas sind Impfstoffe Mangelware. Die reichen Nationen müssten jetzt handeln, sprich helfen.
650 frische Milliarden
Ein Hebel: Im Kampf gegen die Pandemie soll nun auch das Budget – die sogenannten „Sonderziehungsrechte“ – des Währungsfonds um 650 Milliarden US-Dollar erhöht werden. Das wäre eine noch nie da gewesene Mittelaufstockung in der Geschichte des Fonds seit seiner Gründung 1944. Vom frischen Geld sollen mindestens 100 Milliarden Dollar auf freiwilliger Basis an die ärmsten und schwächsten Länder der Welt fließen. „Wir prüfen mit unseren Mitgliedern Wege, um dies hinzukriegen“, sagt Georgiewa.
Hinkriegen müssen die Regierungen in Europa und anderswo aber auch eine nachhaltige Erholung auf dem Arbeitsmarkt. Darauf macht aktuell die OECD in Paris aufmerksam.
Die tiefe Krise im Jahr 2020 habe in den OECD-Ländern rund 22 Millionen Jobs gekostet. Weltweit summieren sich die Arbeitsplatzverluste auf 114 Millionen. Und noch immer sind im OECD-Raum acht Millionen mehr Menschen ohne Arbeit als vor Corona.
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